In den schrecklichsten Momenten unserer Weltgeschichte ist es an den Menschen, das Leben noch lebenswert zu gestalten... und sei es nur durch kleine Augenblicke, die uns wieder Mut und Sinn geben. Heutzutage kann man sich kaum mehr vorstellen, wie die Menschen während eines gigantischen Weltkriegs reagieren und wie sie kämpfen mussten, um ihr normales Leben weiterzuführen, irgendwie einen Silberstreif am Horizont zu erschaffen. Genau eine solche Geschichte erzählt der vor zwei Tagen in den deutschen Kinos angelaufene "Deine Juliet", der mit Starbesetzung und viel Ruhe die Herzen der Zuschauer ansprechen möchte...
DEINE JULIET
London in den späten 40er Jahren: Juliet Ashton (Lily James) arbeitet als Journalistin und erfährt durch einen intensiven Briefverkehr mit einem Mann namens Dawsey Adams (Michiel Huisman) von einer schier unglaublichen Geschichte. Während der Besetzung der Nazis im Zweiten Weltkrieg gründeten die Bewohner der Ärmelkanal-Insel einen Buchclub, um sich von den Schrecken der neuen Regentschaft abzulenken. Juliet ist beeindruckt von diesen Maßnahmen und darüber, was alleine das Lesen den Leuten gegeben haben muss... was für eine Macht Geschichten haben können. Sie beschließt nach Guernsey zu reisen, um Adams dort persönlich zu kennenlernen, allerdings entfaltet sich die Geschichte nach ihrer Ankunft doch etwas anders als zuvor gedacht.
Ja, "Deine Juliet" versucht wirklich mit allen verfügbaren Mitteln, die Herzen seiner Zuschauer zu öffnen: Eine zutiefst menschliche Geschichte vor historischen Hintergründen, liebenswerte Charaktere, die schreckliche Dinge durchmachen mussten, eine starke, weibliche Hauptfigur und natürlich, wie könnte es auch anders sein, eine ergreifende Liebesgeschichte. So würden die Macher ihren Film vielleicht beschreiben, mit großen Worten... so richtig zutreffen will letztendlich aber keines davon, da das Werk seinen großen Ambitionen niemals gerecht wird. Natürlich, es muss nicht immer das gigantische Drama sein und generell bin ich auch ein großer Fan von ruhiger erzählten Plots. Trotzdem brauchen auch diese in ihrem eigenen Kreis einen gewissen Schwung und zumindest eine Geschichte, die über die nicht gerade kurze Laufzeit von zwei Stunden packt... und all das hat "Deine Juliet" nicht.
Sicher, wie Juliet nach und nach durch kleine Recherchen und Gespräche mit den ansässigen Bewohnern der Insel Guernsey die Geschehnisse aufdeckt, wie der Buchclub "Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" (die Herkunft des Titels ist einer der wenigen reizvollen Aspekte des Films) zustande kam und wie sich dieser gegen die Regentschaft der Nazis auflehnte, ist nicht unspannend. Letztendlich dreht sich der Plot in der Vergangenheit auf dramatischer Ebene aber zumeist um eine einzige Person, was den Gedanken erweckt, dass es all den vorigen, recht mühsamen Aufbau eigentlich nicht gebraucht hätte. Noch dazu glänzt diese Person in der "Gegenwart" mit Abwesenheit, was keinen gelungenen, emotionalen Unterbau gibt und die Geschichte eher durch das, was erzählt wird, erweckt... aber nicht durch das, was wir sehen, erleben und fühlen. Ein bisschen ist es also, wie einem Hörspiel zu lauschen, aber ohne dass der Unterhaltungswert ein solch großer ist, da der Plot doch immer wieder hörbar knackt.
Alles andere als unschuldig daran ist die Liebesgeschichte, die in einem Film wie diesem natürlich auch noch irgendwie platziert werden muss und der es an allem fehlt, was Romantik ausmacht: Diese Handlung ist erschreckend vorhersehbar, kitschig und es fehlt ihr an Funken. Das liegt auch an den Darstellern, die hier kaum richtig zueinander kommen. "Cinderella"-Prinzessin Lily James gelingt es hier zum gefühlt ersten Mal in ihrer bislang ja recht abwechslungsreichen Schauspielkarriere, in einer Hauptrolle nicht zu überzeugen - sie überzieht und findet keinen richtigen Fokus für die Figur, die generell ja doch eher passiv durch die mäßige Handlung stolpert und gerade die großen Emotionen, die später transportiert werden sollen, nimmt man ihr leider gar nicht ab.
Während James sich aber immerhin müht, scheint ihr Gegenstück sich gar nicht für seine Arbeit zu interessieren: Michiel Huisman spielte bereits in interessanten Filmen wie "Für immer Adaline" oder der Blockbuster-Serie "Game of Thrones", hier verrichtet er jedoch nicht mehr als Dienst nach Vorschrift und bleibt als neuer Schwarm der Hauptfigur erschreckend farblos. Am Ende muss man noch anmerken, dass das Drama aber natürlich trotzdem einige Momente hat, so ein paar wunderschöne Landschaftsaufnahmen, ein paar liebenswerte Nebenfiguren und das nett zum Leben erweckte Gefühl, was es heißt, eine Schriftstellerin zu sein. Für zwei Stunden und einen Plot, der ansonsten kaum Zug hat, ist das aber zu wenig... und somit fällt dieses Werk dann doch recht deutlich durch.
Fazit: Dröger Mix aus historischem Drama und romantischem Kitsch, vorhersehbar und ohne echte Dringlichkeit. Vergangenheit und Gegenwart ergeben kein rundes Gesamtbild, der Plot müht sich ohne echte Ecken und Kanten bis zu seinem laschen Abschluss.
Note: 4
Ja, "Deine Juliet" versucht wirklich mit allen verfügbaren Mitteln, die Herzen seiner Zuschauer zu öffnen: Eine zutiefst menschliche Geschichte vor historischen Hintergründen, liebenswerte Charaktere, die schreckliche Dinge durchmachen mussten, eine starke, weibliche Hauptfigur und natürlich, wie könnte es auch anders sein, eine ergreifende Liebesgeschichte. So würden die Macher ihren Film vielleicht beschreiben, mit großen Worten... so richtig zutreffen will letztendlich aber keines davon, da das Werk seinen großen Ambitionen niemals gerecht wird. Natürlich, es muss nicht immer das gigantische Drama sein und generell bin ich auch ein großer Fan von ruhiger erzählten Plots. Trotzdem brauchen auch diese in ihrem eigenen Kreis einen gewissen Schwung und zumindest eine Geschichte, die über die nicht gerade kurze Laufzeit von zwei Stunden packt... und all das hat "Deine Juliet" nicht.
Sicher, wie Juliet nach und nach durch kleine Recherchen und Gespräche mit den ansässigen Bewohnern der Insel Guernsey die Geschehnisse aufdeckt, wie der Buchclub "Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" (die Herkunft des Titels ist einer der wenigen reizvollen Aspekte des Films) zustande kam und wie sich dieser gegen die Regentschaft der Nazis auflehnte, ist nicht unspannend. Letztendlich dreht sich der Plot in der Vergangenheit auf dramatischer Ebene aber zumeist um eine einzige Person, was den Gedanken erweckt, dass es all den vorigen, recht mühsamen Aufbau eigentlich nicht gebraucht hätte. Noch dazu glänzt diese Person in der "Gegenwart" mit Abwesenheit, was keinen gelungenen, emotionalen Unterbau gibt und die Geschichte eher durch das, was erzählt wird, erweckt... aber nicht durch das, was wir sehen, erleben und fühlen. Ein bisschen ist es also, wie einem Hörspiel zu lauschen, aber ohne dass der Unterhaltungswert ein solch großer ist, da der Plot doch immer wieder hörbar knackt.
Alles andere als unschuldig daran ist die Liebesgeschichte, die in einem Film wie diesem natürlich auch noch irgendwie platziert werden muss und der es an allem fehlt, was Romantik ausmacht: Diese Handlung ist erschreckend vorhersehbar, kitschig und es fehlt ihr an Funken. Das liegt auch an den Darstellern, die hier kaum richtig zueinander kommen. "Cinderella"-Prinzessin Lily James gelingt es hier zum gefühlt ersten Mal in ihrer bislang ja recht abwechslungsreichen Schauspielkarriere, in einer Hauptrolle nicht zu überzeugen - sie überzieht und findet keinen richtigen Fokus für die Figur, die generell ja doch eher passiv durch die mäßige Handlung stolpert und gerade die großen Emotionen, die später transportiert werden sollen, nimmt man ihr leider gar nicht ab.
Während James sich aber immerhin müht, scheint ihr Gegenstück sich gar nicht für seine Arbeit zu interessieren: Michiel Huisman spielte bereits in interessanten Filmen wie "Für immer Adaline" oder der Blockbuster-Serie "Game of Thrones", hier verrichtet er jedoch nicht mehr als Dienst nach Vorschrift und bleibt als neuer Schwarm der Hauptfigur erschreckend farblos. Am Ende muss man noch anmerken, dass das Drama aber natürlich trotzdem einige Momente hat, so ein paar wunderschöne Landschaftsaufnahmen, ein paar liebenswerte Nebenfiguren und das nett zum Leben erweckte Gefühl, was es heißt, eine Schriftstellerin zu sein. Für zwei Stunden und einen Plot, der ansonsten kaum Zug hat, ist das aber zu wenig... und somit fällt dieses Werk dann doch recht deutlich durch.
Fazit: Dröger Mix aus historischem Drama und romantischem Kitsch, vorhersehbar und ohne echte Dringlichkeit. Vergangenheit und Gegenwart ergeben kein rundes Gesamtbild, der Plot müht sich ohne echte Ecken und Kanten bis zu seinem laschen Abschluss.
Note: 4
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