Wenn ursprüngliche Kameramänner oder Effektspezialisten das Ruder eines Regisseurs zum ersten Mal übernehmen, sollte man seine Erwartungen erst einmal senken, denn die Filmgeschichte hat uns dabei schon manch einen bösen Flop präsentiert, zum Beispiel der ziemlich miese "Transcendence" mit Johnny Depp und Morgan Freeman. Doch bei Jan de Bont, ehemaliger Kameramann, war dies ganz anders. Dieser präsentierte mit seinem Regiedebüt "Speed" im Jahr 1994 einen grandiosen Action-Thriller, der bis heute Klassikerstatus besitzt und dem jungen Mann manch ein Tor in Hollywood öffnete...
SPEED
Alle halten den gnadenlosen Terroristen Howard Payne (Dennis Hopper) nach einem Anschlag auf ein New Yorker Bürogebäude für tot, so auch Polizist Jack Traven (Keanu Reeves), welcher Payne bis zu seinem "Tod" verfolgte. Doch nun ist Payne wieder da und hat sich für seinen neuesten Coup etwas ganz Besonderes überlegt: Er verlangt eine stattliche Summe Geld, ansonsten würde er einen Linienbus in die Luft fliegen lassen. Die Bombe ist bereits platziert und geht automatisch hoch, sobald das Fahrzeug langsamer als fünfzig Meilen pro Stunde fährt. Sofort macht sich Traven auf den Weg, die Businsassen zu retten, während sein Partner Harry Temple (Jeff Daniels) versucht, den Terroristen ausfindig zu machen...
Die Ausgangssituation ist ebenso simpel wie effektiv: Sobald der im Zentrum des Films stehende Bus seine Fahrt zu sehr verringert, geht er hoch. Das erinnert natürlich immer wieder an den von mir erst kürzlich gesehenen, zwölf Jahre später erschienenen "Crank" mit Jason Statham und das Ergebnis ist, wenn auch deutlich spannender und besser, das gleiche: Das Tempo wird nicht runtergenommen und über fast zwei Stunden hinweg sehen wir einem rasanten Action-Thriller zu, der sich selbst immer höherschraubt und die geniale Idee bis ins letzte Detail ausnutzt.
Über nicht fertiggestellte Straßen, herumlaufende Passanten, auslaufendes Benzin und Verkehrsstaus ist alles dabei, was den Bus irgendwie aufhalten könnte und Regisseur Jan de Bont gelingt es, diese "Gefahren" stets perfekt zu inszenieren. Er erschafft, auch dank des druckvollen Soundtracks, etliche Szenen von gnadenloser Intensität, er dreht die Daumenschrauben an, bis eine Steigerung nicht mehr möglich scheint und lässt dem Zuschauer somit keine Zeit zum Durchatmen. Zum Glück bleibt einem dabei auch keine Gelegenheit, über etwaige Logikschlenker nachzudenken, denn von diesen gibt es so manche, was aber nicht weiter schlimm ist. Die Unterhaltung ist schlichtweg viel zu gut, alsdass man sich über solcherlei Kleinigkeiten aufregen möchte und angesichts der Finesse, mit der diese Hauptsituation hier immer wieder durchgeschüttelt wird, darf man glatt applaudieren.
Für mehr ist dann auch kein Platz: Die Charaktere sind ebenso flach wie eindimensional, was aber auch nicht schadet, eher sogar nützt, denn komplexe Background-Storys würden "Speed" nur bremsen und dies darf nicht passieren. Deswegen reichen hier ein heldenhafter Polizist, ein böser Terrorist mit Köpfchen, ein sprücheklopfender Partner und natürlich Sandra Bullock in Höchstform, die mit der Rolle der panischen Fahrerin Annie der Durchbruch in Hollywood gelang. Neben ihr glänzt besonders "Easy Rider"-Star Dennis Hopper in der Rolle des intriganten Antagonisten und wenn man bedenkt, wie viel der leider bereits verstorbene Schauspieler aus einer Rolle, über die man ansonsten kaum etwas erfährt, herausholt, wird klar, wie talentiert und versiert dieser Mann war. Keanu "Neo" Reeves gibt indes den sehr sympathischen Helden, der ebenso glatt wie heroisch angelegt ist, in Nebenrollen sind unter anderem Jeff Daniels und Joe Morton zu sehen.
Doch ein Schauspielerfilm ist dies hier keinesfalls, weswegen man sich über manch eine flache Figur oder einige bediente Klischees nicht auslasten und einfach der krachenden Action und der packenden Spannung zusehen sollte, die schon schnell einschlägt. Der Film braucht nur wenige Minuten, um Vollgas zu geben und verschwendet auch später keine Zeit mehr. Einzig der nachgeschobene Showdown kann diese Qualität leider nicht mehr halten und enttäuscht gerade auf der Zielgerade ein wenig, da man die zuvor gesehenen Szenarien, die das Herz immer wieder schneller schlagen lassen, nicht mehr toppen kann, die Thematik letztendlich in "Stirb langsam"-Manier ein wenig zu stark ausreizt. Das kostet dann eine noch bessere Note, aber ein hervorragender Thriller mit Witz, Charme und Top-Action ist dennoch herausgekommen... und ein Film, der auch heute noch wahnsinnig zu fesseln weiß!
Fazit: Hochspannender Thriller mit einer genialen Ausgangssituation, welche das Tempo niemals runterschrauben lässt. Intensiv, stark inszeniert und mit Witz und Charme dargestellt: "Speed" ist auch heute noch ein Klassiker unter den Actionfilmen!
Note: 2
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