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American Horror Story - Die erste Staffel

Ich habe nun auch endlich Netflix! Für keine zehn Euro im Monat kann ich mich nun, neben den verschiedensten Filmen in HD, auch endlich dem in mir erweckten Serienwahn zügellos hingeben. Nachdem mich nach "Lost" auch "The Walking Dead" davon überzeugt hatte, dass Serien wirklich gut sein können, suche ich nach neuem Suchtmaterial und probierte mich gleich an der ersten Staffel von "American Horror Story". Ob diese wirklich alles hält, was sie verspricht, erfahrt ihr nun in meiner Kritik...

AMERICAN HORROR STORY - STAFFEL 1

Psychotherapeut Ben Harmon (Dylan McDermott) zieht, nachdem ihre Ehe durch sein Fremdgehen mit einer bedeutend jüngeren Studentin kriselt, mit seiner Frau Vivien (Connie Britton) und Teenager-Tochter Violet (Taissa Farmiga) in ein günstiges und dennoch sehr nobles Haus in Los Angeles, wo sie ihr Familienglück wiederherstellen wollen. Leider müssen sie bald erfahren, dass sie das Haus nicht grundlos für einen solchen Spottpreis erlangen konnten... denn nach dem ersten guten Eindruck verhärten sich die Eindrücke, dass es in dem Gebäude spukt.

Mehr will man zur Story nicht verraten, denn diese zu entdecken und die Hintergründe dieses doch recht tiefgründigen und wendungsreichen Horrors zu enträtseln, das macht die größte Freude dieser ersten Staffel aus. Nachdem sich Thriller, Endzeitgeschichten und Abenteuer auf Serienlänge als tauglich erwiesen, durfte eine recht normale Geistergeschichte auf zwölf Folgen ausgedehnt allerdings noch angezweifelt werden. Zumindest die erste Hälfte der Staffel spült jedoch alle Zweifel hinfort, überrascht mit einem hohen Tempo, krassen Wendungen, starken Charakteren, interessanten Konflikten, vielen gekonnten Schockmomenten und elektrisierender Spannung. Die Suchtgefahr ist enorm groß und man kann kaum aufhören, die Folgen eine nach der anderen zu schauen. Es ist schon clever, wie die Autoren immer wieder einzelne Brotkrumen ausstreuen und den Zuschauer damit bei Laune halten. Auch atmosphärisch funktioniert das ganze Ding außerordentlich gut... auch wenn es nur in den seltensten Fällen wirklich gruselig wird, größtenteils nur entweder sehr spannend oder auch mal abstoßend ekelhaft ist. Aber sonst wirkt das alles tatsächlich wie aus einem Guss, sehr gut durchdacht, mit einem starken Spannungsbogen, der auch Ruhepausen zulässt und kaum Längen. Leider hält das "American Horror Story" nicht über seine komplette Staffel durch, denn nach gut acht, neun Folgen beginnt das Fundament zu bröckeln. Es schleichen sich einige Füller ein, langatmige Momente werden häufiger und es wird schnell immer klarer, dass die Autoren wohl selbst keinen allzu genauen Plan hatten von dem, was sie da fabrizieren. Immer wieder werden neue Figuren eingeführt und sich um Antworten auf Fragen, die man zuvor aufgeworfen hatte, herumgeschlichen, bis man am Ende relativ ratlos und enttäuscht dasteht. Da schleichen sich jede Menge Logikfehler ein und man ist schon ein wenig traurig ob der vielen Fässer, die aufgemacht, dann aber nicht mehr angefasst wurden. Da wäre dann in den letzten fünf recht schwachen Folgen definitiv mehr drin gewesen als diese doch recht zahme und zahnlose Geschichte, zu der sich das zuvor so brillante Konzept hin entwickelt. Schauspielerisch ist alles auf einem soliden Niveau, natürlich sticht die brillante Jessica Lange heraus, der Rest erledigt seine Sache gut. Somit bleibt diese erste Staffel leider "nur" in einem sehr guten Mittelmaß stecken und verbaut sich das anfangs so gigantische Potenzial mit verqueren Antworten, Kitsch und zu wenig Mut zur Konsequenz. Ich bleibe aber dennoch dran und vertraue auf Staffel 2, wenn eine neue "Horror Story" erzählt wird. Hoffentlich haben die Macher dann aus den Fehlern gelernt und packen zu einer furiosen ersten Hälfte auch ein packendes und intelligentes Finale mit drauf.

Note: 3+



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