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Carol

Es gibt Filme, die können allein durch phänomenale schauspielerische Leistungen gerettet werden, selbst wenn die Geschichte nicht funktioniert. Natürlich gibt es aber auch das Gegenteil: Die Schauspieler sind grandios, aber sie reichen nicht, um den Film so weit aufzuwerten, dass man ihn als "gut" bezeichnen würde. Nun ist "Carol" sicherlich alles andere als ein schlechter Film, leider können die tollen Leistungen von Cate Blanchett und Rooney Mara aber nicht verhindern, dass man sich bei ihm so wirklich wohlfühlen mag.

CAROL


Therese Belivet (Rooney Mara) arbeitet in einem Verkaufsladen und ist in einer festen Beziehung, als sie eines Tages die Kundin Carol Aird (Cate Blanchett) kennenlernt. Beide fühlen sich rasch zueinander hingezogen und verbringen plötzlich viel Zeit zusammen... sehr zum Ärgernis von Carols Noch-Ehemann Harge (Kyle Chandler), von welchem Carol getrennt lebt, welcher sie jedoch unbedingt zurückwill. Nach und nach kommen sich Therese und Carol näher und entdecken ihre Gefühle zueinander, was jedoch alles noch viel komplizierter macht, in einer Welt, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht in den Alltag gehören.

Cate Blanchett ist definitiv eine faszinierende Schauspielerin. Ich habe immer Respekt davor, wenn sich Akteure sowohl für spaßige Blockbuster als auch für kleines, von Kritikern umjubeltes Independent-Kino hergeben... so können sie stets verschiedene Rollen ausloten und sorgen dabei für Abwechslung in ihren Filmographien. Blanchett hat dabei, wie die meisten ihrer Kollegen und Kolleginnen in Hollywood, auch mal aufs falsche Pferd gesetzt, ihre Leistungen sind gerade in kleineren Filmen aber fast immer phänomenal, wie auch hier in "Carol". Wie sie diese beinahe majestätisch angehauchte Person, die ihre wahren Gefühle kaum nach außen dringen lassen kann, aufbaut, wie sie später zerfällt und uns kleinere Einblicke in die Seele dieser Frau geben lässt, das ist große und zugleich angenehm nuancierte Schauspielkunst. Ihre Spielpartnerin Rooney Mara steht ihr dabei indes kaum nach, wie sie es schafft, in winzigen Blicken und Gesten ohne etwas zu sagen so viel deutlich zu machen, so viel auszusagen, das ist schlicht und ergreifend meisterhaft. Kein Wunder, dass beide dafür für einen Oscar nominiert wurden, auch wenn sie dann gegen Brie Larson für "Raum" und gegen Alicia Vikander für "The Danish Girl" das Nachsehen hatten. Neben diesen beiden wunderbaren Darstellungen (wobei man auch Kyle Chandler als nicht ganz so einseitigen Ehemann lobend erwähnen sollte) ist der Film an sich dann aber nicht durchgehend gelungen. Die an sich sehr einfühlsam inszenierte Geschichte lässt sich dabei zu Beginn und im Mittelteil viel Zeit, um die Beziehung der beiden Frauen auszuloten, ihre Hintergründe aufzuzeigen, ihre Gefühle füreinander aufkeimen zu lassen. Auch wenn dies immer wieder spürbare Längen zur Folge hat, gelingen Regisseur Todd Haynes dabei zwischendurch einige Szenen von intensiver Energie, die wenig Worte brauchen, um ganz große und komplexe Emotionen klarzumachen. Bei einem solch ausführlichen Beginn geht dann gegen Ende alles aber doch relativ schnell, Entscheidungen werden doch etwas rasant und überstürzt getroffen, nicht alle Konflikte und deren Lösungen erscheinen nachvollziehbar. Hier hätte man sich gerne einen noch tieferen Blick in die Charaktere gewünscht, denn bis zum Ende bleiben Carol und Therese zumindest ansatzweise noch immer ein Rätsel, wir wissen nicht genau, was sie im Innersten antreibt und wieso sie gerade für welche Situation etwas opfern müssen. Ein wenig mehr Genauigkeit, etwas mehr Mut vielleicht sogar, und "Carol" wäre ein besserer Film geworden. So lebt das Drama eben besonders von seinen beiden fabelhaften Hauptdarstellerinnen und den detailreichen Ausstattungen und Sets, nicht jedoch von einer faszinierenden Geschichte, denn da fehlt dann noch der letzte Schwung, der letzte richtige Schritt. Fazit: Grandios gespieltes Drama, welches heiße Eisen anpackt, letztendlich jedoch an Mut vermissen lässt und zentrale Konflikte zu beiläufig auflöst. Das ganz große Drama bleibt somit, trotz erfrischender Langsamkeit, immer wieder auf der Strecke.

Note: 3-


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