Bevor ich zu der Kritik zu diesem lang erwarteten Sequel komme, möchte ich eingangs noch ein paar weitere Worte zum Original verlieren: Ich habe mir "Guardians of the Galaxy" zur Vorbereitung auf die Fortsetzung natürlich noch einmal angesehen, was meine insgesamt dritte Sichtung darstellte. Und ich musste feststellen, dass der Film für mich bei der zweiten und dritten Sichtung doch merklich an Qualität verlor. Natürlich, er besitzt weiterhin die grandiosen Effekte, manch geniale Idee, die sympathischen Charaktere und die mehr als spielfreudigen Darsteller. Nimmt man die Fanbrille aber ab, erkennt man auch, dass der Humor oftmals ein wenig gezwungen wirkt, dass den Actionszenen der echte Wumms fehlt und das auch die emotionale Komponente nie ganz funktioniert, was auch an der etwas laschen Handlung liegen mag. Damals bewertete ich "Guardians" mit einer für mich untypisch guten Note, "2", heute würde ich wohl auf eine "3+" runtergehen: Immer noch ein guter Film, aber alles andere als ein Meisterwerk im MCU. So senkte ich dann auch meine Erwartungen ein wenig, als es endlich in die Vorstellung der Fortsetzung ging...
GUARDIANS OF THE GALAXY, VOL. 2
Auf ihrer Reise durch das Universum geraten die Guardians erneut in so manche Gefahr. Während einer gigantischen Schlacht mitten im All wird die Gruppe von Ego (Kurt Russell) gerettet, der sich als Peter Quills (Chris Pratt) Vater vorstellt. Peter traut der Sache nicht richtig, willigt aber dennoch ein, Ego gemeinsam mit Gamora (Zoe Saldana) und Drax (Dave Bautista) zu seinem Heimatplaneten zu begleiten... denn dort hätte der Vater eine wichtige Aufgabe für seinen Nachwuchs. Währenddessen bleibt Rocket mit dem kleinen Groot zurück und bekommt bald Gesellschaft von Yondu (Michael Rooker), der das Kopfgeld einsacken möchte, welches mittlerweile auf die Guardians ausgesetzt ist. Das ruft schließlich auch Gamoras böse Schwester Nebula (Karen Gillan) auf den Plan.
Diesmal gehen die Macher tatsächlich einen etwas anderen Weg. Während die erste halbe Stunde noch wie eine genau gleichgeartete Fortsetzung anmutet und dabei auch einigermaßen viel Spaß macht, so splittet der Film seine Handlung später auf mehrere Ebenen auf, was "Guardians of the Galaxy", trotz einiger damit einherlaufender Schwächen, tatsächlich ein wenig gut tut. Nach den ersten Actionszenen und den gewohnt amüsanten Wortscharmützeln (wobei Drax weiterhin die meisten Lacher erntet) nimmt "Volume 2" das Tempo spürbar raus, sorgt zwischendurch auch für einige Längen, kümmert sich aber auch besser um seine Charaktere, als es das Original tat.
Dort wirkten die Charaktere eher wie eine recht alberne, egomanische Truppe ohne größere Hintergründe (Peters Einführung auf der Erde ging dabei klar aus eine die Regel bestätigende Ausnahme hervor), hier wird dann tatsächlich der Versuch unternommen, jedem von ihnen auch abseits der Ballerei und des ständigen Streits ein Gesicht zu verleihen, was zwar weniger Action, dafür aber auch ein höheres Maß an teilweise erwachsenerer Tiefe bedeutet, die sich sehr genossen habe. Natürlich, das ist noch immer kein hochgradiger Anspruch, entfernt sich aber ein gutes Stück weit von der bunten Nummernrevue des Vorgängers, wobei ich die Charaktere definitiv besser ins Herz schließen konnte.
Die Geschichte zerfasert im Mittelteil allerdings ein wenig, was nicht unbedingt an der Aufsplittung der Figuren auf die verschiedenen Posten liegt, sondern eher daran, dass sehr viele Fässer aufgemacht werden. Bis kurz vor dem Finale ist noch nicht mal ein richtiger Antagonist zu verzeichnen und es scheint so, als würde "Guardians 2" bis weit über die Hälfte der 136 Minuten hinaus einiges vorbereiten müssen. Das ist auf gewisse Art vorhersehbar, dabei aber immerhin unterhaltsam genug, um das Interesse wachzuhalten.
Die Story ist, trotz einer gewissen Behäbigkeit, vielschichtiger und auch spannender, was manch einem Zuschauer übel aufstoßen würde: Albernheiten und die urkomischen Zänkereien der Mitglieder untereinander gibt es zwar weiterhin und Baby Groot sorgt auch für einiges an genialem Slapstick, eine reine Komödie ist der Film aber nicht mehr, dafür legt er seinen Schwerpunkt oftmals doch klarer auf eine innere Dramatik und das Eigenleben dieser Fülle an Figuren. Neben den fünf Guardians stoßen nämlich auch sowohl einige alte Bekannte als auch manch ein neues Gesicht in die Runde der wichtigen Figuren. Chris Pratt bleibt als Star-Lord weiterhin das Zentrum, doch Kurt Russell als sein Vater sowie die vorigen Nebenfiguren Yondu und Nebula spielen hier auch sehr wichtige Rollen, die allesamt auch ihr eigenes Päckchen mit sich tragen. Das ist dann schon ziemlich viel Stoff, wobei sogar Rocket, Drax und natürlich Gamora eigene, kleine Subplots erhalten und ist sicher nicht mehr ganz so kurzweilig wie von Marvel gewohnt.
Geblieben sind aber natürlich die grandiosen Actionszenen (drei an der Zahl plus ein ziemlich cooles Finale), die durch die Bank weg guten Efekte (einige kleine CGI-Schäden zu Beginn ausgenommen) und ein außerordentlich netter Soundtrack, der erneut manch einen Musikklassiker der 80er Jahre auf die Playlist packt. Im Grunde stimmt die Mischung aus Humor, Emotionen und knalliger Action also auch hier, es wird eben nur ein wenig anders angepackt. Das ist nicht immer stimmig, aber streckenweise immerhin etwas mutiger als erwartet und macht doch ziemlich viel Spaß.
Fazit: Die Handlung zerfasert ein wenig und zieht sich im Mittelteil tatsächlich ein wenig, trotzdem sorgen der freche Humor, die grandiosen Actionszenen und eine überraschende Portion an ruhiger Tiefe erneut für einen sehr soliden Marvel-Spaß, der es locker mit dem ersten Teil aufnehmen kann.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen