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28 Days Later

Danny Boyle weiß zu polarisieren, seine Filme schweben so oft zwischen meisterhaft und grauenvoll wie kaum andere in der Kinowelt. Während er mit "The Beach" noch einen starken Abenteuer-Thriller hinlegte, glich "Sunshine" 2007 einer knallharten Bauchlandung, welche sich in Genres und unnötigem Schwulst verhedderte und dabei jede Menge Häme einsackte. Bekannt ist Boyle jedoch auch für die Inszenierung von "28 Days Later", einem der ersten Filme, welche die zuvor so beliebten Untoten, Infizierten und Zombies ins 21. Jahrhundert zurückholte. Leider hat sich der Regisseur auch mit diesem Stoff keinen sonderlichen Gefallen getan.

28 DAYS LATER

Fahrradkurier Jim (Cillian Murphy) erwacht nackt und verwirrt in einem Krankenbett. Kein Mensch ist da, das Gebäude ist verwüstet und verlassen. Schon bald erkennt er, dass die Welt aus den Fugen geraten ist: Auf den Straßen tummeln sich blutrünstige, aggressive Menschen, welche alles attackieren, was ihnen begegnet... Jim scheint hilflos, bis er auf die knallharte, ebenfalls durch die Apokalypse wandernde Selena (Naomie Harris) trifft. Gemeinsam schlagen sie sich durch die einsamen Straßen und versuchen, am Leben zu bleiben...

Klingt nicht originell, ist es auch nicht, was allein ja schon nicht so schlimm wäre, wenn denn die Inszenierung einiges rausholen würde. Leider ist "28 Days Later" aber von vorne bis hinten nichts weiter als ein zu Unrecht gehypter, ansonsten aber vollkommen seelen- und einfallsloser Zombie-Trip, welcher weder Horror- noch Dramafans wirklich etwas bietet. Der Blutgehalt ist für die Filmfreaks, die auf jede Menge Gore und Brutalität hoffen, erschreckend gering und es scheint verwirrend, dass dieser Film keine Jugendfreigabe erhielt, während andere, sehr viel härtere Streifen glimpflicher geprüft wurden. Der schnelle, wacklige Schnitt und die unscharfen Aufnahmen, welche die BluRay auf unterste DVD-Qualität skalieren, halten die Brutalität der nur selten auftauchenden Infizierten jedoch unter Verschluss. Allerdings werden auch Fans, die auf Spannung oder angenehme Dramatik hoffen, enttäuscht, denn hier bietet der Film nicht mehr als bereits oft gesehenes. Die bösen Infizierten kommen immer näher, das Auto startet nicht... wie das ausgeht, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Charaktere sind blass und wirken absolut ungenügend gezeichnet, ihre Entwicklung spottet jedem positiven Vergleich, was besonders ein romantisch angehauchter Subplot zeigt, welcher null Gefühl auslöst, sondern einfach nur wie eine reine Behauptung funktioniert. So hangeln wir uns hier von Situation zu Situation, die wir alle bereits aus besseren Vertretern des Genres kennen, hin zum offenen und dennoch vorhersehbaren Ende, langweilen uns auf dem Weg immer wieder und werden nur ab und an durch treffsichere, später aber auch immer mehr sich abnutzendere Schockeffekte wachgerüttelt. Das Finale an sich ist dabei auch recht lasch auf der Brust, bedient sich Genre-Klischees, die in weitaus stärkeren Varianten der Geschichte, wie der Top-Serie "The Walking Dead" oder dem grandiosen Videospiel "The Last of Us", mit sehr viel mehr Intensität und Einfallsreichtum präsentiert wurden... da kann "28 Days Later" absolut nicht mithalten und wirkt einfach nur wie eine ideenlose Pflichtübung. Cillian Murphy spielt soweit ganz gut, kann jedoch auch nicht verhindern, dass sein blasser Charakter von dem miesen Skript untergebuttert wird... selbiges gilt für Naomie Harris, während Brendan Gleeson immerhin noch ein paar nette Szenen hat. Die Fortsetzung werde ich mir, da ich beide Filme im Doppelpack geholt habe, noch ansehen und hoffe auf Besserung... denn mit Ausnahme einiger netter Ansätze war das hier leider nichts.

Note: 5+

 


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