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Playdate - Die Action-Dads

Eigentlich sollte Brian (Kevin James) froh sein, als sein sonst als Außenseiter bekannter Sohn Lucas (Benjamin Pajak) plötzlich eine neue Freundschaft schließt. Sowohl der kleine CJ (Banks Pierce) als auch sein außergewöhnlich durchtrainierter Vater Jeff (Alan Ritchson) machen auf Brian aber erstmal einen ziemlich merkwürdigen Eindruck. Und der soll sich später durchaus noch bestätigen, werden sowohl Jeff als auch CJ nämlich von einigen sehr dubiosen und bis an die Zähne bewaffneten Leuten gejagt. Da Brian und Lucas nun zu den beiden zu gehören scheinen, will man ihnen ebenfalls ans Leder - Brian bleibt also nichts anderes übrig, als sich an Jeffs Fersen zu heften und zu hoffen, irgendwie den Tag zu überleben...

"Das ist ein neuer Tiefpunkt, selbst in meiner Karriere" sagt die mit einer höchst merkwürdigen Nebenrolle abgestempelte Isla Fisher während den im Abspann laufenden Outtakes. Und auch wenn sie dabei von einer spezifischen Szene und wohl nicht von dem Film an sich sprach, möchte man ihr in diesem Moment beipflichten, denn Playdate dürfte für jeden Beteiligten das größte Desaster in der jeweiligen Filmografie darstellen. Und das heißt einiges, wenn man bedenkt, dass Hauptdarsteller Kevin James in den letzten Jahren wahrlich nicht mit großer Filmkunst glänzte. Das hier ist jedoch so dermaßen schlecht, dass man sich mit der eigentlichen Geschichte, bei der wirklich gar nichts Sinn ergibt, nicht lange aufhalten will. Die ist so dumm und prinzipiell auch so unwichtig, dass man sie gar nicht braucht - die Szenen, in denen die Autoren mittels plumpster Dialoge aber dennoch versuchen, so etwas wie eine (völlig diffuse) Handlung aufzubauen, gegen die Spy Kids wie ein oscarprämiertes Meisterwerk aussieht, gehören zu den ganz besonders schrecklichen in diesem Film.
Ein Film, der darüber hinaus aber auch keine gelungenen Momente hat, denn alles, wirklich alles, ist hier so ätzend inszeniert, dass man nach spätestens einer halben Stunde nur noch den Kopf schüttelt. Über die völlig diffuse Regie, die immer wieder aus unerfindlichen Gründen uralte Filmzitate, Popsongs und wildeste Schnittmassaker in den tumben Actionszenen durcheinanderwirft, bis wirklich niemand mehr durchblickt. Alles ist hier auf 180, aber nichts ergibt Sinn, was gerade im Mittelteil zu solch einer Belastung für Augen und Ohren führt, dass einem regelrecht schwindelig werden kann. Dabei gelingt Playdate das seltsame Kunststück, ungemein handzahm und langweilig zu sein, obwohl in dessen Konzept und der Ausarbeitung einzelner Szenen eigentlich ein richtig dreckiger, fieser Film stecken würde. Das merkt man schon daran, dass die Protagonisten eigentlich ziemlich schonungslos vorgehen und neben dem Kampf gegen böse, austauschbare Buben ohne Textzeilen auch noch ein paar penetrante SUV-Mamis, ein paar Teenager-Maskottchen und sogar Kinder vermöbeln. Mit einer höheren Altersfreigabe hätte das hier eine richtig bösartige Mega-Comedy mit viel schwarzem Humor werden können. In der FSK-12-Variante ist das aber alles einfach nur noch hyperaktiv und verfehlt seinen bösartigen Kultfaktor um Meilen.
Der einzige, welcher diesem stupiden Wahnsinn noch angemessen entgegentritt, ist Alan Ritchson. Der Reacher-Star tritt hier als trotteliger, ziemlich verplanter und eigentlich viel zu drolliger Muskelmann auf, bei dem man nie weiß, welcher Irrsinn ihm als nächstes durch den Kopf oder in Wortform aus dem Mund schießt. Das ist zu Beginn tatsächlich noch einigermaßen witzig, weil in gewissen Phasen unvorhersehbar und angenehm skurril, doch auch diese Haltung läuft sich spätestens nach dreißig Minuten tot. Der Rest des Casts scheint nur für den Gehaltsscheck angetreten zu sein, wobei besonders Kevin James diese neue Filmrolle gefühlt nur mit ganz wenig Interesse absitzt. Die beiden Kinderdarsteller bringen das Wort nervtötend auf ein ganz neues Level und namhafte Stars wie Sarah Chalke oder die bereits erwähnte Isla Fisher müssen in äußerst dürftigen, weitestgehend verzichtbaren Nebenrollen auftreten, die wohl nur deswegen engagiert wurden, damit der rollende Abspann nicht so kurz ist. So passt auch hier wirklich gar nichts zusammen und zeigt, dass selbst der Cast wohl nach kürzester Zeit wusste, in was für einem Schund er hier mitwirkt. 

Fazit: Alan Ritchson gibt sich wirklich Mühe, diesem absoluten Schund noch so etwas wie eine zweite, unvorhersehbare Ebene zu verleihen. Doch die Regie, der Plot und alles drumherum sind so dermaßen müllig, nervtötend und unlustig, dass man mit Ritchson alsbald nur noch Mitleid hat und jeder kleine Schmunzler aufgrund seines Auftretens zu einem reinen Zufall wird.

Note: 5+



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