Wir leben in einer Welt der Gleichberechtigung und das ist verflixt richtig so. Dass sich dies nun auch enorm auf die Filmwirtschaft auswirkt, bringt viele Vorteile mit sich... für manch einen Filmfan aber auch Nachteile, wenn Produzenten schließlich bekannte Marken, in denen zuvor meistens Männer die Hauptrollen spielten, neu auflegen, diesmal mit weiblicher Besetzung. Das "Ghostbusters"-Reboot aus dem Jahr 2016, welches ich tatsächlich ein wenig mochte, wurde von Fans der Reihe harsch abgewehrt, weswegen man mit der "Ocean's"-Reihe einen anderen Weg geht: Keine Neuausrichtung, sondern eine richtige Fortsetzung zur Trilogie rund um Danny Ocean, nur eben mit Frauen. Zweifel durften dennoch angebracht sein, aber ich wollte mich natürlich selbst im Kino davon überzeugen, ob dieser Plot nun auch mit einer Gruppe aus diebischen Damen funktionieren würde...
OCEAN'S 8
Noch kurz vor ihrer Entlassung und nach einer fünfjährigen Haftstrafe schwört Debbie Ocean (Sandra Bullock) vor der Polizei, dass sie fortan ein normales Leben führen würde - kaum ist sie auf Bewährung draußen, legt sie jedoch sogleich los. Ihr Ziel ist ein großer Kunstball, auf dem sie mächtig abräumen und der superreichen Daphne Kluger (Anne Hathaway) eine Diamantenkette im Wert von hundertfünfzig Millionen Dollar vom Hals mopsen möchte. Das kann sie nicht alleine schaffen, weswegen sie bereit ist, den Gewinn mit ihrem ausschließlich aus Frauen bestehenden Team zu teilen, wobei jeder seine spezielle Funktion mitbringen soll. Je näher der Ball jedoch rückt, desto mehr Probleme tun sich der Verbrechergruppe auf...
Es ist keine sehr originelle Geschichte, die man diesem Spin-Off (oder Reboot, Fortsetzung oder irgendetwas anderes) nun angedichtet hat, doch da kann man "Ocean's 8" keinen echten Vorwurf machen. Auch die Originaltrilogie rund um Clooney, Pitt und Damon war nun nicht besonders originell und funktionierte nicht immer - die Starbesetzung schillerte zwar, doch insgesamt gelten die Filme mittlerweile als längst nicht so gut wie ihr Ruf. Man vergreift sich hier nun also nicht mit großem Risiko an einem Kultklassiker, sondern macht einfach weiter, mit einem neuen Ensemble und ansonsten durchgehend altbekannten Zutaten: Es gibt ein charmantes Team, besetzt mit großen Stars und einen großen Coup und das alles soll möglichst cool und flott wirken.
Und ich muss zugeben, dass ich meine Zweifel hatte, da ich bereits kein großer Fan der Originaltrilogie bin und es generell ja nicht immer eine gute Idee ist, eine solche Marke immer weiter auszuschlachten und dabei sogar auf eine neue Besetzung zu setzen. Aber diesmal ist es ihnen tatsächlich irgendwie gelungen und es trat genau das ein, womit ich nicht einmal ansatzweise, trotz eines starken Trailers und dieser schillernden Bestzung, gerechnet habe: "Ocean's 8" ist besser als jeder Teil der ersten Trilogie. Die Gründe dafür zu finden, sind gar nicht so einfach, weil dieser Film eigentlich wenig anders macht als "Ocean's Eleven" aus dem Jahr 2001. Dieser lieferte ebenfalls einen recht harmlosen Spaß und genau das tut die Neuausrichtung nun auch - nur dass die Zutaten hier noch ein ganzes Stückchen besser zusammenfinden.
Die achtköpfige Gruppe rund um Sandra Bullocks Debbie Ocean (der Familienname ist wohl Verbrecher-Gesetz) glänzt schon in den ersten Minuten mit ganz eigenem Charme, jedes einzelne Mitglied bringt seine eigene Profession und viel Charakter mit sich. Natürlich, das hier ist kein Drama und generell erfährt man über die einseitig geschriebenen Figuren auch nur so viel wie nötig ist... aber sie haben ungemein viel Charme und Witz zu bieten. Für die namhaften Damen, die sich hier alle mal in den Vordergrund spielen dürfen, ist das natürlich ein gefundenes Fressen, drei von ihnen stechen aber noch einmal gesondert hervor... und nein, es sind nicht Bullock oder "Der Herr der Ringe"-Star Cate Blanchett.
Das größte Lob gehört einer hier herrlich aufdrehenden Anne Hathaway, die jegliche Komödiantik ihrer Rolle perfekt auslotet und sichtlich Spaß daran hat, auch mal zu überzeichnen und dabei glücklicherweise niemals nervt. Dann wäre da auch noch Sängerin Rihanna, die ihre 9-Ball als obercoole Hackersau anlegt und natürlich nichts anbrennen lässt... und dann ist da die eigentlich im Filmbusiness noch gar nicht so erfahrene Awkwafina, die ich zumindest bislang nur aus ihrem kleinen Auftritt im mittelmäßigen "Bad Neighbors"-Sequel kenne. Die Trickbetrügerin war mein haushoher Favorit im gesamten Ensemble und sticht immer wieder in kleinen, aber feinen Szenen hervor - ihre Tricks sind immer wieder einen genaueren Blick wert und die Schauspielerin meistert die Leistung, auch diese Figur nicht zu einem nervigen Sprücheklopfer werden zu lassen, mit Bravour.
Und der Rest ist dann Standard und das in absolut positiver Hinsicht: Viel Tempo, einige gewitzte Dialoggefechte, wenig Tiefe, kurzweilig und wesentlich geradliniger und flotter als alle Teile der Originaltrilogie. "Ocean's 8" will eben nichts weiter als einfach nur zu unterhalten, ohne großes Brimborium, und genau das macht ihn so charmant. Was man dem Film schließlich aber doch vorhalten muss, ist, dass er nach einem starken Hauptakt, der schon als Finale durchgehen könnte, doch noch einen drauflegen muss und in diesen Momenten an Schwung und Tempo einbüßt. Hier hätte man vielleicht doch noch die Schere anlegen können, denn die letzten zwanzig Minuten lassen "Ocean's 8" doch eher zu Ende dümpeln als hier noch einmal richtig loszulegen.
Fazit: Charmanter, kurzweiliger und flotter als die Originaltrilogie, mit einer spielfreudigen Starbesetzung, netten Ideen und launigen Coups. Das ist keine große Originalität, dafür aber sehr schlagfertig und schlichtweg nur ein großer, geradliniger Spaß ohne viel Brimborium. Und manchmal ist genau das absolut das Richtige.
Note: 2-
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