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Das Buch von Boba Fett

Entgegen allen Erwartungen ist der gnadenlose Kopfgeldjäger Boba Fett (Temuera Morrison) nicht während eines Gefechts mit den Jedi-Rittern auf Tatooine im Magen eines gewaltigen Ungetüms geendet, sondern konnte sich aus eben diesem befreien. Nachdem er sich daraufhin mit dem Mandalorianer Din Djarin (Pedro Pascal) für eine gemeinsame Mission zusammengetan hat, ist er nun nach Tatooine zurückgekehrt, um den Thron des verstorbenen Jabba the Hutt an sich zu reißen. Dies gelingt ihm mit der Hilfe seiner treuen Gefährtin Fennec Shand (Ming-Na Wen) zwar, doch diesen anschließend auch zu halten, stellt sich als weitaus schwierigere Aufgabe heraus. Verschiedene Herrscher und Kriminelle auf Tatooine wollen Boba Fett nämlich gerne wieder loswerden und es scheint, als würde mitten in der Wüste bald ein Krieg unter den Banden losbrechen...

Eigentlich hatte ich vor, alle drei Staffeln von The Mandalorian hintereinander zu schauen. Glücklicherweise hielt der Abspann der zweiten Staffel den Hinweis bereit, dass sich die Serie Das Buch von Boba Fett als eine Fortsetzung ebenjener Season versteht, die man dementsprechend dringend noch vor der dritten Staffel sehen sollte. Und das kann ich auch nur allen Fans ans Herz legen, die ebenfalls zum ersten Mal in das Serien-Universum von Star Wars abtauchen. Denn eigentlich ist das hier so etwas wie die offizielle, dritte Staffel von The Mandalorian, die mehrere Handlungsstränge aufnimmt und fortsetzt und dabei nur den Fokus in Sachen Hauptfiguren ein bisschen (wenn auch nicht vollständig) verschiebt. Ohne die dritte Staffel bisher gesehen zu haben, würde ich aber behaupten, dass eine Sichtung dieser allerlei Fragezeichen oder zumindest etwaige Logik-Sprünge verursachen wird, sofern man Das Buch von Boba Fett nicht zuvor gesehen hat. So viel zur Orientierung - doch ist dieses "Zwischenkapitel" denn nun überhaupt gelungen oder handelt es sich dabei doch nur um einen sparsamen Nachklapp, der die eigentliche Hauptserie aufplustert?
Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte. Zuvor muss ich anmerken, dass ich jedoch sehr froh über eine eigene Serie für den Kopfgeldjäger Boba Fett war. Denn obwohl ich es eigentlich nicht mag, wenn schon lange für tot erklärte Figuren (und Fett starb eigentlich ja schon im Jahr 1983, als Die Rückkehr der Jedi-Ritter die Leinwand eroberte), war dies im Grunde unumgänglich. Durch die nachträglich produzierten Prequel-Kinofilme und Serien bekam Boba Fett plötzlich so viel Raum, dass sein reichlich undramatischer Tod letztendlich doch sehr unwürdig daherkam. Daher nun also die neue Chance, für diesen eigentlich sehr vielschichtigen Charakter ordentlich was zu reißen... und dann wird diese erst mal kaum genutzt. Fett steht zwar eindeutig im Mittelpunkt, doch seine eigene Geschichte kommt erstmal gar nicht richtig in Schwung und besonders der im Fokus stehende Kampf um den Thron, den er unbedingt halten will, zieht sich bisweilen ordentlich in die Länge. Auch die in den einzelnen Folgen eingestreuten Flashbacks, die erzählen, wie Boba Fett eigentlich seinem unausweichlichen Schicksal entkam, um schließlich auf den Mandalorianer zu treffen, sind an und für sich zwar notwendig, erzählen aber auch nicht so viel Interessantes, dass man diese nun bis zum Exzess, wie es hier geschieht, aufplustern müsste.
Ironischerweise wird die Serie genau dann besser, wenn sie ihre Titelfigur über eine ganze Weile gar völlig aus den Augen verliert. Dass es hier plötzlich als ganz klare Mandalorian-Fortsetzung weitergeht, passt zwar kaum zum bisherigen Ton dieser Show und wird auch reichlich bemüht angeschoben. Aber dann ist die Star Wars-Magie eben doch wieder da und hält einige wunderbare Schmankerl, Fanservice und einige sehr berührende Momente für uns bereit, bevor dann auch schon zum großen Finale geblasen wird. Dieses ist angemessen spektakulär und spannend, in seiner schieren Breite und angesichts der Tatsache, dass wir solcherlei Gefechte innerhalb der Reihe nun auch schon einige Male gesehen haben, aber auch etwas zu viel des Guten. Und da dramaturgisch zuvor mit dem Anschub einer als solcher eher blassen Hauptfigur auch nicht all zu viel in Gang gesetzt wurde, schluckt man diesen Showdown als pure Mega-Unterhaltung, optisch wie immer richtig lecker, ohne aber emotional so richtig involviert zu sein. Denn die wirklich großartigen Momente, die Gänsehaut verursachen und auch für manch eine echte Überraschung sorgen, die sind hier nicht der eigentlichen Hauptgeschichte zu verdanken. Was aber nicht heißt, dass es diese Magic Moments nicht doch noch gibt, was dann somit auch zu einer etwas verqueren Meinung über eine Serie führt, die eigentlich nicht so gut ist, sich aber dann allerlei richtig krasse Highlights ausgerechnet von anderen, besseren Geschichten zusammenklaut. Irgendwie verrückt, aber auch unterhaltsam.

Fazit: Solange es um den eigentlichen Titelhelden geht, versprüht Das Buch von Boba Fett nur wenig Charme und zieht seine recht banale Geschichte wie Kaugummi dahin. Wenn dann aber tatsächlich Geschichten ihren Einfluss ausüben, die eigentlich aus anderen Serien stammen, bekommt die Nummer richtig Schwung, was sich zwar irgendwie unkorrekt anfühlt, aber dennoch wahnsinnig unterhaltsam ist.

Note: 3-



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