Direkt zum Hauptbereich

Braveheart

Mel Gibson war einer der Superstars der 80er und 90er... mit einem Blockbuster nach dem anderen erwies er sich nicht nur als solider Schauspieler, der sicher die Kassen klingeln ließ, sondern auch als starker Regisseur. Wo Gibson heute nur noch durch wenige gute Rollen auf sich aufmerksam macht, dafür aber immer wieder mit verschrobenen Interviews und Alkohol-Eskapaden in den Schlagzeilen zu finden ist, da war er Mitte der 90er auf dem Höhepunkt seiner Karriere... als er die Regie führte und die Hauptrolle spielte in "Braveheart".

BRAVEHEART

Ende des dreizehnten Jahrhunderts sitzt der verschrobene König Eduard I. (Patrick McGoohan) auf dem Thron Schottlands, welchen er für sich beanspruchte. Das schottische Volk lebt seitdem in ständiger Angst und Sklaverei. William Wallace (Mel Gibson) möchte mit den Streitereien und den Auflehnungen gegen den König, welche sein Volk unternimmt, nichts zu tun haben, doch als seine Ehefrau Murron (Catherine McCormack) von den Soldaten missbraucht und öffentlich hingerichtet wird, ist die Wut des Mannes entfacht. Er trommelt seine Freunde zusammen und hat mit der Zeit, nachdem er sich einen Namen im Land gemacht hat, eine kleine Armee an seiner Seite, welche groß genug ist, es mit den Streitmächten des Königs aufzunehmen und um ihre Freiheit zu kämpfen...

"Braveheart" aus dem Jahr 1995 beruht tatsächlich teilweise auf historischen Ereignissen... als historisch genau sollte man den Film aber bitte nicht nehmen, da er einzelne Charaktere, insbesondere die von Hauptfigur William Wallace und auch die des Thronfolgers Robert the Bruce, hier gespielt von Angus Macfadyen, für eine passendere Dramatik zurechtstutzt. Beim Film selbst stört dies wenig, denn dieser ist kraftvoll, spannend und emotional genug, um über gute drei Stunden zu unterhalten und dabei sogar, was für das Genre und die Laufzeit mittlerweile selten ist, so gut wie keine Längen aufkommen zu lassen. Teilweise wünscht man sich gar, "Braveheart" würde noch ein wenig länger gehen, denn stellenweise wirken besonders die Nebendarsteller hier ein wenig verloren und ich hätte gerne mehr über ihre Rollen erfahren... abgesehen davon, dass die William Wallace bis in den Tod folgen und an seiner Seite kämpfen, um ihr Land und ihre Freiheit zurückzuerobern. Besonders leidtragend ist hier Brendan Gleeson, einer der besten Nebendarsteller unserer Zeit, der bereits in Filmen wie "Troja", "Königreich der Himmel" und der "Harry Potter"-Reihe sein Talent mehrfach unter Beweis stellte. Hier ist er zwar stets grimmig guckend im Hintergrund zu erspähen, hat jedoch erstaunlich wenig zu sagen, was einem Gleeson kaum würdig ist. Einige Abweichungen von der Geradlinigkeit wären hier wünschenswert gewesen, denn so ist "Braveheart" zwar funktionell gut angelegt, aber auch arg vorhersehbar. Der Dramatik selbst tut das keinen Abbruch, wenn Wallace seine Reden schwingt und sich gröhlend in die feindlichen Armeen stürzt, bis zum letzten Atemzug, dann fiebert man als Zuschauer schon ganz schön mit... auch der kraftvollen Bilder und des mitreißenden Soundtracks sei Dank. Ein Klassiker des Genres ist dieser Film sicherlich verdient, auch wenn Mel Gibson in der Hauptrolle überschätzt wird (wie gewohnt übertreibt er es hier und da mit seinen großen Gesten, da wirken die Menschen neben ihm mit weniger Text doch deutlich glaubwürdiger), aber man sollte auch klar auf die wenigen Schwächen hinweisen, welche in den Lobhudeleien, die "Braveheart" sonst abbekommt, weniger hervorgehoben werden. Ein Meisterwerk ist er nämlich definitiv nicht, aber er sprüht vor Herzblut, verursacht in den hervorragenden Kampfsequenzen auch das ein oder andere Mal Gänsehaut und ist besonders im letzten Drittel so dramatisch, dass es einen beinahe beim Zuschauen quält. Aber letzten Endes ist der Film zu glatt, um an vergleichbare Werke heranzukommen... gesehen haben sollte ihn jedoch jeder, welcher sich nur annähernd einen Filmfan nennt.

Note: 2-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...