Ein schrecklicher Bombenanschlag erschüttert London, mehrere Menschen kommen ums Leben. Da der Täter nicht als Gefährder galt, tappt der MI-5 im Dunkeln und hofft inständig, dass es sich bei der Attacke um einen Einzelfall handelt und die Sache damit ausgestanden ist. Indes sorgt sich River Cartwright (Jack Lowden) um den Gesundheitszustand seines Großvaters David (Jonathan Pryce). Auf Anraten seiner Kollegin Louisa (Rosalind Eleazar) besucht er ihn, wobei es jedoch zu seinem prekären Zwischenfall kommt... ein Zwischenfall, der womöglich Parallelen zu dem grausamen Anschlag in einem Kaufhaus haben könnte. Das Team der Slow Horses ermittelt nun in diesem vertrackten Fall, wobei sie die weiteren Spuren nicht nur durch London führen, sondern sogar auch nach Frankreich...
Die gute Nachricht zuerst: Die dritte Staffel von Slow Horses scheint tatsächlich ein einmaliger, wenn auch sehr verheerender Ausrutscher gewesen zu sein. Stumpfeste Ballerorgien und allerlei klischeehafte Charakterdramen suchen wir diesmal jedenfalls vergeblich, die vierte Staffel atmet wieder mehr den Geist eines wendungsreichen, weitestgehend bodenständigen Thrillers und kann deswegen wesentlich mehr Spannung verursachen. Was aber natürlich nicht heißt, dass es hier und da nicht doch mal kracht, wobei die einzelnen Actionszenen diesmal nicht nur etwas besser inszeniert sind, sondern in ihrer inneren Logik und dem Verhalten der darin auftauchenden Figuren sinniger wirken. Das führt nicht mehr zu solch schrägen Momenten, in denen die Charaktere allesamt wie Rambo durch die Szenerie rannten, sondern zu intimieren, bisweilen auch gefährlicheren Szenen, die nicht auf das große Spektakel aus sind, sondern auch die Emotionen des Publikums ansprechen wollen.
Wobei das mit den Emotionen so eine Sache ist angesichts von Figuren, die man nun schon einige Staffeln lang begleitet, die einem aber in den meisten Fällen noch immer nicht wirklich ans Herz wachsen wollen, sodass man im nächsten Feuergefecht nicht unbedingt um ihre Leben bangt. Natürlich tun sich einige Sympathieträger hervor, doch da die meisten Mitglieder des Slaugh Houses sich gegenseitig immer nur aufziehen und anschreien, somit kein echtes Teamgefühl aufkommen will und die Figuren zudem durchweg reichlich egomanische Züge an sich haben, mag man sich nur an die wenigsten von ihnen binden. Besonders der Hacker-Kollege Ho agiert in dieser Staffel noch einmal besonders ekelhaft, weswegen ich mich frage, warum diese unausstehliche und bis zum Überkitsch hochstilisierte Figur eigentlich noch immer durch die Serie getragen wird - entwickeln tut sich dieser Großkotz nämlich nicht. Das tut natürlich auch Jackson Lamb nicht, den Die dunkelste Stunde-Star Gary Oldman erneut mit herrlicher Lakonie gibt, aber zeichnen sich bei ihm zumindest hin und wieder ein paar sanfte Momente ein... und Lamb ist als Charakter dann auch viel zu faszinierend, um ihn nicht zu mögen, da er niemals wie eine stumpfe Karikatur agiert, sondern in förmlich jedem Atom irgendwie originell daherkommt.
Der Plot, der die vierte Staffel umschließt, ist dabei nicht schlechter oder besser als jene der anderen Staffeln. Da nun auch einige persönliche Komponenten der einzelnen Figuren wichtig für die Handlung als Ganzes werden, geht auch man der Gefahr aus dem Wege, dass sich die einzelnen Storys mit der Zeit zu bekannt anfühlen. Ganz verhindern kann man aber nicht, dass man mittlerweile das Gefühl bekommt, dieses oder Jenes in dieser Serie schon einmal gesehen zu haben, da letztendlich doch zu wenig gewagt wird, um die Grundsituationen der Show zu variieren. Da hilft es auch nicht, dass einige neue Figuren innerhalb des Teams eingeführt werden, die insgesamt aber (noch) zu wenig beitragen, um sich so richtig ins Gedächtnis zu spielen. Fans werden aber auch an der vierten Staffel definitiv noch ihren Gefallen finden, denn die knackigen Dialoge überzeugen wie eh und je und die schrägen Figuren verändern sich kaum, weswegen jene, die sie von Anfang an gemocht haben, auch ihre weitere Reise schätzen werden. Ansonsten gibt es aber wenig Aufsehenerregendes zu vermelden, was neu und frisch wäre - sogar die Besetzung eines neuen Megastars in einer tragenden Rolle, nämlich Der Herr der Ringe-Star Hugo Weaving als eiskalter Ober-Killer, bleibt dabei ein bisschen hinter den Erwartungen zurück, obwohl Weaving erwartungsgemäß stark auftritt.
Fazit: Fans der Serie werden auch die vierte Staffel genießen, da man den völlig banalen Rambo-Kram der vorherigen Season glücklicherweise wieder gegen einen geerdeten, spannenden Fall austauscht. Viel Neues oder frische Impulse lassen sich indes aber kaum finden, weswegen man mittlerweile zu oft ahnt oder gar weiß, was man bekommt.
Note: 3-
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