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Oh. What. Fun.

An den Weihnachtstagen erwarten Claire Clauster (Michelle Pfeiffer) und ihr Mann Nick (Denis Leary) stets die gesamte Familie im Haus. Claire reißt sich an diesen Tagen schier alle Gliedmaßen aus, um jedem aus ihrer Familie ein besinnliches Fest zu ermöglichen und stellt ihre eigenen Bedürfnisse weitestgehend zurück. Nur einen Wunsch hatte sie das ganze Jahr über: Von ihren Kindern als Teilnehmerin für den von Moderatorin Zazzy Tims (Eva Longoria) ausgeführten "Holiday Mom Contest" nominiert zu werden, der die beste Weihnachts-Mutter auszeichnen soll. Trotz vieler Bitten haben ihre Kinder diesen Wunsch aber einfach ignoriert. Als kurz darauf auch noch mehrere, für Claire äußerst schmerzhafte Dinge passieren, die ihr aufzeigen, wie sehr ihre Familie den ständigen Versuch der Mutter, an Weihnachten alles perfekt zu machen, herunterputzt, zieht sie einen Schlussstrich... und zieht auf eigene Faust los, um sich ihren großen Wunsch zu erfüllen.

Wie üblich schießen auf den Streamingdiensten seit einigen Wochen die alljährlichen, neuen Weihnachtsfilme aus dem Boden. Besonders Netflix und Amazon warten dabei mit einer ziemlichen Fülle an meist doch sehr mauen Filmen auf, die sich immer alle irgendwie gleich anfühlen - und da mich das nervt, ignoriere ich diesmal gleich einen ganzen Haufen davon. Prime schickt dabei unter anderem "Oh. What. Fun." ins Rennen und da sich das bereits nach der üblichen, arg unlustigen Christmas-Komödie anhörte, war ich völlig entschlossen, diesen nicht mit einer Sichtung zu würdigen. Doch die illustre Besetzung verleitete mich dann doch dazu, mal reinzuschauen... und ich war letztendlich überrascht, wie gut unterhalten ich mich über 108 Minuten fühlte. Denn obwohl die Figuren reichlich schablonenhaft bleiben und die Geschichte, obwohl ein wenig origineller als die Konkurrenz, unter allerlei Schwächen leidet, wurde ich trotzdem irgendwie mitgerissen.
Das hat einerseits mit dem typischen Gefühl zu tun, dass einem hier einige Dinge aus dem eigenen Leben bekannt vorkommen. Denn wer kennt den Weihnachtsstress nicht, hat sich bisher nicht mit einzelnen Familienmitgliedern gezofft, die man an Weihnachten gezwungen ist zu sehen oder hat sich mal ungesehen und ungeachtet gefühlt, obwohl man so viele Mühen in Kauf genommen hat? Dieses reichlich kaputte Familienbild wird auch hier ziemlich zielsicher transportiert, wobei aber auch niemals das Herz vergessen wird. Denn damit alle anderen Figuren abseits der gestressten Mutter nicht zu einer Reihe egomanischer Arschlöcher verkommt, gibt man ihnen allen kleine, feine Details mit, die sie trotz ihrer Egomanie irgendwie sympathisch machen. Dahingehend können sich Denis Leary als sehr herzlicher, aber irgendwie auch überforderter Ehemann und Vater, sowie Quiz Lady-Star Jason Schwartzman als tollpatschiger, aber mit viel Liebe um sich schmeißender Schwager als echte Szenendiebe innerhalb eines ohnehin sehr spielfreudigen Ensembles in Schale werfen.
Michelle Pfeiffer bleibt dabei zwar der Mittelpunkt, doch den einzelnen Geschichten der anderen Familienmitglieder, gern auch mit etwas Liebeskummer, wird sich ebenso ausführlich gewidmet. Hier und da wäre etwas weniger aber mehr gewesen, da die Geschichte einige Abzweigungen nimmt, die sich nicht gerade gewinnbringend einbinden. So zum Beispiel die Figur einer Paketfahrerin, gespielt von Orange is the new Black-Star Danielle Brooks, die die Geschichte weder voranbringt noch irgendeinen guten Gag parat hat. Hier und da werden große Möglichkeiten für richtig gute Witze gar übersehen: So verbringen wir mehrere Minuten mit zwei Hauptfiguren, die eine wichtige Kerze in einer Einkaufspassage suchen, was zu einer Eskalation führt... die aber noch viel, viel abgedrehter hätte sein können und deswegen wie ein ungelenker Versuch wirkt, der Geschichte eine andere Humorfarbe zu verleihen. Letztendlich fehlte aber der Mut, diesen Weg weiterzugehen, weswegen gewisse Szenen oder gar ganze Plots leidlos verpuffen. Trotz dieser unübersehbaren Schwächen hatte ich aufgrund des hervorragend aufgelegten Ensembles, vieler witziger Momente und oberflächlicher, aber dennoch durchweg charmanter Figuren aber meinen Spaß. Lasst euch also von den miesen Kritiken nicht zu sehr abschrecken und riskiert besser selbst einen kurzen Blick.

Fazit: Obwohl die Geschichte immer wieder dramaturgisch extreme Schwächen hat und allerlei Steilvorlagen für richtig gute Szenen ungenutzt verstreichen lässt, sorgen das spielfreudige Ensemble, das Herz der Geschichte und eine Ansammlung von ziemlich charmanten Figuren dennoch für einen kurzweiligen, weihnachtlichen Filmeabend.

Note: 3



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