Direkt zum Hauptbereich

Erlöse uns von dem Bösen

Als Horrorfan hat man in der heutigen Zeit leider nicht immer gute Karten. Gerade in den vergangenen zwei, drei Jahren hatte ich das Gefühl, dass viele Filme des Genres im Grunde nur für die Zuschauer gemacht wurden, die noch nicht oder kaum mit Dämonen, Geistern und ähnlichem auf dem Bildschirm in Berührung kamen... denn nur so lässt sich erklären, dass man noch immer auf Schockeffekte aus der Mottenkiste und den immer gleichen, faden Storys auffährt, die man so schon x-mal gesehen hat. Und genau so ein Klon ist "Erlöse uns von dem Bösen", der zwar unbedingt erschreckend sein möchte, letztendlich aber nur erschreckend langweilig ist.

ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN

Detective Ralph Sarchie (Eric Bana) arbeitet in der Nachtschicht des New York Police Departement und hat schon so ziemlich jeden Schrecken gesehen, zu dem der Mensch fähig ist. In seinem neuen Fall scheint jedoch etwas anderes am Werk zu sein... finstere, von seltsamen Mächten besessen scheinende Bürger wandeln durch die Stadt und richten Grauen an. Sarchie möchte nicht an eine Beteiligung übersinnlicher Kräfte glauben, bis ihm der Priester Mendoza (Edgar Ramirez) mit klaren Beweisen die Augen öffnet. Sarchie muss mit ihm zusammenarbeiten, um die schrecklichen Morde zu lösen, welche mittlerweile auch seine Familie bedrohen...

Was soll man zu so einem Film noch schreiben? Im Grunde haben wir all dies schon (viel besser) in anderen Streifen gesehen, es gibt hier wirklich kaum etwas, was in irgendeiner Form speziell oder aufregend ist. "Erlöse uns von dem Bösen" dümplet über seine entsetzlich lange, zweistündige Laufzeit recht planlos vor sich hin, ein klarer Spannungsbogen ist absolut nicht auszumachen und so langweilen wir uns schneller, als es uns lieb ist. Dabei wirkt das Geschehen zu Beginn noch einigermaßen vielversprechend, hat ein paar vorhersehbare, aber dennoch recht zielsichere Schockeffekte am Start und kann in der ersten halben Stunde mit gelungenen Ansätzen zumindest solide überzeugen. Da hätte doch ein kurzweiliger, zumindest mittelmäßiger Streifen rauskommen können, aber in den folgenden neunzig Minuten verbauen sich die Macher mit allerlei religiös-pathetischem Dämonenquatsch dann ihre Geschichte. Es kommt zu extremen Längen, es passiert kaum etwas, der Film tritt lange auf der Stelle und weiß auch durch die uninspirierten, meist gar unfreiwillig lächerlichen Grusel-Einlagen, die dann ab und an noch mit unpassendem Ekel garniert werden, nicht zu überzeugen. Somit stolpert der Film bis zu einem absolut lahmen, effekthascherischen und alles andere als schockenden Finale lahm dahin, lässt ab und an ein paar Maskenmänner durchs Bild laufen und Taschenlampen ausgehen... nichts, was Kenner des Genres noch in irgendeiner Form anturnen dürfte. Der selben Meinung scheinen auch die Schauspieler gewesen zu sein, denn Eric Bana war wohl noch nie so blass wie in dieser müde wirkenden und langweiligen Performance eines ebenfalls langweiligen, klischeehaften Charakters und Edgar Ramirez bemüht sich zwar, Präsenz zu zeigen, doch das miese Skript macht ihm dabei immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Und wenn man sich dann auch nicht von den schwachen Darstellern, der lächerlichen Geschichte und der überlangen Laufzeit abschrecken lassen möchte, dann dürfte die fast vollkommene Abwesenheit von Grusel in einem Horrorfilm doch endlich das Todesurteil bedeuten. Handwerklich ist das ganze ziemlich nett gemacht, ist aber schlichtweg zu zäh und auch einfach zu doof, um irgendwie positiv in Erinnerung zu bleiben. Einige nette Ansätze, zwei gute Schocks während der ersten zwanzig Minuten, mehr ist hier leider nicht drin. Horror-Fans sollten sich woanders umschauen und dieses schwache Etwas von einem Möchtegern-Schocker mit Ignoranz strafen. Achja, das ganze basiert natürlich auch wieder irgendwie auf wahren Begebenheiten und so... aber davon mag man halten, was man möchte.

Note: 5


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se