Direkt zum Hauptbereich

Carrie (2013)

Ich bin ein großer Fan von Stephen King, und auch wenn ich bislang längst nicht alle seiner Werke gelesen habe (und einige, die als Klassiker gefeiert werden, sogar teils gar nicht mal so gut fand), verschlinge ich jedes seiner Bücher, welches ich in die Hände kriegen kann. Auch "Carrie" habe ich vor langer Zeit mal gelesen, empfand es als recht gut, kann mich jedoch an wenig erinnern. Die Original-Verfilmung habe ich nie gesehen (auch wenn ich mir immer sage, ich müsse dies schnell nachholen) und ging so relativ frisch in die von mir lange erwartete Neuverfilmung. Klar, ich wusste, wie all dies enden würde, schließlich gehört "Carrie" seit dem Original-Film von 1976 zur Filmgeschichte, und trotzdem war ich beeindruckt...

CARRIE

Das schüchterne, sechzehnjährige Mädchen Carrie White (Chloe Grace-Moretz) lebt mit ihrer religiös-fanatischen Mutter Margaret (Julianne Moore) in einem kleinen amerikanischen Vorort. In der Schule wird Carrie gehänselt und missachtet, wobei ein Vorfall in der Frauenumkleide eskaliert, als das schockierte Mädchen ihre erste Periode bekommt, wovon sie bislang nichts wusste. Zudem scheint Carrie auf einmal telekinetische Fähigkeiten zu entwickeln, die sie gegen ihre Mutter, welche sie immer mehr durch ihren Fanatismus einengt, einsetzt. Als Carrie dann schließlich sogar von dem smarten Tommy (Ansel Elgort) zum Abschlussball eingeladen, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Doch dann kommt es zu einem schrecklichen Zwischenfall...

Es gibt eigentlich nur wenig, was ich an "Carrie" aussetzen kann. Der Film funktioniert sowohl als tragisches Bild einer verängstigten Jugendlichen als auch als spannender Horrorfilm und hält so anderthalb Stunden sehr gut bei der Stange. Chloe Grace-Moretz gibt eine hervorragende Leistung in der Titelrolle ab und überzeugt sowohl als verschüchterte Außenseiterin als auch als wilgewordene Furie im Finale. Julianne Moore hingegen müht sich redlich, wurde mir aufgrund relativ starken Overactings jedoch irgendwann zu dicke. Der Rest der Nebendarsteller macht einen guten Job, auch wenn hier ein paar tiefgründigere Charakterisierungen wünschenswert gewesen wären. Trotzdem sind die Figuren für einen Mainstream-Horrorstreifen angenehm tief gezeichnet, besitzen Seele und Antrieb. Besonders hervorheben muss man hier Ansel Elgort, der vor allem in der zweiten Hälfte so dermaßen vor Charme glänzt, dass man ihn einfach mögen muss. Ganz besonders gut funktionieren die Szenen in der High-School, denn das Leben auf einer solch schnöden Schule, wo Aussehen und Status alles ist, wird hier überraschend gut eingefangen. Dies wird auch durch die Rolle der Mrs. Desjardin (solide: Judy Greer) möglich, die als eine der wenigen "Verbündeten" Carries einen emotionalen Halt für die Zuschauer bietet. Nur einige Logikfehler (dass eine Sechzehnjährige mit Internetzugang noch nie von der Periode gehört hat, wirkt in der heutigen Zeit wirklich seltsam) trüben den guten Eindruck. Problematisch ist, dass der Film nach gut einer Stunde etwas überschnell bereits zum Finale bläst und somit einige Szenen relativ flott und viele Entwicklungen ein wenig gehetzt wirken. Der letztendliche Showdown bietet dann aber glücklicherweise tolle, aber nie zu vordergründig stehende Effekte und einige Adrenalin-Momente... auch wenn am Ende mit einer unnötigen Jesus-Kreuz-Szene (Stichwort: Messer) und einem unnötig dick aufgetragenen letzten Bild dann etwas übertrieben wird. Spektakulär ist es aber auf jeden Fall, auch wenn einige Bilder dank der FSK-16-Freigabe verharmlost wirken und man sich irgendwie ein noch übleres Spektakel gewünscht hätte. Letztendlich ein Film mit einigen Schwächen, die jedoch kaum schaden, da "Carrie" von vorne bis hinten gut funktioniert, sowohl für Horror-Fans als auch für Grusel-Meider.

Note: 2-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se