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Kick-Ass

Superheldenfilme stehen zur heutigen Zeit unglaublich hoch im Kurs. Seit Marvel ihre Erfolgswelle mit den "Avengers" begann und Christopher Nolan und Sam Raimi ihre Helden "Batman" und "Spider-Man" einem Kinopublikum präsentierten, laufen alle paar Monate kostümierte Kämpfer für die Freiheit über die Kinoleinwände... es wurde also Zeit, das ganze auch mal ein wenig zu persiflieren. 2010 übernahm "Kick-Ass" diesen Job, ist jedoch neben einer wundervollen Persiflage auch eine gute Geschichte mit faszinierenden Charakteren und starker Action.

KICK-ASS

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein ziemlicher Looser. Gemeinsam mit seinen Freunden Marty (Clark Duke) und Todd (Evan Peters) fristet er ein langweiliges Leben an der High-School, ist für Frauen quasi unsichtbar und wird zudem noch oft Opfer von Überfällen... bis Dave, der ein großer Superhelden-Fan ist, beschließt, aus dem Kreis auszubrechen, sich ein Kostüm überzuziehen und auf Verbrecherjagd zu gehen. Aus der spontanen Idee wird ein regelrechter Hype, welcher nicht nur Nachahmer, sondern auch die Aufmerksamkeit des gefährlichen Kriminellen D'Amico (Mark Strong) auf sich zieht. Und auch andere Helden werden auf Dave, der sich nun "Kick-Ass" nennt, aufmerksam: Die elfjährige Mindy alias "Hit-Girl" (Chloe Grace Moretz) und ihr Vater Damon alias "Big Daddy" (Nicolas Cage) befinden sich bereits mit D'Amico im Krieg und könnten die Hilfe eines neuen Verbündeten dabei gut gebrauchen...

Herrlich, wie "Kick-Ass" das Genre persifliert. Für Fans von Spidey, Batman und Co. gibt es hierbei nicht nur unzählige Zitate und Anspielungen zu erhaschen, es wird auch auf sehr lustige, aber niemals respektlose Art mit dem Thema Superhelden umgegangen. Der Humor ist glänzend und greift dabei ab und an auch mal unter die Gürtellinie, ohne aber eklig zu werden... das schafft viel mehr der Brutalitätsfaktor, der sich klar an die ebenfalls sehr blutige Comic-Vorlage hält und dabei keine Kompromisse eingeht. Die zuvor stark diskutierten Szenen, in welcher eine elfjährige "Heldin" allerlei Kriminellen auf blutigste und brutalste Art den Garaus macht, zählen zu den Besten des Films. Moralische Verwerflichkeit klammere ich dabei mal aus, denn wird sind hier noch immer bei einem Unterhaltungsfilm und zudem sind die Szenen, so wie der ganze Film, so over the top, dass man sie eh kaum ernstnehmen kann. Mitfiebern tut man aber trotzdem, was auch daran liegt, dass neben den fabulösen und hervorragend choreographierten Actionszenen ein schöner Blick auf die schrulligen Charaktere geworfen wird. Trotz aller Überzeichnung nimmt Regisseur Matthew Vaughn seine Figuren ernst, schaut genauer auf ihre Probleme und ihre Träume und lässt uns so an ihnen teilhaben. Die Coming-of-Age-Story, die Dave erlebt, ist überzeugend erzählt, hat viel Raum für gute Gags, aber auch einige, man mag es kaum glauben, herzerwärmende Momente. Gegen Ende verabschiedet sich der Film von seiner Persiflage und zieht seine Story ernsthafter durch, was jedoch nicht schlimm ist, da die Geschichte zuvor bereits so überzeugend erzählt wurde, dass wir sie so gerne zu Ende sehen. Toll sind auch die Schauspieler, welche sich trotz Masken und Kostümen eine starke Präsenz angeeignet haben. Der heimliche Star ist natürlich Chloe Grace Moretz, die sowohl in den Actionszenen als auch in den ruhigen Zwischenmomenten vollkommen fabelhaft ist. Aaron Johnson trägt den Film als Hauptdarsteller wunderbar und Nicolas Cage ist in einer prägnanten Nebenrolle so gut und so schräg wie seit Jahren nicht mehr. Zudem mischt Mark Strong als starker Bösewicht mit und auch die Sidekicks wissen zu überzeugen, sind nicht bloße Stichwortgeber, sondern Figuren mit Herz und Seele... und das gilt auch für den ganzen Film. Trotz viel Blut, viel Witzelei und überzogenen Charakteren hat der Film eine gewisse Tiefe, die ihn nicht nur unterhaltsam, sondern auch wertvoll machen, wenn man denn die Grundprämisse akzeptiert. Außen hui, innen ebenfalls hui. Starker Film, einer meiner absoluten Favoriten!

Note: 1


 


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