Die zweite Runde ist eröffnet: In den Wochen und Monaten zuvor wartete offensichtlich der Großteil der Netflix-Gemeinde auf die Fortführung des Serienhits "Stranger Things" aus dem Vorjahr - gefühlt war der Hype dieses Jahr sogar größer als der zum US-Start der achten Staffel von "The Walking Dead" und das will schon etwas heißen. Für mich fiel die Wartezeit weg: Ich sah die erste Staffel erst jetzt zum ersten Mal und konnte daher direkt, ohne weitere Pause, mit der Fortsetzung weitermachen, die klar mit den gleichen Qualitäten spielt... und diese sogar noch steigert. Insgesamt ist die zweite Season, die diesmal aus einer Folge mehr besteht, sogar noch ein klares Stückchen besser gelungen als die vorangegangene.
STRANGER THINGS - STAFFEL 2
Beinahe ein Jahr, nach dem der Demogorgon in Hawkins wütete, ist in der amerikanischen Kleinstadt langsam wieder der Alltag eingekehrt. Der quasi aus der Zwischenwelt gerettete Will Byers (Noah Schnapp) gehört wieder zur Clique, die diesmal die Bekanntschaft mit der neuen Mitschülerin Maxine (Sadie Sink) machen und welche die Hormone der Jungs in Wallung bringt. Unterdessen ziehen jedoch auch wieder düstere Tage an: Sheriff Jim Hopper (David Harbour) birgt ein düsteres Geheimnis in seiner Hütte im Wald, während Joyce Byers (Winona Ryder) schon bald vermutet, dass ihr Sohn doch nicht ganz unversehrt aus dem Schattenreich entkommen ist: Will hat Visionen von einer grausamen Zukunft, die alle Menschen um ihn herum betrifft - auch seine Freunde Mike (Finn Wolfhard), Dustin (Gaten Matarazzo) und Lucas (Caleb McLaughlin)...
Auf inszenatorischer und atmosphärische Weise macht die zweite Staffel von "Stranger Things" genau dort weiter, wo die erste endete. Das heißt, auch hier werden wir wieder mit etlichen, charmanten Referenzen auf die 80er Jahre überrascht, die niemals aufdringlich, dafür aber enorm clever wirken. Den Machern gelingt es erneut durch viele Details und einen besonders durch die jungen Darsteller kindlichen Jugendcharme, uns in die damalige Zeit zurückzukatapultieren, ohne dass es sich dabei nur um eine reine Hommage handeln würde. Nein, Season 2 zitiert zwar erneut viel, stellt seine eigene Geschichte und seine Charaktere aber dennoch vor all diese Anspielungen, lässt die Handlung leben und atmen... das macht weiterhin und zum Glück den großen Reiz dieser Show aus.
Besonders während der ersten Hälfte der Staffel, die hier auch die stärkere darstellt, kommen diese Aspekte gut zum Tragen - der doch recht düstere und zuweilen enorm spannende Grusel vermischt sich hier perfekt mit dem sympathischen Humor, den alltäglichen Sorgen und kleinen Abenteuern der Kinder und der Plots weiterer Nebenfiguren. Das ist unglaublich charmant, erzeugt viele Lacher und hat dabei auch extrem viel Herz, wobei mit Klischees gespielt, diese aber auch immer wieder auf intelligente Art und Weise gebrochen werden, um die Figuren lebendiger zu machen. Mit der Zeit verlieren die neun Folgen dies ein wenig aus den Augen und versinken gegen Ende in einem etwas enttäuschenden, weil viel zu überfüllten Finale, welches sich weitestgehend auf Action und enorme Schauwerte konzentriert. Letztere sind für eine Serie definitiv meisterhaft und lassen immer wieder staunen, ich persönlich hatte jedoch an den kleinen, nur langsam anlaufenden Abenteuern mehr Spaß als am erneut aufgenommenen Monsterkampf und den schließlich doch sehr viel Raum einnehmenden, großen Fantasy-Elementen.
Diese werden dabei weitestgehend von einer bekannten Figur der Vorgänger-Staffel eingebracht, deren Handlung hier interessant anmutet, allerdings mit zu wenig echter Aufmerksamkeit bedacht wird, was ein wenig schade ist. Dafür wissen jedoch die Neuzugänge weitestgehend zu überzeugen: Der etwas überzeichnete, neue Schulchampion in Form eines schmalzlockigen Rowdys namens Billy, gespielt von "Power Rangers"-Star Dacre Montgomery, bringt noch ein latentes Nervpotenzial mit sich, dafür darf das neue Mädchen in der Crew, Maxine, voll auf den Punkt treffen: Neben dem mal wieder für den Humor zuständigen Dustin ist sie mein neuer Favorit in einer an charmanten Originalen sicherlich nicht armen Besetzungsliste. Neben den erneut mehr als überzeugenden Wiederkehrern David Harbour, "Alien"-Star Winona Ryder, Natalia Dyer, Finn Wolfhard und Charlie Heaton ist auch die Besetzung von Sean Astin gelungen. Seine neu hinzugeschriebene Rolle fällt zwar ein wenig weichgezeichnet aus, dennoch ist es ohnehin eine wahre Freude, den ehemaligen "Der Herr der Ringe"-Schauspieler endlich wieder in einer tragenden Rolle zu sehen.
Dank einer schönen Geschichte, die auf vielen Ebenen den Bogen zu der vorherigen Staffel spannt, dabei aber auch einige neue Wege geht und nicht mit Humor und düsteren Elementen geizt, ist die Spannung hier insgesamt doch höher ausgefallen und es werden auch einige offene Fragen beantwortet, sodass das Gesamtergebnis hier doch wesentlich runder wirkt. Das ist flott erzählt, unglaublich charmant von allen wichtigen Figuren getragen und hat auch in Details und kleinen Subplots genügend Dringlichkeit und Intelligenz, um erneut über neun Folgen zu fesseln. Nun jedoch heißt es auch für mich - Warten. Auf die bereits angekündigte dritte Staffel freue ich mich nun richtig, denn es scheint so, als könnten die alljährlichen Ausflüge nach Hawkins nun doch zu einem der Serien-Highlights zählen, auf die man wirklich pochen darf.
Fazit: Rundere Staffel, erneut mit viel Charme, Humor und Herz ausgestattet, die sich erst gegen Ende ein wenig in rudimentärem Fantasy-Bombast verliert. Zuvor lebt diese Season erneut von seinen wunderbar geschriebenen Charakteren, einer atmosphärischen Grundstimmung und einer ebenso cleveren wie spannenden Geschichte, die auch viele düstere Elemente auffährt.
Note: 2-
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