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Jack Reacher: Kein Weg zurück

Eigentlich sah es für eine Fortsetzung zu dem Action-Thriller "Jack Reacher" aus dem Jahr 2013 angesichts enttäuschender Einspielergebnisse relativ düster aus... und generell hätte es auch gar kein Sequel gebraucht, denn der von Tom Cruise angenehm altmodisch gespielte Actionheld lieferte zwar durch und durch gute Unterhaltung, hätte aber auch als einmaliges Erlebnis gut funktioniert. Nun kommt die Fortsetzung dennoch und es bleibt zu befürchten, dass den Machern auch diesmal kein finanzieller Erfolg gelingen wird, denn dieses Mal stimmt auch die filmische Qualität nicht mehr...

JACK REACHER: KEIN WEG ZURÜCK


Jack Reacher (Tom Cruise) kehrt in seine Heimat Virginia zurück und möchte sich dort mit der befreundeten Militärpolizistin Susan Turner (Cobie Smulders) treffen. Dort angekommen muss er jedoch erfahren, dass Turner wegen Spionage unter Arrest gesetzt wurde. Als Reacher selbstständig beginnt, in der Sache zu ermitteln und Turners Weste reinzuwaschen, gerät er ins Schussfeld von unbekannten Feinden und ist bald schon selbst auf der Flucht vor den mysteriösen Hintermännern, die ein grauenvolles Komplott planen...

Der unterhaltsamste Aspekt des ersten "Jack Reacher"-Films war (neben der zwar nicht gerade originellen, aber immerhin durchgehend spannenden Handlung) die Figur des Jack Reacher selbst, der angenehm schroff und "cool" durch den Film stolzierte, was in der heutigen Thriller-Welt, in welcher heutzutage ja sogar James Bond von privaten Problemen geplagt wird und Schwäche zeigen muss, tatsächlich eine Seltenheit darstellt. Jack Reacher war einfach eine coole Sau und das sorgte für jede Menge Unterhaltung. 
Das Sequel, welches seit gestern in den deutschen Kinos läuft, hat viele Probleme, das größte ist jedoch, dass man sich genau diese Figur diesmal komplett verbaut und sie den Genre-Konventionen anpasst. Aus dem obercoolen Reacher, der fünf Männer auf einmal in beeindruckenden Kampfchoreos verprügeln konnte, wird nun ein arg gehemmter und auf Sparflamme agierender Actionheld mit allen Klischees, die das Genre so mitbringt. Natürlich ist er diesmal selbst auf der Flucht und muss, gejagt von Militär und düsteren Hintermännern, ein Komplott auflösen. Natürlich agiert an seiner Seite diesmal eine schöne Frau, die mindestens ähnlich tough ist wie er und natürlich muss auch ein vollkommen an den Haaren herbeigezogener Familienplot noch mit rein. 
Dieser ist leider nicht nur eine Nebenhandlung, sondern nimmt einen sehr großen Teil der ohnehin ziemlich laschen Geschichte ein. Reacher selbst wird hier, in Begleitung seiner ständig die bösen Buben auf sich aufmerksam machenden Vielleicht-Tochter, zum Super-Daddy erhoben und muss sich, diesmal deutlich blutärmer, mit etlichen, langwierigen Familiengeschichten auseinandersetzen, wobei die Action (schließlich das Hauptargument des "Franchise") eindeutig zu kurz kommt. Mit allerlei Kitsch und Szenen, die man in anderen Filmen deutlich besser und raffinierter umgesetzt gesehen hat, wie zum Beispiel in den Klassiker "Leon, der Profi" kommt dieser Reacher enorm schwach auf der Brust daher. 
Dies wird in eine ebenfalls vollkommen laue Thriller-Handlung gepackt, die nie wirklich an Fahrt aufnimmt und auch keinerlei Spannung erzeugt. Es scheint hier generell nur um sehr wenig zu gehen und genaugenommen hetzen Reacher, Turner und die fünfzehnjährige Samantha doch immer nur von Pontius zu Pilatus, ohne dass sich dabei irgendetwas handlungstreibendes ergibt. Dies wird dann noch mit etlichen Logiklöchern, die so groß sind, dass man sie nicht übersehen kann, gespickt und fertig ist ein lauwarmer Thriller aus der Schublade, der wirklich niemandem mehr auf die Füße tritt. Der Humor agiert plötzlich arg gestellt und bis auf eine raffinierte und angenehm spaßige Flucht aus einem Gefängnis bleibt hier keine Szene irgendwie in Erinnerung, was auch für das furchtbar kitschige und vorhersehbare Finale gilt. "Wir sind so gut wie tot", sage ich da nur. 
Die erste halbe Stunde, inklusive der im Trailer enorm breitgetretenen und somit etwas an Feuer eingebüßten Intro-Sequenz, macht da noch Hoffnung auf mehr, denn hier wird die Story doch einigermaßen interessant begonnen, bevor man sich dann in zwar gut gefilmten und inszenierten, aber doch sehr beliebigen Handlungsepisoden verliert, die jeden Schwung vermissen lassen. Auch Tom Cruise scheint dies bemerkt zu haben, agiert er hier jedoch, seiner plötzlich arg langweiligen und blassen Figur angemessen, auf Sparflamme. Einzig "Prison Break"-Star Robert Knepper vermag in seiner viel zu kleinen Rolle ein wenig Diabolik zu erzeugen, der Rest bleibt eindeutig farblos.
Fazit: Blasse und harmlose Fortsetzung, welche seine laue Handlung in unnötigem Moralapostel-Kitsch versenkt und dabei Spannung und Tempo vermissen lässt. Die Figur des Jack Reacher wird dabei zum klischeehaften Superhelden ohne Ecken und Kanten.

Note: 4




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