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Die Musik macht den Ton: Filmkritik zu "Pitch Perfect"

Beca Mitchell (Anna Kendrick) ist ganz frisch auf der Barden University - auf Wunsch ihres Vaters (John Benjamin Hickey) schiebt sie ihren Traum, nach Los Angeles zu gehen und dort als DJ durchzustarten, noch etwas auf, um es zumindest ein Jahr lang auf einem College zu versuchen. Auf seinen Wunsch schließt sie sich auch der rein weiblichen A-cappella-Gruppe "The Barden Bellas" an, die nach einer recht peinlichen Niederlage beim letzten Contest dringend neue Verstärkung suchen. Dabei bemerkt Beca, dass die Gruppe vor allem aufgrund ihrer Anführerin Aubrey (Anna Camp) zu sehr an traditionellen Songs und Performances festhält, weswegen sie nicht zu den wesentlich agileren Konkurrenten, den männlich aufgestellten "Treblemakers" aufschließen können. Becas Versuche, die Gruppe moderner zu gestalten, treffen jedoch stets ins Leere...

Irgendetwas musste ja dran sein an diesem Film - immerhin hat die Geschichte um eine weibliche College-A-cappella-Gruppe zwei ebenfalls sehr erfolgreiche Fortsetzungen nach sich gezogen und Fans der Reihe reden immer noch darüber. Ich war also gespannt zu erfahren, was es mit "Pitch Perfect" nun auf sich hat und war zumindest zu Beginn noch ziemlich unterwältigt. Die erste halbe Stunde suhlt sich in den typischen und hier auch sattsam überspitzt dargestellten College-Klischees, die Charaktere wirken wie auf schlechten Medikamenten und nach nur wenigen Minuten gibt es auch bereits den ersten Ekel-Gag, wenn eine Sängerin eine wahre Fontäne aus Erbrochenem aus sich herausspeit. "Das soll es also sein?", dachte ich mir... doch der Film ging weiter. Und ab dem Moment, an dem sich mehrere Gesangsgruppen in einer Art improvisativen Wettbewerb battlen und dabei Songs anspielen, welche die anderen Gruppenmitglieder zum Einsteigen bewegen, zog mich "Pitch Perfect" langsam in seinen Bann. Ich begann, mich in die schrulligen Figuren zu verlieben, in die freche Gangart mit all seinen kleinen Anspielungen und den oftmals sehr treffsicheren Onelinern... und auch in die gewitzten, wahnsinnig gut choreografierten Musikeinlagen.
Natürlich ist die Geschichte, die all die bekannten College-Konflikte mit sich bringt, sehr durchsichtig. Trotzdem sind sogar diese Plots einigermaßen charmant erzählt - so zum Beispiel die obligatorische Lovestory, die zurückhaltend und in dieser Form sogar sehr glaubwürdig inszeniert wird... auch da Anna Kendrick und Skylar Austin eine stimmige Chemie miteinander haben. Und die Gesangsgruppe setzt sich, nachdem man sich erstmal an sie gewöhnt hat, aus ebenso skurillen wie liebenswerten Damen zusammen, von denen sich jede mindestens einmal so richtig nach vorne spielen kann und die gerade als Ensemble (gesanglich und schauspielerisch) richtig gut miteinander harmonieren. Da kommt "Up in the Air"-Star Anna Kendrick sogar noch am schlechtesten Weg, da ihre recht negative Attitüde sie bisweilen nicht nur alternativ, sondern vor allem unsympathisch erscheinen lässt... ein Konflikt, der später auch noch recht charmant aufgelöst wird. Verstehen kann ich nun auch, warum im Zuge dieses Films so ziemlich jeder über Rebel Wilson redete: Die spielt hier zwar auch wieder den Archetypen der lustigen, dicken Frau, ist dabei aber niemals peinlich und aufgrund der Tatsache, dass sie voll hinter ihrem Charakter steht, sogar die spannendste Figur in einer Gruppe aus vielen, interessanten Figuren.
Und dann wäre da die Musik - ein Thema, bei dem sich ein Musikfilm wie dieser eben wirklich ins Zeug legen muss, da die Konkurrenz nicht klein ist. Das bislang wenig abgegraste A-cappella-Thema wird hier aber wirklich temporeich und mit allerlei feinen Ideen aufgearbeitet. Der finale Song, der natürlich den dramaturgischen und inszenatorischen Höhepunkt markieren soll, ist dann auch genauso packend und unterhaltsam, wie man ihn sich nur vorstellen kann. Auch zuvor spart der Film nicht mit beeindruckenden Performances, die mal witzig, mal heiter und mal einfach künstlerisch auf jeder Ebene eindrucksvoll sind - ein frisches Thema, sehr schön aufgemacht und mit allerlei Schmuckstücken, die sich sehen und hören lassen können. Sicherlich wäre auch hier etwas mehr möglich gewesen, denn bei 112 Minuten gibt es naturgemäß (und angesichts einer im Kern doch eher seichten Geschichte) ein paar kleine Hänger. Trotzdem ist der nächste, richtig gute Gag (mal albern, mal ziemlich clever) nicht fern und dem Ensemble sieht man ohnehin gerne zu. Ich freue mich demnach auf die Fortsetzungen, auch wenn meine Erfahrung mich gelehrt hat, dass ein solcher Überraschungserfolg sich meistens nicht ganz so gut wiederholen lässt.

Fazit: "Pitch Perfect" hat mit einigen Startproblemen zu kämpfen, kommt dann aber umso besser in Schwung. Schmissige Gesangseinlagen, ein tolles Ensemble und charmante Figuren, die den etwas seichten Plot mit viel Leben füllen, garantieren definitiv kurzweilige, musikalische Unterhaltung.

Note: 2-



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