In Istanbul ist die Whistleblowerin Alison Dunn (Katherine Waterston) drauf und dran, eine geheime Akte zu leaken, womit sie eine Reihenfolge von Ereignissen in Gang setzt, die für viele Menschen verheerende Folgen haben soll. Ein Jahr später ist sich Jackson Lamb (Gary Oldman), immer noch der Chef des berüchtigten Slaugh House, sicher, dass er und sein Team beobachtet werden. Als es kurz darauf zu einer Entführung eines seiner Teammitglieder kommt, schaltet sich Lamb ein und möchte die Sache auflösen. Dafür braucht er auch die Hilfe von River Cartwright (Jack Lowden) und den anderen, um eine womögliche Gefahrensituation aus der Welt zu schaffen. Insbesondere River fällt dabei eine schier unmögliche Aufgabe zu, die er angehen muss, um das entführte Teammitglied zu retten... und die das Slaugh House innerhalb des MI5 zu einer noch schwierigeren Angelegenheit machen könnte.
Der bislang insgesamt dritte Fall für das Slaugh House ist der bis dato unspannendste der gesamten Serie. Das liegt aber nicht unbedingt am Inhalt, denn mit der Jagd auf eine bestimmte Akte, von der niemand so recht zu wissen scheint, was diese beinhaltet, ist eigentlich von Anfang an für Spannung gesorgt. Leider ist die Umsetzung diesmal nicht wirklich gelungen und suhlt sich alsbald in typischem Blockbuster-Quatsch, den man von einer bis dahin eigentlich recht bodenständigen Serie so nicht erwartet und sich auch nicht gewünscht hat. Zu Beginn läuft der erneut in sechs Folgen erzählte Fall einigermaßen umständlich an und bis man überhaupt mal weiß, wer hier nun für welches Team spielt und wer die eigentlichen Feinde sind, vergeht eine ganze Weile. Eine Weile, die zwar diesmal wieder für mehr Charakterarbeit genutzt wird, wobei man sich aber bisweilen in echten Klischees verrennt. So werden gleich zwei Figuren diesmal die typisch-dramatischen Süchte untergejubelt (einmal Spielsucht, einmal Drogensucht), um diesen Tiefe zu verleihen, was aufgrund der blassen Aneignung dieser Themen aber arg bemüht daherkommt.
Und wer sich die Serie bislang vor allem aufgrund von Gary Oldman's herrlich-schrägem Charme angesehen hat, dürfte ebenfalls ein bisschen enttäuscht sein. Natürlich, der The Dark Knight-Star glänzt auch hier wieder mit frechen Sprüchen und seiner grandios-gewitzten Ausstrahlung, doch muss er diesmal mit deutlich gebremstem Schaum fahren, da seine Rolle wesentlich kompakter ausfällt und er für weite Strecken beinahe irrelevant für die Handlung wird. Diese Zeit wird nun vor allem genutzt, um sich den anderen Figuren zu widmen, wobei vor allem River Cartwright wieder mehr ins Zentrum der Handlung rückt - etwas wirklich Neues, Überraschendes hat diese Staffel aber weder im Bezug zu ihm noch zu den anderen Neben- und Hauptfiguren zu erzählen. Es gibt hier und da zwar durchaus ein paar feine Spannungsmomente, wenn Cartwright beispielsweise eine schier unmögliche Aufgabe bekommt und diese auf seine ganz eigene, hitzköpfige Art angeht. Solcherlei Charme ist ansonsten aber Mangelware in einer tonal arg zerschlissenen Season.
Besonders die letzten beiden Folgen zehren dabei hart an den Nerven, wenn die zuvor so clever geschriebene Thriller-Serie plötzlich zu einem überlangen Action-Blockbuster wird: Über zwei Folgen ballern sich mehrere Figuren plötzlich so sinnfrei durch eine in diesem Moment schon schier brachliegende Handlung, dass einem Hören und Sehen vergeht - man glaubt bisweilen, sich in einem John-Wick-Film zu befinden, mit der Ausnahme, dass die Actionszenen hier fast durch die Bank weg schwach inszeniert sind. Und als würde das nicht reichen, werden alle Klischees des Genres aufgefahren, die man eigentlich nicht mehr sehen mag und bei denen einige Male gar den Kopf schüttelt: Da werden Granatendetonationen aus nächster Nähe ohne einen Kratzer überlebt, die bösen Buben treffen praktisch nichts und eine Übermacht aus perfekt ausgebildeten Mega-Soldaten lässt sich von einer Bande verängstigter Agents am unteren Ende der Nahrungskette regelrecht fortführen. Das wirkt regelrecht billig und wie ein armer Versuch, diese arg zerschlissene Handlung durch ein wahres und ziemlich dummes Action-Feuerwerk erblinden zu lassen. Dabei habe ich nichts gegen dumme Action, sofern sie unterhaltsam ist - in eine Serie wie diese passt solcherlei aber einfach nicht hinein. Es bleibt zu hoffen, dass dieser enorme, tonale Ausrutscher der einzige war und es mit der nächsten Season
wieder bergauf geht.
Fazit: Sowohl hinsichtlich der Figuren als auch bei der Handlung dreht sich die Serie diesmal arg im Kreis, da kann nicht mal Gary Oldmans herrlicher Fieslings-Charme noch viel rausreißen. Plötzlich getarnt als tumber Action-Blockbuster ohne Sinn und Verstand driftet Slow Horses in seiner dritten Staffel völlig vom rechten Pfad ab und verkauft sein Publikum, welches zuvor mit allerlei Cleverness unterhalten wurde, plötzlich regelrecht für dumm.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen