Wenn ich nach meinen Lieblingsfilmen aus Deutschland gefragt werde, antworte ich immer sofort mit "Die Welle" (den ich damals dreimal im Kino gesehen habe) und Oliver Hirschbiegels "Das Experiment". Beide beweisen für mich, dass wir hier in unserem Heimatland tatsächlich richtig gute Filme produzieren können, auch wenn diese neben der xten Schweiger-Komödie relativ selten ausfallen. Nun habe ich "Das Experiment" endlich mal wieder gesehen und war überrascht, dass er nicht ganz so grandios war wie in meiner Erinnerung... ein richtig starkes Stück von Deutschlands Kinogeschichte bleibt er aber dennoch.
"Das Experiment" ist ein wichtiger Film. Er zeigt nicht effekthascherisch, sondern treffsicher und meist realistisch auf, zu was der Mensch fähig sein kann, wenn man ihm die Kontrolle entzieht oder ihm mehr Macht gibt als er haben sollte. Dabei kann man sogar gewisse Parallelen zum Dritten Reich erkennen. Dass der Film auf einem echten Experiment aus den 70ern beruht, ist dabei ebenso erschreckend, auch wenn man sich für den Streifen viele Freiheiten herausnahm, um das Geschehen noch etwas härter und krasser zu machen, weswegen auch der Untersatz "beruhend auf wahren Begebenheiten" hier entfernt wurde. Dennoch wirkt der Film angenehm realistisch und dürfte gerade in seinen weitgehenden Szenen der Brutalität, der Erniedrigung und besonders der Klaustrophobie nicht für jeden Zuschauer etwas sein. Hier wird definitiv nichts ausgespartet und Zartbesaitete werden auf eine harte Probe gestellt. Herausstechen tut "Das Experiment" auch mit seiner herausragenden Besetzung. Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle bringt genau die richtige Finesse und Ausstrahlung mit sich, die sein Charakter hier braucht und auch die restlichen Rollen gefallen mit einer ausgereiften Psyche und vielen starken Momenten. Gut sind sie sowieso alle, wobei zwei noch einmal deutlich herausstechen. Zum einen wäre da Christian Berkel, welcher immer den ruhigen Kopf zu bewahren scheint, mit der Zeit jedoch seinen interessanten Charakter immer mehr entfaltet. Und dann hätten wir Justus von Dohnanyi, welcher seinen psychisch vollkommen entrückten Wärter mit einer solchen Intensität darstellt, dass einem ab und an schon ein ziemlicher Schauer über den Rücken läuft. Freuen darf man sich auch über andere bekannte Schauspieler, so zum Beispiel "Stromberg"-Star Lars Gärtner oder das Werbegesicht von Saturn, Antoine Monot Jr. in einer starken Performance. Kleine Schwächen leistet sich "Das Experiment" nur leider im Storytelling, so ist die in Rückblenden erzählte Geschichte von Tarek und seiner Freundin Dora, gespielt von Maren Eggert, oft ein Klotz am Bein und sorgt für winzige Längen in dem ansonsten temporeichen und extrem spannenden Hauptteil im Gefängnis. Auch verliert man mit der Zeit einige interessante Figuren aus dem Blickfeld und konzentriert sich auf einige, wenige Hauptakteure... aus der restlichen Besetzung wäre da mehr herauszuholen gewesen. Das sind aber nur marginale Kritikpunkte in einem ansonsten vorbildlich inszenierten, stark gespielten und unter die Haut gehenden Thriller, der die Spannung stets oben hält und zudem mit einer ausgezeichneten Psychologie der Versuchskaninchen glänzen kann.
Note: 2+
DAS EXPERIMENT
Taxifahrer Tarek (Moritz Bleibtreu) meldet sich für ein soziales Experiment, welches in der Zeitung ausgeschrieben wurde, mit mehreren anderen Männern als Versuchsperson. In diesem Test werden die Männer in Wärter und Gefangene aufgeteilt und leben zwei Wochen in einer Strafvollzugsanstalt. Die Wissenschaftlerin Dr. Jutta Grimm (Andrea Sawatzki) und ihr Vorgesetzter Professor Doktor Klaus Thon (Edgar Selge) wollen damit herausfinden, wie normale Menschen von der Straße auf Extremsituationen und den Verlust ihrer Persönlichkeitsrechte reagieren. Doch das Experiment läuft, trotz fester Regeln, schnell aus dem Ruder und wird zu einer Gefahr für alle Teilnehmenden..."Das Experiment" ist ein wichtiger Film. Er zeigt nicht effekthascherisch, sondern treffsicher und meist realistisch auf, zu was der Mensch fähig sein kann, wenn man ihm die Kontrolle entzieht oder ihm mehr Macht gibt als er haben sollte. Dabei kann man sogar gewisse Parallelen zum Dritten Reich erkennen. Dass der Film auf einem echten Experiment aus den 70ern beruht, ist dabei ebenso erschreckend, auch wenn man sich für den Streifen viele Freiheiten herausnahm, um das Geschehen noch etwas härter und krasser zu machen, weswegen auch der Untersatz "beruhend auf wahren Begebenheiten" hier entfernt wurde. Dennoch wirkt der Film angenehm realistisch und dürfte gerade in seinen weitgehenden Szenen der Brutalität, der Erniedrigung und besonders der Klaustrophobie nicht für jeden Zuschauer etwas sein. Hier wird definitiv nichts ausgespartet und Zartbesaitete werden auf eine harte Probe gestellt. Herausstechen tut "Das Experiment" auch mit seiner herausragenden Besetzung. Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle bringt genau die richtige Finesse und Ausstrahlung mit sich, die sein Charakter hier braucht und auch die restlichen Rollen gefallen mit einer ausgereiften Psyche und vielen starken Momenten. Gut sind sie sowieso alle, wobei zwei noch einmal deutlich herausstechen. Zum einen wäre da Christian Berkel, welcher immer den ruhigen Kopf zu bewahren scheint, mit der Zeit jedoch seinen interessanten Charakter immer mehr entfaltet. Und dann hätten wir Justus von Dohnanyi, welcher seinen psychisch vollkommen entrückten Wärter mit einer solchen Intensität darstellt, dass einem ab und an schon ein ziemlicher Schauer über den Rücken läuft. Freuen darf man sich auch über andere bekannte Schauspieler, so zum Beispiel "Stromberg"-Star Lars Gärtner oder das Werbegesicht von Saturn, Antoine Monot Jr. in einer starken Performance. Kleine Schwächen leistet sich "Das Experiment" nur leider im Storytelling, so ist die in Rückblenden erzählte Geschichte von Tarek und seiner Freundin Dora, gespielt von Maren Eggert, oft ein Klotz am Bein und sorgt für winzige Längen in dem ansonsten temporeichen und extrem spannenden Hauptteil im Gefängnis. Auch verliert man mit der Zeit einige interessante Figuren aus dem Blickfeld und konzentriert sich auf einige, wenige Hauptakteure... aus der restlichen Besetzung wäre da mehr herauszuholen gewesen. Das sind aber nur marginale Kritikpunkte in einem ansonsten vorbildlich inszenierten, stark gespielten und unter die Haut gehenden Thriller, der die Spannung stets oben hält und zudem mit einer ausgezeichneten Psychologie der Versuchskaninchen glänzen kann.
Note: 2+
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