Nach einer epochalen, aufopfernden Tat ist Ciri (Freya Allan) verschwunden. Geralt (Liam Hemsworth) glaubt jedoch nicht an ihren Tod und spürt, dass sie noch am Leben ist. In dem Glauben, dass sie sich freiwillig oder gegen ihren Willen auf dem Weg nach Nilfgaard befindet, bricht er an der Seite seiner treuen Freunde auf, um seine Tochter endlich wiederzufinden und sie möglicherweise auch zu retten. Tatsächlich ist Ciri mittlerweile bei einer durch die Lande streunenden Gruppe namens "Ratten" untergekommen, doch droht ihr auch hier Gefahr, falls jemand darin ihre wahre Identität aufdecken sollte. Und auch Yennefer (Anya Chalotra) ist weiterhin auf eigene Faust unterwegs, um einen Feind aufzuhalten, der sie und alle anderen Magierinnen auf grausamste Art und Weise bedroht...
Bei einer großen Serie den Hauptdarsteller auszutauschen, der bei Fans nicht nur ungemein beliebt war, sondern sogar einen der wenigen Aspekte darstellte, der von nahezu jeder Seite positiv besprochen wurde, bricht einer solchen Show üblicherweise das Genick. Netflix hält trotzdem an ihrem ehemaligen, mittlerweile aber äußerst skeptisch beäugten Fantasy-Zugpferd fest und plant, auch noch eine finale fünfte Staffel zu produzieren... auch wenn die Aufrufzahlen der vierten Season nun alles andere als glanzvoll aussehen. Aber wie macht sich Liam Hemsworth denn nun in der Titelrolle, nachdem Fans rund um den Erdball nahezu wütend den Abgang von Henry Cavill beklagt haben? Die kurze Antwort: Grundsolide. Hemsworth besitzt nicht die gleiche, enorme Ausstrahlung wie Cavill und kann unter der langen, weißen Mähne auch nicht verbergen, dass sein Gesicht eigentlich zu jung ist für diese Rolle. Trotzdem müht er sich redlich und macht seine Sache gut, auch wenn er der Figur nicht wirklich neue Seiten und Nuancen abgewinnen kann. Was aber wie gehabt eher die Schuld der Drehbücher ist und definitiv nicht die des Schauspielers, der die undankbare Aufgabe, hier einen Fan-Liebling ersetzen zu müssen, so gut schultert wie es möglich ist.
Ansonsten gibt es aber auch einige erfreuliche Dinge zu vermelden. So verläuft die vierte Staffel etwas geradliniger und weniger wirr als vorhergehende Seasons, was einem normalerweise nervigen, hier aber durchaus zweckdienlichen Autoren-Trick zu verdanken ist. Denn dadurch, dass die drei Hauptfiguren nun allesamt auf unterschiedlichen Pfaden wandeln und ihre eigenen Missionen und Ziele haben, braucht es deutlich mehr Zeit, um ihnen allen in ihren unterschiedlichen Geschichten gerecht zu werden. Das führt zwar auch zu einer Zerfaserung, aber immerhin auch dazu, dass für die anderen Plots rund um irgendwelche politischen Intrigen diverser Königshäuser und verhärteter Fronten zwischen säbelrasselnden Armeen weniger Zeit aufgewendet werden kann. Und da diese Plots in ihrer banalen Geschwätzigkeit stets zu den schwächsten der Serie gehörten, ist man durchaus froh, dass diese nun nicht mehr ganz so entnervend viel Zeit einnehmen. Tatsächlich fühlt sich die vierte Staffel nun, dem Genre angemessen, wieder mehr wie eine Fantasy-Serie mit allerlei abenteuerlichen Reisen an und versprüht über weite Strecken eine Abenteuer-Atmosphäre, die durchaus in den Bann zieht.
Aber das natürlich auch nur an der Oberfläche, denn die Geschichte weiß eigentlich weiterhin nicht genau, wo sie eigentlich hin will. Wenn man ganz fies sein möchte, ließe sie sich auf den Kern von Geralt sucht Ciri (schon wieder) runterbrechen, denn an den anderen Fronten bewegt sich eigentlich gar nicht mehr so viel oder die hier ständig besprochenen Schlachten und Bedrohungen drehen sich trotz allerlei magischer Imposanz deutlich im Kreis. Ein großes Fantasy-Epos ist The Witcher also weiterhin nicht, aber immerhin bleibt bei all diesen Schludereien hinsichtlich eines sehr blassen Plots ohne sinnigen, roten Faden etwas mehr Zeit für den Kram dazwischen. So kann sich besonders der spannende Handlungsstrang rund um Ciri und ihre neue Ratten-Gang ordentlich entwickeln, während die Reise von Geralt und seinen Kumpanen sehr sympathische, auch humorvolle und herzliche Züge annimmt. Es gibt bei solch einer Armut von Plot-Struktur zwar auch wieder jede Menge Leerlauf, aber meistens weckt irgendeine prägnante Szene dann doch wieder die Aufmerksamkeit. Das sind mal spektakuläre Actionszenen mit wie gehabt starker Optik und überzeugenden Special Effects, oder auch ein überraschender Charakter-Moment. Der Cliffhanger, der zur fünften Staffel überleiten wird, ist zudem ebenfalls ziemlich intensiv. Wer weiß, vielleicht fängt sich diese Serie also ausgerechnet auf ihren Zielgeraden noch. Zu wünschen wäre es ihr nach solch einem langen Aufbau irgendwie.
Fazit: Obwohl die vierte Staffel unter vielen Produktionsproblemen zu leiden hatte, macht sie ihre Sache hinsichtlich einer nun geradlinigeren Fantasy-Reise ziemlich solide. Trotz einer recht blassen Geschichte, die diesmal aber endlich etwas entwirrter ist, und einigem Leerlauf kommt das Abenteuer-Feeling diesmal in seiner imposanten Optik und charmanten, wenn auch oberflächlichen Charakter-Momenten deutlich mehr zum Tragen. Und Liam Hemsworth macht seine Sache zumindest solide, auch wenn das Fehlen von Henry Cavill, der den Charakter des Geralt von Riva noch ganz anders und intensiver greifen konnte, durchgehend spürbar ist.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen