Direkt zum Hauptbereich

F1

Ein schwerer Unfall beendete vor rund dreißig Jahren die vielversprechende Karriere des Rennfahrers Sonny Hayes (Brad Pitt). Nach einer finsteren Privatinsolvenz hält Hayes sich mit Rennen in niedrigeren Bereichen ein bisschen Geld in die Kassen spülen... bis ihn sein alter Kollege Ruben Cervantes (Javier Bardem) anspricht und ihn bittet, der zweite Fahrer für sein Team bei APXGP zu werden. Das Team gilt als Desaster und der Vorstand möchte dieses demnächst an den Meistbietenden verkaufen, sofern es innerhalb der nächsten neun Rennen keinen Sieg einfährt. Hayes, der als rücksichtsloser Fahrer gilt und sich mit dem Stil von APX' Autos kaum auskennt, gilt zunächst als letzter Nagel im Sarg des Teams... auch weil er sich mit dem jüngeren, ersten Fahrer Joshua Pearce (Damson Idris) erheblich verkracht. Doch dann tragen Hayes' unkonventionelle Methoden plötzlich Früchte und ein Aufstieg des Teams, welches alle bereits abgeschrieben hatten, rückt in greifbare Nähe.

Joseph Kosinski ist zurück und nachdem dieser vor einigen Jahren mit dem bahnbrechenden Sequel zum legendären Top Gun einen der technisch beeindruckendsten Filme dieser Dekade abgeliefert hatte, waren Fans rund um den Erdball mehr als neugierig, was dieser Regisseur als nächstes wagen würde. Dabei setzt Kosinski nun nicht noch zwingend einen drauf, bleibt sich selbst und seinem Stil aber treu. Das bedeutet: Ein Formel-1-Film, bei dem praktisch keine digitalen Effekte genutzt wurden, sondern Schauspieler und Stuntleute tatsächlich in den mordsgefährlichen Rennwagen Platz nahmen, halsbrecherische Manöver durchführten und Crashs bauten, die einem richtig an die Nieren gehen. Darunter macht es Kosinski einfach nicht und allein das ist schon beeindruckend. So wie auch Tom Cruise damals selbst Platz nahm, um diverse Kampfjets (!) zu fliegen, so sitzt nun Mega-Star Brad Pitt in gewissen Vehikeln und rast über die Strecken. Und ohne Greenscreens, digitale Crashs oder sonstige, schummelnde Hilfsmittel ist das allein mit dem Wissen, hier quasi echte Rennen zu sehen, noch so viel intensiver als die CGI-Pakete rund um die letzten Fast & Furious-Filme
Das Ergebnis sind die vielleicht intensivsten Rennszenen, die wir je in einem Film dieser Art gesehen haben. Und auch wenn der Löwenanteil für diese gelungenen Szenen eben daran liegt, dass sie wirklich so gedreht wurden, hat Kosinski auch an anderen Schrauben gedreht, um sicherzugehen, dass wir in diesen Szenen (und es gibt viele Rennen in diesem Film!) wirklich in den Sitz gepresst werden. Das Sounddesign ist meisterhaft, Hans Zimmers schier majestätischer Score treibt das Tempo noch höher, die Kamera behält immer den Überblick, schlängelt sich durch Autos, Schrauben und herumliegende Trümmer... und der Schnitt! Dieser brillante Schnitt, der aus dem atemlosesten Rennen eine noch spannendere Angelegenheit macht, muss nächstes Jahr einfach den Oscar gewinnen, alles andere wäre schlichtweg nicht fair. Zudem setzt Kosinski innerhalb der Dramaturgie dieser Rennen nicht nur einfach darauf, möglichst viele Crashs einzubauen, alle Autos schnell fahren und sich gegenseitig überholen zu lassen. Neben der einfachen, aber zielsicheren Methode der Änderungen in letzter Minute und dem Fahren gegen eine tickende Uhr, setzen die Figuren immer wieder auch höchst spannende, trickreiche Taktiken und miese Mätzchen ein, um der typischen Autos fahren stundenlang im Kreis-Masche noch viele Überraschungen abzugewinnen.
Womit wir bei der Hauptfigur und dessen Darsteller wären und bei ersterer und der Geschichte, die diesen umgibt, sind doch ein paar Schwächen auszumachen. So ist F1 in jeder Hinsicht ein technisch makelloser Meilenstein in seiner Branche. Die Geschichte ist im Kontrast aber regelrecht klassisch und variiert die grundsätzlichen Motive einer Underdog-Story, wobei die Verlierer natürlich nach und nach aufs Podest klettern (oder diesem zumindest immer näher kommen) nur sehr, sehr leicht. Die Hauptfiguren und ihre schäumenden Konflikte sind niemals langweilig, aber auch fern jeglicher Überraschungen - dramaturgisch kommt die Nummer äußerst durchsichtig daher. Was bei einem Film wie diesem aber nichts Schlechtes sein muss, denn obwohl das alles recht reißbrettartig geschrieben ist und selbst ein Charakter, der einem Bösewicht nahekommt, hier mit seinem finsteren Plan ein einziges Klischee ist... es reicht, um mitzufiebern und bei den einzelnen Rennen schließlich so dermaßen mitzugehen, dass man gar mehrfach zusammenzuckt. Was die ganze Nummer, die hier bisweilen wie eine pathetische Verbeugung vor dem Rennsport anmutet, noch etwas erdet, ist die herrliche Performance von Brad Pitt, der wie immer den äußerst coolen, in wichtigen Momenten aber auch emotional markanten Sportler gibt, der keine Star-Allüren hat, aber trotzdem wie die coolste Sau auf dem Planeten wirkt. Pitt dabei zuzusehen, ist wie immer ein großes Vergnügen.

Fazit: Auf technischer Ebene ist F1 unbestritten ein Meisterwerk - eine Meisterleistung in Sachen Schnitt, Kamera, Sound und Design mit den intensivsten Rennszenen seit Jahren. Die Geschichte drum herum ist klassisch, aber zumindest gut genug, um mitzureißen, was letztendlich einen sehr packenden Sportlerfilm ergibt, der zwar selten überrascht, dafür aber alle paar Minuten zuverlässig aus dem Sessel haut, wenn es um die Inszenierung der brillanten Rennszenen geht.

Note: 2



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...