Ein Flugzeugabsturz. Eine Gruppe Menschen allein in der Wildnis, im Kampf ums Überleben und mit sich selbst. Zu dieser Thematik gab es schon etliche Filme... und dieses Thema zieht auch immer wieder, betrifft es uns doch irgendwie alle. Wer mit einem Flieger abstürzt, ist kein Held, sondern ein normaler Mensch wie du und ich, der in dieser Situation über sich hinauswachsen muss. Eine solche Geschichte erählt auch "The Grey" aus dem Jahr 2011: Zwei Jahre, nachdem Liam Neeson mit "96 Hours" auf seine alten Tage plötzlich zum Actionstar aufstieg, sollte er erneut in einem physisch anspruchsvollen Film mitspielen - diesmal im Kampf gegen die Natur. Richtig überzeugend ist dieses Werk allerdings nicht ausgefallen...
THE GREY
John Ottway (Liam Neeson) arbeitet für eine Ölförderungseinrichtung in Alaska - als ausgebildeter Wildjäger soll er die Arbeiter dabei vor den dort lebenden Tieren schützen. Auf dem Heimweg stürzt das Flugzeug mit ihm und mehreren anderen Arbeitern jedoch mitten in der Eiswüste ab. Sieben Männer, darunter Ottway, überleben den Absturz und machen kurz darauf die Bekanntschaft mit einem Rudel Wölfe, in dessen Gebiet sie nun eingedrungen sind. Da sie glauben, in der Wildnis nicht gefunden werden zu können, planen die Männer, sich durch den nahen Wald zu schlagen. Auf dem Weg werden sie von den Wölfen jedoch immer wieder brutal attackiert, weswegen Ottway beschließt, den Kampf gegen die Tiere aufzunehmen...
Joe Carnahan, der mit Neeson zuvor bereits an dem mauen "A-Team"-Film arbeitete, inszenierte diesen unerbittlichen Kampf von sieben Männern in der trostlosen, eiskalten Wildnis. Leider ist ihm dabei aber wenig mehr eingefallen als das übliche Klischee in allen Ecken. Nichts davon ist wirklich schlecht inszeniert, aber es fällt auch nichts positiv aus dem Rahmen, alles haben wir in anderen, vergleichbaren Filmen eben schon mal eine ganze Ecke überzeugender gesehen. Die Actionszenen sind knackig, allerdings ist in dem wirren Schnittgewitter nicht immer zu erkennen, wer denn nun gerade wohin gebissen wird oder wer mit wem kämpft und auch den einleitenden Flugzeugabsturz haben wir in Filmen wie "Cast Away" schon wesentlich intensiver erleben dürfen.
Ansonsten regiert der Kampf gegen die Natur: Der Kälte trotzen, Feuer machen, Verletzungen versorgen und der Kampf gegen die wilde Wolfsmeute, die im Schatten stets auf den passenden Moment lauert, die angeschlagene und mit der Zeit immer kleiner werdende Gruppe anzugreifen. Hier gelingen Carnahan tatsächlich ein paar spannende Momente, wenn die Wölfe aus der Dunkelheit knurrend lauern, während Neeson und seine Kumpanen verschreckt und dennoch überlebenswillig zurückstarren oder wenn sich die Männer plötzlich einem grausamen Geheul aus Waldesrichtung ausgesetzt sehen. Diese Momente des Beforeshadows, in denen wir wenig sehen, aber umso mehr ahnen, was demnächst passieren wird, geraten wesentlich intensiver als die etwas uninspiriert abgefilmten Actionszenen, die eher nach Schema F ablaufen.
Auch die Charaktere sind dabei bemerkenswert mau geschrieben, wir wohnen nur altbekannten Klischees bei: Dem aggressiven Möchtegern-Helden, dem verängstigten Burschen, dem ruhigen Älteren... alles dabei, was in so einen Film reingehört und das ist dann im Film auch genauso langweilig und vorhersehbar, wie es sich hier liest. Angesichts der Tatsache, dass den Figuren wenig mehr Background mitgegeben wird als diese lauen Charaktereigenschaften, kümmert es uns auch mit der Zeit herzlich wenig, wer da nun der Natur oder dem Wolfsrudel zum Opfer fällt. Einige Figuren agieren gar so nervig und überzeichnet, dass wir ihren Tod rasch herbeisehnen. Dabei gelingt es Carnahan auch nicht, ein überzeugendes Psychoduell auf die Beine zu stellen - die Konflikte, welche die Charaktere austragen, sind eher lauwarm und wirken weder glaubwürdig noch sind sie auf irgendeine Art und Weise spannend.
Unter den Schauspielern verleiht "Non-Stop"-Star Liam Neeson seinem Hauptprotagonisten das gewohnte Gewicht, bleibt in der seltsamen Überzeichnung seiner Figur aber auch etwas hinter den Erwartungen zurück. Der Rest des Casts rund um "The Purge"-Star Frank Grillo oder den ewigen, ansonsten überzeugenderen Nebendarsteller Dermot Mulroney, bleiben ebenfalls eher blass und können sich gegen den wahren Star des Films, die unerbittliche Natur, nicht wirklich behaupten.
Fazit: Klischeebehafteter Natur-Actioner, der keine neuen Ideen hat und in seiner Inszenierung zu selten wirklich spannende Momente kreiert. Die Charaktere bleiben überzeichnete Abziehbilder, selbst Liam Neeson wirkt in dieser Hatz etwas verloren - immerhin kann Carnahan aber immer wieder atmosphärische Szenen darstellen, die aus dem Action-Einheitsbrei hervorstechen.
Note: 4+
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