Disney feuert besonders in diesem Jahr aus allen Rohren: Neben dem Finale der dritten "Star Wars"-Trilogie im Dezember gibt es 2019 nicht nur wieder drei neue Teile aus dem Marvel Cinematic Universe, von denen es zuletzt "Avengers: Endgame" gelang, sämtliche Rekorde schlichtweg zu pulverisieren, sondern auch gleich drei neue Realfilm-Remakes. Den Anfang machte "Dumbo" im März, im Juli erwarten Fans mit Skepsis und nostalgischen Gefühlen die Neuverfilmung von "Der König der Löwen" - ein weiterer, sicherer Megahit für Disney. Bei "Aladdin" sieht das etwas anders aus, denn dem schlug gerade hinsichtlich der Besetzung von Superstar Will Smith als Aladdin ein wenig Schadenfreude entgegen. Doch wie sagt man so schön: Erst am Ende ist man wirklich schlauer, weswegen ich mir auch diesen Disneyfilm nicht entgehen lassen wollte... obwohl mich die vorherigen Remakes bislang eher kaltgelassen hatten.
ALADDIN
In Agrabah schlägt sich der junge Strauchdieb Aladdin (Mena Massoud) mit kleinen Diebstählen durch, immer in Begleitung seines Affen Abu. Bei einem neuerlichen Streifzug über den Markt begegnet er Jasmin (Naomi Scott) und hilft ihr, aus einer gefährlichen Situation zu entkommen... noch nicht ahnend, dass es sich bei ihr um die Prinzessin von Agrabah handelt, die den Fängen und Mauern des Palastes entkommen wollte. Als Aladdin ihr folgt, gerät er in die Fänge des intriganten Wesirs Dschafar (Marwan Kenzari), der den jungen Verliebten als Werkzeug nutzt, um selbst bald vom Palast aus reagieren zu können. Er schickt den Dieb zur nahen Wunderhöhle und säuselt ihm Versprechungen ins Ohr - diese wirken und Aladdin macht sich daran, die Wunderlampe aus der Höhle zu stehlen. Mit dieser und der Hilfe des darin eingesperrten Flaschengeistes Dschinnie (Will Smith) hofft er, Jasmins Herz erobern zu können... und spielt dem fiesen Dschafar somit unwissentlich in die Hände.
Inszeniert wurde dieses Disney-Remake tatsächlich von Guy Ritchie und das machte den Film doch wieder interessant. Der Mann, der sich eigentlich immer wieder gegen die Manirismen des typischen Mainstream-Blockbusters gesträubt hatte (auch wenn er dabei in den letzten Jahren ebenfalls häufig Mittelmaß an den Mann brachte), sollte nun also ein glattes Remake überwachen? Das klang irgendwie interessant und auch wenn Ritchie im Endergebnis natürlich nicht so kreativ und teilweise skurill zu Werke gehen konnte - einige seiner inszenatorischen Ideen haben es in den Film geschafft und dürfen als Highlights gelten. So neigt er in einigen der Musicalszenen dazu, die Figuren wie Stop-Motion-Charaktere durch die bunten Hintergründe laufen zu lassen, was erst einmal verwirrt, schließlich aber dem teils skurillen, teils überdrehten Disney-Charme plötzlich erstaunlich nahekommt. In anderen Momenten lässt er den gesamten Hintergrund in eine Zeitlupe fallen, während sich der singende Protagonist normal bewegt - das sieht nicht nur fantastisch aus, sondern fällt auch im positiven Sinne aus dem Rahmen.
Ansonsten bewegt man sich hier jedoch in den gewohnten Gefilden eines Disneyfilms, was für dieses Remake beinahe ausschließlich positiv gemeint ist, ist es doch zum ersten Mal gelungen, die komplette Seele des Originals zu retten, erneut auf die Leinwand zu bringen und neue Ideen einzustreuen, die sich nicht wie ein vollständiger Fremdkörper anfühlen. Gerettet wurde dabei vor allem der Witz: "Aladdin" ist sicherlich der spaßigste Disney-Realfilm seit den "Fluch der Karibik"-Abenteuern, unterhält sowohl mit poinitiertem Slapstick als auch mit einigen herrlichen Wortduellen. Einer ist daran nicht ganz unschuldig, was direkt als nächste Überraschung verbucht werden darf: Will Smith, der zuvor für seine Darstellung als blauer Flaschengeist belächelt wurde, erweist sich hier als waschechter Szenendieb und beinahe jeder seiner Momente ist ein echter Gewinn. Hier zeigt sich, dass man vor der ganzen Lästerei doch besser erst einmal den Film sehen sollte, um sich anschließend eine Meinung zu bilden. So kommt man nämlich auf den Punkt, dass die Momente, in denen Smith bläulich animiert wurde, tatsächlich etwas seltsam aussehen, er in Sachen Comedy-Timing, Präsenz, Ausstrahlung und reiner Spielfreude aber definitiv so gut ist wie seit Jahren nicht mehr.
Smith kaspert sich nicht hindurch, sondern sorgt besonders im Ensemble für wunderbare Punching-Bälle, hält sich teilweise zurück, weiß aber auch, wann er eine wirklich große Show abliefern muss - seine beiden zentralen Gesangseinlagen gehören definitiv zu den musikalischen Highlights, die hier auch noch größer, prachtvoller und witziger dargeboten werden als im Zeichentrick-Original. Wo der Superstar, der hier auch als erster in der Besetzungsliste genannt wird, also alle Blicke auf sich zieht, sollte man jedoch die Hauptdarsteller nicht außer Acht lassen: Zwischen Mena Massoud und "Power Rangers"-Star Naomi Scott sprühen die Funken, beide agieren charmant, gewitzt und mit viel Präsenz. Das einzig schwache Glied bleibt erwartungsgemäß Marwan Kenzari, der als Oberbösewicht Dschafar eher ein laues Lüftchen denn ein wirklich bedrohlicher Antagonist ist.
Anzumerken ist auch, dass das letzte Drittel ein wenig an Schwung einbüßt und unverständlicherweise viel zu deutlich auf die Bremse tritt - selbst am Showdown hat man gespart, der hier wesentlich harmloser und unspektakulärer ausfällt und deswegen deutlich verpufft. Zuvor hat man jedoch bereits so viel Spaß gehabt, dass man diese Pille noch mit einem Achselzucken schluckt: Der grandiose Soundtrack, den erneut Alan Menken beisteuerte, der die klassischen Songs mit neuem Bombast erschafft, geht sofort ins Ohr. Einige Comedy-Einlagen im Mittelteil treffen das Zwerchfell schier perfekt und in Sachen Romantik feuert dieses Disney-Märchen ebenfalls aus allen Rohren, ist dabei auch optisch absolut wundervoll geraten. Nein, das ist wesentlich besser, als zu erwarten war, und deswegen klar das bisher beste Disney-Remake.
Fazit: Das Remake behält die Seele des Originals, hat mit Guy Ritchie einen kreativen Regisseur dabei, der sowohl inszenatorisch als auch musikalisch aus allen Rohren feuert, ohne sein Publikum dabei zu überfordern. "Aladdin" ist, trotz unübersehbarer Schwächen im letzten Akt, ein ungemein charmantes, romantisches und witziges Vergnügen mit einer starken Besetzung und echter Disney-Atmosphäre.
Note: 2-
Inszeniert wurde dieses Disney-Remake tatsächlich von Guy Ritchie und das machte den Film doch wieder interessant. Der Mann, der sich eigentlich immer wieder gegen die Manirismen des typischen Mainstream-Blockbusters gesträubt hatte (auch wenn er dabei in den letzten Jahren ebenfalls häufig Mittelmaß an den Mann brachte), sollte nun also ein glattes Remake überwachen? Das klang irgendwie interessant und auch wenn Ritchie im Endergebnis natürlich nicht so kreativ und teilweise skurill zu Werke gehen konnte - einige seiner inszenatorischen Ideen haben es in den Film geschafft und dürfen als Highlights gelten. So neigt er in einigen der Musicalszenen dazu, die Figuren wie Stop-Motion-Charaktere durch die bunten Hintergründe laufen zu lassen, was erst einmal verwirrt, schließlich aber dem teils skurillen, teils überdrehten Disney-Charme plötzlich erstaunlich nahekommt. In anderen Momenten lässt er den gesamten Hintergrund in eine Zeitlupe fallen, während sich der singende Protagonist normal bewegt - das sieht nicht nur fantastisch aus, sondern fällt auch im positiven Sinne aus dem Rahmen.
Ansonsten bewegt man sich hier jedoch in den gewohnten Gefilden eines Disneyfilms, was für dieses Remake beinahe ausschließlich positiv gemeint ist, ist es doch zum ersten Mal gelungen, die komplette Seele des Originals zu retten, erneut auf die Leinwand zu bringen und neue Ideen einzustreuen, die sich nicht wie ein vollständiger Fremdkörper anfühlen. Gerettet wurde dabei vor allem der Witz: "Aladdin" ist sicherlich der spaßigste Disney-Realfilm seit den "Fluch der Karibik"-Abenteuern, unterhält sowohl mit poinitiertem Slapstick als auch mit einigen herrlichen Wortduellen. Einer ist daran nicht ganz unschuldig, was direkt als nächste Überraschung verbucht werden darf: Will Smith, der zuvor für seine Darstellung als blauer Flaschengeist belächelt wurde, erweist sich hier als waschechter Szenendieb und beinahe jeder seiner Momente ist ein echter Gewinn. Hier zeigt sich, dass man vor der ganzen Lästerei doch besser erst einmal den Film sehen sollte, um sich anschließend eine Meinung zu bilden. So kommt man nämlich auf den Punkt, dass die Momente, in denen Smith bläulich animiert wurde, tatsächlich etwas seltsam aussehen, er in Sachen Comedy-Timing, Präsenz, Ausstrahlung und reiner Spielfreude aber definitiv so gut ist wie seit Jahren nicht mehr.
Smith kaspert sich nicht hindurch, sondern sorgt besonders im Ensemble für wunderbare Punching-Bälle, hält sich teilweise zurück, weiß aber auch, wann er eine wirklich große Show abliefern muss - seine beiden zentralen Gesangseinlagen gehören definitiv zu den musikalischen Highlights, die hier auch noch größer, prachtvoller und witziger dargeboten werden als im Zeichentrick-Original. Wo der Superstar, der hier auch als erster in der Besetzungsliste genannt wird, also alle Blicke auf sich zieht, sollte man jedoch die Hauptdarsteller nicht außer Acht lassen: Zwischen Mena Massoud und "Power Rangers"-Star Naomi Scott sprühen die Funken, beide agieren charmant, gewitzt und mit viel Präsenz. Das einzig schwache Glied bleibt erwartungsgemäß Marwan Kenzari, der als Oberbösewicht Dschafar eher ein laues Lüftchen denn ein wirklich bedrohlicher Antagonist ist.
Anzumerken ist auch, dass das letzte Drittel ein wenig an Schwung einbüßt und unverständlicherweise viel zu deutlich auf die Bremse tritt - selbst am Showdown hat man gespart, der hier wesentlich harmloser und unspektakulärer ausfällt und deswegen deutlich verpufft. Zuvor hat man jedoch bereits so viel Spaß gehabt, dass man diese Pille noch mit einem Achselzucken schluckt: Der grandiose Soundtrack, den erneut Alan Menken beisteuerte, der die klassischen Songs mit neuem Bombast erschafft, geht sofort ins Ohr. Einige Comedy-Einlagen im Mittelteil treffen das Zwerchfell schier perfekt und in Sachen Romantik feuert dieses Disney-Märchen ebenfalls aus allen Rohren, ist dabei auch optisch absolut wundervoll geraten. Nein, das ist wesentlich besser, als zu erwarten war, und deswegen klar das bisher beste Disney-Remake.
Fazit: Das Remake behält die Seele des Originals, hat mit Guy Ritchie einen kreativen Regisseur dabei, der sowohl inszenatorisch als auch musikalisch aus allen Rohren feuert, ohne sein Publikum dabei zu überfordern. "Aladdin" ist, trotz unübersehbarer Schwächen im letzten Akt, ein ungemein charmantes, romantisches und witziges Vergnügen mit einer starken Besetzung und echter Disney-Atmosphäre.
Note: 2-
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