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Codename U.N.C.L.E.

Agenten-Thriller sind schon immer so richtig in. Alle paar Jahre kommt immerhin ein neuer James-Bond-Film um die Ecke und gerade seit die Reihe mit Daniel Craig einen weitaus ernsthafteren, realistischeren Touch bekommen hat ist der Ruf nach unterhaltsameren, spaßigeren Kalibern innerhalb des Genres auch nicht klein geworden. Da kommt eine Verfilmung der Serie "The Man from U.N.C.L.E." von "Sherlock Holmes"-Regisseur Guy Ritchie, angereichert mit einer netten Star-Besetzung, doch gerade richtig, oder? Leider nein, denn einen solchen Film braucht offenbar keiner...

CODENAME U.N.C.L.E.


Während des Kalten Krieges soll der Wissenschaftler Udo Teller (Christian Berkel) für eine gefährliche Verbrecherorganisation einen Atomsprengkopf bauen. Um das zu verhindern, müssen Russen und Amerikaner zusammenarbeiten, was in Form des CIA-Agenten Napoleon Solo (Henry Cavill) und des russischen Top-Agenten Ilya Kuryakin (Armie Hammer) geschehen soll. Die beiden hassen es selbstverständlich abgrundtief, nun zusammenarbeiten zu müssen. Beiden wird von daher die Tochter Tellers, Gaby (Alicia Vikander), zur Seite gestellt, welche sie mit den richtigen Informationen auf die Spur der Feinde bringen soll...

Ich bin kein großer Fan von Guy Ritchie und kann, im Gegensatz zu seiner großen Fanbase, nur recht wenig mit seinen Werken anfangen. So empfinde ich beispielweise die beiden "Sherlock Holmes"-Filme als ziemlich langatmige Action-Vehikel und seinen als Kultfilm verehrten "Snatch" fand ich bis auf einen genial-komischen Brad Pitt auch nur unerträglich. Keine besonders guten Voraussetzungen also für seinen neuesten Film und diese werden auch nicht übertroffen: "Codename Uncle" ist noch einmal um einiges schwächer als der zweite Teil rund um Sherlock Holmes, Watson und Co., was zu einem ziemlich schlechten Film gereicht. Warum das so ist, hat mehrere Gründe. Zum einen ist es natürlich schon ein klares Urteil für eine schlechte Verteilung der "Highlights", wenn die mit Abstand beste Szene bereits gleich zu Beginn kommt. Hier beweist Ritchie mit einer hübsch gefilmten, flotten und augenzwinkernden Auto-Verfolgungsjagd, die in Sachen Schnitt wirklich stark daherkommt, dass er eben doch etwas vom Genre versteht. Was jedoch danach folgt, lässt sich nicht mehr als Spaß, nur noch als Arbeit beschreiben. Eine vollkommen banale, flache Geschichte mit schwach gezeichneten Charakteren, wobei stets nur noch Wendung an Wendung gekloppt wird, um irgendwie noch auf eine Laufzeit von zwei Stunden zu kommen, welche sich bei dem geringen Tempo jedoch eher doppelt so lang anfühlt. All die kleinen Witzchen, die clever und charmant wirken sollen, sind dabei so flach, so vorhersehbar und von den teils unterforderten (Henry Cavill), teils schlichtweg blassen (Armie Hammer) Darstellern so dermaßen steif vorgetragen, dass dabei keine Lacher entstehen wollen. Und auch in Sachen Action wird uns hier im Grunde nichts geboten. Die wenigen Actionszenen sind so farblos, so arm an Innovationen, dass man sie schon während des Schauens wieder vergessen hat. Bis zu einem vollkommen enttäuschenden, weil kruden und komplett spannungsarmen Finale dümüelt "Codename Uncle" so über anderthalb Stunden langatmig vor sich hin, reiht Szene an Szene, ohne großartige Zusammenhänge herzustellen, wirft etliche Charaktere in die Arena, um sie allesamt zu verspielen. Beispielhaft ist dabei Hugh Grant, der erst zum Schluss von der Leine gelassen wird, dabei aber im Grunde nichts zu tun hat. Ein Sinnbild für den ganzen Film an sich, der so nichtssagend ist, dass man ihn nur noch vergessen braucht. "Codename Uncle" geht alles ab, was ein komädiantisch angehauchter Thriller haben sollte: Charme, Witz, Originalität, Esprit, harmonisch agierende Darsteller und gute Action. Nichts davon ist hier drin und im Gegensatz zu seinen durchschnittlichen Holmes-Werken kann Ritchie mit einer farblosen Inszenierung hier noch nicht einmal einen eigenen Stempel aufdrücken. Fazit: Vollkommen planlose, langwierige und steife Actionkomödie ohne Mehrwert, die im Grunde kaum etwas zu erzählen hat, dieses Nichts jedoch aufbauscht, bis es einem schnell egal ist, wie das Ganze nun ausgeht.

Note: 5+

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