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The Fantastic Four: First Steps

Auf der Erde-828, in einem gänzlich anderen Universum ohne die Avengers, die Guardians of the Galaxy oder den Black Panther, sind die Fantastic Four die Helden eines ganzen Planeten, umjubelt und bewundert. Nach einem verheerenden Vorfall im Weltraum kamen der geniale Wissenschaftler Dr. Reed Richards (Pedro Pascal), seine Frau Sue Storm (Vanessa Kirby), ihr Bruder Johnny (Joseph Quinn) und Reeds bester Freund Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) mit Superkräften zurück und verteidigen seitdem die Erde gegen finstere Feinde. Neben dem neuen Mutterschaftsglück, welches Sue ihren drei Teamkameraden verkünden darf, wartet jedoch auch eine neue Bedrohung. Die auf der Erde ankommende Shalla-Bal (Julia Garner) verkündet die baldige Ankunft des planetenverschlingenden Galactus. Mutig nehmen die Fantastic Four den Kampf gegen den riesenhaften Feind auf, erfahren dabei jedoch auch, dass eine Rettung der Erde einen nahezu unfassbaren Preis haben würde...

Marvel hat endlich wieder einen Lauf. Nachdem in den letzten Jahren vorrangig enttäuschende Serien und Filme wie der katastrophale The Marvels das Marvel Cinematic Universe nachdrücklich zu terminieren drohten, lieferte Disney zuletzt den starken Thunderbolts ab. Nur wenige Monate später legten sie mit dem ersten Filmauftritt der wohl bekanntesten Marvel-Familie innerhalb des MCU nach... und präsentierten dabei einen Film, der mit dem Abenteuer rund um Yelena Belova, dem Winter Soldier und Co. mindestens mithalten oder ihn gar übertrumpfen kann. Man merkt, dass es ein langer Weg war, diese Familie endlich wieder in die Kinos zu bringen, nachdem die ersten Abenteuer (losgelöst vom MCU) von Kritikern und Fans nahezu einhellig zerrissen wurden und man nach der Übernahme der Fox Studios endlich wieder auf diese beliebten Figuren zurückgreifen und sie das große, übergeordnete Marvel-Universum einführen durfte. Die Angst, dass First Steps nach all diesem Getöse dennoch scheitern könnte, war aber da: Die ersten Trailer sahen irgendwie reichlich billig aus und dass man ausgerechnet diesen vier Figuren für die Zukunft einiges aufbürden wollte (im nächsten Avengers-Film sollen sie wohl eine deutliche Schlüsselrolle einnehmen), machte mich hellhörig.
Aber die Skepsis war unbegründet: Fantastic Four: First Steps ist vordergründig erstmal ein wahnsinnig unterhaltsamer und spektakulärer Comic-Blockbuster, der den Spaß an die erste Stelle stellt. Ganz im Kontrast zu den immer düsterer werdenden Batman-Abenteuern zum Beispiel soll hier alles möglichst bunt sein, die Figuren schmeißen sich amüsante Sprüche an den Kopf und auch die Actionszenen sind hier nicht mehr gräulich-vernebelt, sondern voller Farbenkraft. Das erinnert dann bisweilen positiv an die gute, alte Zeit der Comicverfilmungen und macht dementsprechend Spaß. Die Actionszenen und Bilderkompositionen sind dabei sicherlich die spektakulärsten und schönsten seit dem in dieser Hinsicht ungemein beeindruckenden Eternals aus dem Jahr 2021. Die visuellen Effekte sind gelungen, das Art-Design dieser futuristischen Erde hat einige schöne Details auf Lager und das Finale ist nicht nur in seiner wahren Größe, sondern auch in seiner Dramaturgie ungemein packend geraten und wartet mit Bildern auf, die man sich von einem Comic-Blockbuster dieses Ausmaßes verspricht, die man zuletzt aber immer seltener auch bekommen hat. Innerhalb dieses bunten Treibens macht auch die Besetzung einen guten Job, wobei Pedro Pascal aufgrund der Schüchternheit seines Charakters noch am wenigsten schillern darf. Was aber zum Beispiel Vanessa Kirby oder Stranger Things-Star Joseph Quinn mit aller Spielfreude aus ihren ikonischen Charakteren machen, ist angesichts der stimmigen Chemie des gesamten Casts eine große Freude.
Doch es ist nicht nur alles bunt und laut und witzig in Fantastic Four: First Steps. Am nachhaltigsten ist der Eindruck nämlich hinsichtlich einer persönlichen Komponente, die sehr gewitzt in den Film eingewoben wird. Bei all der spektakulären Action und bei einer gigantischen, kosmischen Bedrohung, die in ihrer reinen Größe gar manch einem der Avengers-Filme Konkurrenz macht, bleibt die Familie und vor allem eine sehr schwierige, persönliche Entscheidung der Mittelpunkt. Deswegen wird der Film niemals zu einem effektlastigen Blockbuster ohne Sinn und Verstand, sondern behält die persönliche Komponente bei, durch die der Titel erst aufblühen und auch auf emotionaler Ebene berühren kann. Kritisieren kann und muss man, dass genau dieser etwas düsterere Teil letztendlich recht schnell abgefrühstückt wird - vielleicht war diese moralische Grundsatzdebatte dann doch etwas zu finster und wird deswegen mit einem reichlich naiven, aber irgendwie auch schönen Monolog zum alten Eisen erklärt. Zudem merkt man, dass der Film in der Postproduktion immer wieder umgeschnitten werden musste, weswegen manch eine Nebenhandlung hier nun zu versanden droht und auch der weibliche Antagonist, eine neue Version des Silver Surfers, nicht ganz so stark zur Geltung kommt. Angesichts einer erstaunlich kompakten Laufzeit von nicht einmal zwei Stunden (was für einen Marvel-Film erstaunlich wenig ist) gibt es dafür aber auch keinerlei Hänger zu beklagen.

Fazit: Natürlich hat auch dieser neue Marvel-Film hier und da wieder Schwächen. Aber hinsichtlich seines Charmes, seines unterhaltsamen Spektakels und seiner durchweg sympathischen Figuren läuft Fantastic Four den meisten Marvel-Werken der letzten Jahre den Rang ab. Mit dieser Familie kann man also richtig viel Spaß haben!

Note: 2-



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