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Death by Lightning

Im Jahr 1881 sucht Amerika nach einer neuen Führung. Der Kongressabgeordnete James Garfield (Michael Shannon) hatte eigentlich nie vor, sich für das Amt des Präsidenten aufstellen zu lassen und wollte tatsächlich nur einem Kollegen mit einer schwungvollen Rede dabei helfen, diese Position zu erlangen. Tatsächlich hinterließ diese jedoch so viel Eindruck, dass Garfield selbst auf einmal für das Amt nominiert werden soll, was einen großen Haufen Politiker urplötzlich mit allerlei Fragezeichen zurücklässt. Garfield, so stellt sich heraus, hat das Volk auf sich aufmerksam gemacht, ohne es zu wollen. Und auch ein anderer ist auf ihn aufmerksam geworden: Der arme Pechvogel Charles Guiteau (Matthew Macfadyen) ist förmlich hingerissen von Garfields kommendem Kabinett und sucht unbedingten Anschluss an die Regierung, was zu einer regelrechten Abhängigkeit führt, die letztendlich zu einer großen Tragödie führen soll...

Eine Geschichte über den zwanzigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten, den (und das gibt die Serie gleich zu Beginn selbst zu Protokoll) heute nur noch die wenigsten kennen dürften und dessen Geschichte kaum noch bekannt ist? Das klang für viele wohl nicht unbedingt nach einem neuen Prestige-Projekt und nach einer Mini-Serie, die man vorab wohl eher in die trockenere, wenig spektakuläre Schublade hätte packen wollen. Aber halt, da erregte ein gewisses Personal vorab dann doch noch Aufmerksamkeit, denn tatsächlich ist das hier die neue Show der Game of Thrones-Showrunner David Benioff und D.B. Weiss. Und auch wenn viele Fans selbst nach sechs Jahren noch immer an der finalen Staffel nagen, so zählen diese beiden weiterhin zu den ganz Großen im Serien-Business und ihren neuen Projekten wird quasi von Beginn an nachgejagt. Und dementsprechend zeichnet sich das dann auch aus: Death by Lightning ist natürlich kein großes Spektakel voller Drachen, Zauberer und großer Schlachten, dafür aber ein klug gezeichnetes Portrait der Politik und der Menschen, welches vor allem durch sein brillantes Schauspiel und seine herrlichen Dialoge mitzureißen vermag.
Denn die vier Drehbücher für die insgesamt vier Folgen dieser somit sehr kompakten Mini-Serie sind einfach nur großartig und legen einem namhaften Cast so wunderbar geschliffene Dialoge in den Mund, dass sich wohl ein jeder von ihnen mit vollem Herzblut um diese Rollen gerissen haben wird. Und als wäre es ohnehin nicht bereits eine Freude, solch gestandenen Mimen bei ihrer Arbeit zuzusehen... dann auch noch mit solchen Dialogen? Das ist in der Tat ein ziemliches Fest, bei welchem neben einigen gut aufgearbeiteten Informationen über die damalige Politik und die großen Männer dieser Zeit (ja, diesmal sind es fast ausschließlich Männer) vor allem auch der Humor sehr treffsicher eingewoben ist. Das mag bei solch einer Geschichte, die vordergründig ja auf eine große Tragödie hinsteuert, erst einmal etwas merkwürdig klingen, doch die Eigenarten dieser Männerdomäne werden immer wieder angemessen schräg, aber niemals albern dargeboten und wissen dabei zu unterhalten, ohne die Charaktere, um die es dabei geht, in irgendeiner Form zu persiflieren.
Neben den optischen Schauwerten, die sich hier besonders auf das akkurate Setdesign bezieht, während die strengen und voluminösen Bärte und Haarprachten bisweilen noch etwas zu arg nach Theater aussehen, sind es hier dann dementsprechend die Schauspieler, die die Bilder füllen. Michael Shannon macht seine Sache als erst überrumpelter, schließlich aber auch seiner Aufgabe mit einnehmender Gelassenheit entgegentretender Präsident erwartungsgemäß großartig. Im direkten Konterpart gibt Stolz und Vorurteil-Star Matthew Macfadyen eine schillernde Darstellung, die niemals überzogen oder gar veralbert daherkommt und aus seiner Figur eine ebenso traurige wie erschreckende Gestalt macht, über die man sich mal amüsiert, die aber weitestgehend ungemein verquer daherkommt... und deswegen auch einen solchen Eindruck hinterlässt. Darüber hinaus ist die Show, die zudem mit ihrer Laufzeit von vier Folgen den genau richtigen Ton trifft und dabei kaum Hänger verursacht, auch bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt. Neben dem brillanten Bradley Whitford und dem herrlich schmierigen Shea Whigham ist es aber vor allem The Last Of Us-Star Nick Offerman, der hier als bulliger Mann, der völlig unerwartet in ziemlich überraschende Aufgaben hineingeschoben wird, einen fantastischen Eindruck macht.

Fazit: Ohne Drachen, Monster und große Schlachten, dafür aber mit allerlei herrlichem Dialog-Getümmel und bezeichnend brillantem Schauspiel ist die neue Mini-Serie der Game of Thrones-Produzenten sowohl auf dramatischer als auch auf komödiantischer Ebene ein echter Gewinn. Das Thema mag dabei nicht jeden von Beginn an catchen, entwickelt aber gerade aufgrund seiner lange Zeit leichtfüßigen Herangehensweise einen ordentlichen Sog.

Note: 2-



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