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The Beast In Me

Einst war Agatha Wiggs (Claire Danes) eine höchst erfolgreiche Autorin, die mit ihrem Erstlingswerk sogar einen Pulitzer Preis gewann. Doch nach dem tragischen Verlust ihres Sohnes hat sie sich verloren und ist nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu Papier zu bringen. Ihre Beziehung zu der Künstlerin Shelley (Natalie Morales) zerbrach, ihre finanzielle Situation ist eine echte Farce. Als dann auch noch der ehemals des Mordes verdächtigte Unternehmer Nile Jarvis (Matthew Rhys) in das Haus nebenan einzieht und der Autorin ebenso arrogante wie unangenehme Avancen macht, scheint das Drama mehr als perfekt. Doch dann ergreift Agatha die Chance, die alles ändern könnte: Sie möchte ein Buch über Nile schreiben, in welchem er die Umstände des Mordverdachts um ihn klarstellen soll. Doch ist Nile wirklich unschuldig, wie er es behauptet? Oder steckt doch mehr hinter der ganzen Sache? Und ist Agatha überhaupt sicher in seinen Kreisen oder droht sie, ebenfalls eine düstere Seite zu offenbaren?

Erst kürzlich sah ich (wie so oft) ein Video von David Hain, einem der wohl bekanntesten (und wie ich finde auch besten) Filmkritiker aus deutschen Landen. In diesem beklagte er, dass besonders Filme und Serien, die direkt für Streaminganbieter produziert werden, oft regelrecht hässlich aussehen. Auch wenn es natürlich mehr als genug Ausnahmen gibt, muss ich meinem Kollegen da zumindest ein bisschen zustimmen. Denn es scheint immer öfter so, als würde man sich angesichts von Produkten, die ohnehin geklickt werden, ganz gleich, wie sie nun aussehen, immer weniger auf eigentlich sehr wichtige Details während der Produktion geachtet wird. Das sieht man der neuen Mini-Serie der Homeland-Macher nun auch durchgehend an: Die Show ist furchtbar ausgeleuchtet und insbesondere das Color-Grading ist furchtbar blass. Entweder überstrahlen helle Bildinhalte vollkommen oder versinken in völliger Finsternis, das Kontrastverhältnis ist ein Graus. Ohne jeglichen Grund wurde zudem auch noch mit ungemein viel wuseligem Korn gearbeitet, sodass das Bild niemals wirklich scharf ist und stets in Artefakten zu versinken droht. Für einen aktuellen Titel aus dem Jahr 2025, der zudem noch in 4K angeboten wird, sind solcherlei technische Schlampereien einfach nicht in Ordnung... doch da es hierbei keinerlei Kontrolle mehr gegeben hat, die sich auf solcherlei optische Details fokussiert, wird uns die Serie in solch einer Qualität nun einfach vorgelegt.
Mir ist aber natürlich bewusst, dass diese optischen Fehlschläge weniger Gewicht haben, wenn die Serie denn inhaltlich genug bietet... auch wenn man auf solcherlei Details, sofern man denn Achtung für sein Produkt hat, im Normalfall doch immer noch ein Auge hat. Rein inhaltlich hat The Beast In Me wohl mehr als nur ein Auge auf diverse Hitchcock-Klassiker geworfen und biedert sich atmosphärisch durchaus bei diesen an. Zudem spürt man hinsichtlich der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren durchaus die Vibes der ersten Homeland-Staffeln, wo die unsichere Verbindung zwischen einem gefährlichen Straftäter und einer Ermittlerin das entscheidende Salz in der Suppe war. Auch damals spielte Claire Danes die Hauptrolle und Fans dürften sich angesichts ihres Spiels gleich mehrfach an die Serie erinnern. Danes agiert hier nämlich erneut in der Rolle einer Frau, die durchweg kurz vor dem absoluten Nervenzusammenbruch steht... und spielt dementsprechend so, wie man es von ihr kennt. Mit ungemein viel ekstatischer Mimik, oftmals nahe an der Grenze, bisweilen auch darüber zu dem, was als vollkommene Übertreibung gilt. Das kann an den Nerven zehren und hat oftmals auch nichts mehr mit glaubwürdigem Schauspiel zu tun - immerhin macht der Rest des Casts seine Sache aber besser, auch wenn etwas weniger überschauriges Grinsen und Starren seitens Matthew Rhys seiner deswegen gar nicht mehr so mysteriösen Figur gut getan hätte.
Die Drehbücher haben zunächst alle Hände voll damit zu tun, die zahlreichen Figuren und Handlungen unter einen Hut zu bringen. Die an und für sich wirkungsvolle, alsbald aber zerfaserte Geschichte wird nämlich von allerlei Nebenkram aufgeplustert, der hin und wieder ein paar atmosphärisch dichte Details offenbart, aber auch einige Füller zu bieten hat. Ob nun jede Nebenfigur noch eine besonders dramatische Familiengeschichte brauchte, darf dementsprechend bezweifelt werden. Der an und für sich spannende Krimi driftet gegen Ende zudem in reichlich effekthascherischen Nonsens ab und braucht auch eine gesamte Erklärbär-Folge, um sehr umständlich allerlei Handlungsstränge zusammenkommen zu lassen - das wäre sicherlich auch galanter gegangen. Zudem fällt bisweilen das vollkommen stupide Vorgehen der polizeilichen Behörden negativ auf, weswegen sich innerhalb der letztendlich nicht unbedingt seichten, aber etwas zu vorhersehbaren Dramaturgie auch einige Glaubwürdigkeitsprobleme einschleichen. Das ist dann niemals wirklich langweilig und die acht Folgen haben fast durchweg genug Schwung, um irgendwie am Ball zu bleiben. Das Endergebnis ist dennoch nicht clever genug, um die spannende Ausgangssituation auch ebenso rund zum Ende zu führen. Dass zudem ausgerechnet eine lesbische Hauptfigur hier als ständig hysterisch, den Verstand verlierend und hyper-emotional gezeichnet wird, mag einigen Zuschauer*innen angesichts solch eines herablassenden, unnötigen Klischees ebenfalls sauer aufstoßen.

Fazit: Neben dem anfänglich atmosphärischen, später aber immer diffuseren Plots nervt vor allem Claire Danes als hysterische und mit allerlei schräger Gesichtskirmes agierende Autorin. Darüber hinaus hat die Serie durchaus ihre spannenden Momente und auch einige interessante Charaktere zu bieten, kommt insgesamt aber aufgrund ihrer Überfüllung und der arg hässlichen Optik niemals über das absolute Mittelmaß hinaus.

Note: 4+



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