Im Jahr 1964 begegneten Lorraine (Vera Farmiga) und Edward Warren (Patrick Wilson) einem Dämon innerhalb eines Spiegels - da ein Kampf mit diesem das Leben ihrer ungeborenen Tochter bedroht hätte, ließen sie den Gegner ziehen. Mehr als zwanzig Jahre später taucht der Spiegel in den Händen der Familie Smurl und wieder auf und es dauert nur wenige Stunden, bis sich in deren Haus plötzlich mehr als seltsame Vorkommnisse zutragen, die einige Familienmitglieder gar in Lebensgefahr bringen. Von der Rückkehr ihres alten Gegenspielers ahnen die Warren's indes noch nichts, sind diese doch mit privaten Angelegenheiten beschäftigt. So bringt Tochter Judy (Mia Tomlinson) ihren Freund Tony (Ben Hardy) mit zu Ed's Geburtstag... und der hat dabei eigene Pläne. Zudem muss Ehepaar Warren auch über ihre Zukunft als Dämonologen diskutieren und ob der derzeitige Ruhestand denn nun einer für die Ewigkeit oder doch nur zeitweise ist.
Zum zweiten Mal inszeniert Regisseur Michael Chaves einen Hauptfilm innerhalb der Conjuring-Filmreihe, nachdem er zuvor bereits den dritten Teil sowie die eher mageren Spin-Off's Lloronas Fluch und The Nun II als führende Kraft tätig war. Man ahnt also ungefähr, was man hinsichtlich der für die Reihe typischen Horror-Szenen bekommt und darf dabei einfach nicht mehr die Intensität erwarten, die zu Beginn der großen Reihe noch für allerlei echten Grusel verantwortlich war. Denn das gilt es festzuhalten: Chaves ist ein sauberer Handwerker, aber er ist kein Horror-Visionär wie James Wan, der die ersten beiden, mittlerweile kultigen Teile der Reihe inszenierte. Seine Gruselszenen haben stets etwas Pflichtschuldiges und nur in einzelnen Momenten, die man fast als Glücksfälle benennen möchte, stellt sich dabei eine gewisse Schauer-Atmosphäre ein. Ansonsten wirkt das oftmals einfach zu gewollt, ist bisweilen in den einzelnen Szenen zu vorhersehbar gestrickt und auch mit allerlei riesigen, digitalen Effekten und gigantischen Lautstärken gespickt - lauter Horror mit voller Breitseite, der nur noch in Ansätzen etwas mit dem oft leisen und deswegen so grauenerregend schockierenden Dämonenszenen vom Anfang der Reihe zu tun hat.
Kenner werden hier also oftmals nur mit den Schultern zucken, wenn allerlei fiese Grimassen in Spiegeln grinsen oder sich ein axtschwingender Hüne aus dem Schatten schält, um sein Opfer zu jagen. Trotzdem ist Conjuring 4 deutlich besser als sein direkter Vorgänger, was hier damit zu tun hat, was der Film nämlich über seine typische Horror-Position hinaus sein will. Denn abseits der doch eher mauen, weil in Sachen Plot kaum weiter ausgereizten Geschichte rund um eine weitere Familie, die im Dämonen-Schrecken die Hilfe der Warren's sucht, konzentriert sich der Film voll und ganz auf seine eigentlichen Hauptfiguren. Michael Chavez ist dabei mutig genug, auch mal dreißig Minuten ohne irgendeine echte Spur des Horrors vergehen zu lassen, um stattdessen die Charaktere der Filmreihe weiterzuentwickeln, ein bisschen Zeit mit ihnen zu verbringen und das Herz anzusprechen. Tatsächlich war dieser Teil nämlich als das große Finale der Reihe geplant (wie der deutsche Titel überdeutlich suggeriert), weswegen man sich hier vor allem hinsichtlich der Figuren, mit denen man nun ja auch schon seine zwölf Jahre verbracht hat, um ein rundes Ende bemüht.
Und dieses gelingt ohne Wenn und Aber. Tatsächlich haben sich die Verantwortlichen von Warner Bros. (oder Netflix oder Paramount - der Bieterstreit um das Studio ist ja noch in vollem Gange!) hier eigentlich ein ziemliches Ei gelegt, indem sie den Film so dermaßen rund abschließen, dass danach eigentlich nichts mehr kommen kann. Aufgrund des enormen Erfolgs des Streifens muss aber natürlich noch einiges folgen (gerüchteweise ein Haufen Prequels), weswegen es schade ist, dass dieses sehr, sehr befriedigende Ende wahrscheinlich nicht so stehenbleiben wird. Fans der Reihe, die alle Teile gesehen haben, werden sich hier über zahlreiche, ziemlich clevere Anspielungen freuen und auch einige bekannte Gesichter wiedersehen. Das macht durchaus Freude und sorgte bei mir für zahlreiche Momente, in denen ich regelrecht bewegt war - da störten die zweckdienlichen Horror-Momente später eigentlich nur noch. Trotzdem muss man diesen konstatieren, dass sie handwerklich solide gemacht sind und der Film von vorne bis hinten schick aussieht und mal wieder ansprechend besetzt ist. Neben den alten Haudegen Wilson und Farmiga, die ihre Sache erneut gut machen, bringt sich 6 Underground-Star Ben Hardy als quasi-neues Familienmitglied aber als echter Szenendieb in Position, der mit allerlei hemdsärmeligem Charme die Sympathien voll auf seiner Seite hat.
Fazit: In Sachen abschließender Charaktermomente, Fanservice, Herz und Charme ist dieser vierte Teil der Reihe der beste seit dem Original. Als reiner Horrorfilm überzeugt er jedoch nur auf zweckdienliche Art, da er selten wirklich gruselig ist und die aufgewärmte Geschichte rund um eine von Dämonen geplagte Familie viel zu offensichtlich Mittel zum Zweck ist... welches aber immerhin dazu genutzt wird, um die Geschichte der Warren-Familie sehr, sehr rund und befriedigend abzuschließen.
Note: 2-
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