Direkt zum Hauptbereich

Scream - Die erste Staffel

"Scream 4" war ja leider an den Kinokassen nicht mehr der große Erfolg und angesichts dessen, dass ich gerade diesen finalen Film wirklich mochte, war ich schon traurig, dass es so plötzlich mit dieser genialen Horror-Reihe zu Ende sein sollte. Aber hey, die Filmbosse wären ja nicht Bosse, wenn sie nicht noch ein Ass im Ärmel hätten und diesmal lautete der Trick ganz einfach: TV-Serie. In einem Zeitalter, wo meisterhafte Fernsehproduktionen mehr Fans haben als aufwendige Blockbuster, da sollte doch auch "Scream" funktionieren, oder? Aber Zweifel durften angebracht sein, denn einen Film als Serie neu zu verwursten, das ist immerhin schon mehr als einmal schiefgegangen...

SCREAM - STAFFEL 1


Als die junge Highschool-Schülerin Nina Patterson (Bella Thorne) in ihrem Haus ermordet wird, ist der Schrecken in der Kleinstadt Lakewood groß. Als jedoch mehr Morde geschehen, bringt man die Vorfälle mit einer Mordserie vor zwanzig Jahren in Verbindung, als ein Killer mehrere Jugendliche zur Strecke brachte und anschließend von der Polizei erschossen wurde. Die Schülerin Emma (Willa Fitzgerald) gerät ins Visier des unbekannten Killers, wird am Telefon und auch in ihren eigenen vier Wänden terrorisiert. Der Mörder zwingt sie zu einem Spiel, ihre Teilnahme soll das Leben ihrer Freunde sichern. Gemeinsam mit ihren Freunden versucht Emma, dem Killer ein Schnippchen zu schlagen... bis sie vermutet, dass jemand aus ihren Bekannten-Kreisen hinter der weißen Maske stecken könnte.

Einer der Hauptcharaktere bringt es in der ersten Episode wunderbar auf den Punkt: Eigentlich können Slasher als TV-Serie nicht funktionieren, da das Tempo in solchen Filmen hoch sein muss, im Fernsehen die Handlung jedoch gestreckt werden muss, um mehrere Episoden möglich zu machen. Wenig später erzählt genau dieser Charakter, dass es einem in einem TV-Format eben nicht nur darum gehen dürfe, wer als nächster über die Klinge springt. Man müsse sich für die Figuren und ihr Leben interessieren, damit einem der plötzliche Tod eines sympathischen Charakters einen Stich versetze. Keine Frage, Serien-Fans werden das kennen und auch "Scream" versucht händeringend, auf diesen Zug aufzuspringen, die potenziellen Opfer zu lebenden Menschen zu machen, sodass sich der Zuschauer für sie interessiert und ihr brutales Ableben nicht nur mit einem Schulterzucken annimmt. In den ersten Folgen gelingt dies auch, die typischen Anfänge eines jeden Teenie-Slashers werden hier ausführlicher behandelt, das Kennenlernen der Charaktere fällt zwar klischeehaft, aber auch recht clever aus... ebenso wie die intelligenten Querverweise, in welchen "Scream"-typisch jede Menge Filmzitate eingeworfen werden: Kino-Fans werden hier ihre wahre Freude haben. Leider verliert die Serie ihren Schwung später immer mehr. Was anfangs noch recht spannend beginnt, nimmt immer mehr Seifenopern-Züge an und der Versuch, den Charakteren Leben einzuhauchen, gelingt kaum, da die Konflikte unglaublich reißbrettartig entworfen sind. Einer betrügt seine Freundin, einer lästert hinter dem Rücken, eine vertraut ihrem Vater nicht mehr, da dieser sich nie wirklich kümmert. Wer jetzt schon gähnt, wird sich während der Serie gerade im erschreckend zahmen und langatmigem Mittelteil ziemlich langweilen. Ebenfalls viel zu leicht durchschauen ist, wie die Macher (immerhin sind die "Scream"-Meister Wes Craven und Kevin Williamson als Autoren und Produzenten mit an Bord) mit allen Mitteln versuchen, ihre eigentlich sehr einfache Geschichte immer weiter zu strecken. Immer wenn man denkt, jetzt dürfte der Killer gestellt sein, sorgt eine sinnfreie Wendung dafür, dass es eben doch noch nicht vorbei ist. Ebenso verhält es sich mit dem Überlebenskampf der Charaktere, bei welchem die Autoren wohl irgendwann der Mut verlassen hat. Sie bringen jeden mehrfach in eine gefahrenvolle Situation, lassen die meisten aber immer wieder überleben. Dies war wohl auch nötig, um in den mittleren Episoden, wo sich der Slasher zum recht blutfreien Krimi wandelt, ein wenig Killer-Stimmung aufzutischen. Diese Szenen wirken jedoch eher beiläufig eingeschoben und irgendwann weiß man halt auch zu schnell, wie der Hase läuft. Bis zu einem enttäuschenden Finale und einer noch enttäuschenderen, weil vollkommen wirren und idiotischen Auflösung, hat man sich zwar einige Male von netten Schocks in den Sessel drücken lassen und spannend wird es auch immer wieder, leider nutzen die Macher aber das Serien-Potenziel nicht für mehr Tiefe, sondern schlichtweg für eine schleppende Erzählweise mit laschen Konflikten, die alles nur mehr in die Länge ziehen. Schade auch, dass die Schauspieler nicht überzeugen, denn wo Neve Campbell, David Arquette und Co. mit viel Witz und Selbstironie an die Sache herangingen, so geht hier einzig Willa Fitzgerald als Emma in Ordnung, der Rest agiert arg steif und farblos. Klingt jetzt böser, als es ist, denn "Scream" kann schon unterhalten über einen gewissen Zeitraum und ist besonders zu Beginn erfrischend konsequent und clever. Leider durchschauen wir die Absichten der Macher zu früh, was "Scream" am Ende nur noch zu einem zwar irgendwie sympathischen, aber doch recht behäbigen und schlecht durchdachten Slasher-Klon macht. Das Potenzial für die bereits in Auftrag gegebene zweite Staffel sollte dann hinsichtlich mehr emotionaler Tiefe und auch hinsichtlich mehr Mut und Konsequenz genutzt werden, um wirklich zu schockieren.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se