Direkt zum Hauptbereich

Sleepy Hollow

Wer einen Film von Tim Burton sieht, der weiß, auf was er sich einlässt: Seine Filme sind skurill, meist spaßig, fantasievoll und einfach nicht von dieser Welt. Und auch wenn sich Burton in letzter Zeit leider nicht mehr wirklich weiterentwickelt hat und immer mehr nach Vorgabe dreht, so sind seine älteren Werke im Grunde fast alle (bis auf den unsäglichen "Planet der Affen" von 2001) noch einen Blick wert. So auch "Sleepy Hollow", in welchem Tim Burton gemeinsam mit seinem Freund Johnny Depp die Sage um den kopflosen Reiter spaßig und angenehm schaurig neu aufbereitet.

SLEEPY HOLLOW

Ichabod Crane (Johnny Depp) wird von seinen Vorgesetzten in das verschlafene Dörfchen Sleepy Hollow entsandt, in welcher schreckliche Morde geschehen. Jedes Mal werden die Opfer enthauptet und die Köpfe bleiben verschollen. Die Bewohner des Dorfes glauben an einen kopflosen Reiter, eine Art Geist aus der Hölle auf einem Rachefeldzug. Crane selbst jedoch ist davon überzeugt, es mit einem Täter aus Fleisch und Blut zu tun zu haben und macht sich gemeinsam mit der Katrina (Christina Ricci), Tochter eines wohlhabenden Bürgers (Michael Gambon), und dem jungen Waisen Masbath (Marc Pickering) auf die Suche nach dem Mörder. Schon bald muss er jedoch erkennen, dass es den kopflosen Hessen wirklich zu geben scheint...

Tim Burtons einzigartiger Stil prägt auch "Sleepy Hollow": Die Bilder sind nebelverhangen und düster, kein Sonnenstrahl scheint durch den Himmel, die Bürger des Dörfchens sind verängstigt und fahlgesichtig, die Häuser alt und klapperig und der nahe Wald unheimlich düster. Die Atmosphäre, die Burton hier schafft, sucht seinesgleichen und es gelingt, den Zuschauer immer wieder angenehm schauern zu lassen. Oft genug bricht Burton diesen Horror jedoch mit makaberem Humor, für den natürlich ein grandios aufspielender Johnny Depp als ziemlich nervöser Ichabold Crane verantwortlich ist und für jede Menge leise und laute Lacher sorgt. Dieser Spaß zieht sich sogar stellenweise bis in die brutalen Mordszenen hinein, in welchen der Reiter gnadenlos zuschlägt... der Untertitel "Köpfe werden rollen" darf hier wörtlich genommen werden, denn die Häupter kugeln hier scharenweise durchs Bild. Richtig gruseln tut man sich angesichts des sympathischen Hauptcharakters und dem unaufdringlichen Witz zwar nie so richtig, wenn der Reiter aber dann zuschlägt oder Crane in den düsteren Wäldern seinen Nachforschungen nachgeht, wirkt die Atmosphäre wunder... bis zum etwas überlangen, aber dennoch spektakulären und spannenden Finale. Leider gibt es zwischendurch einige Längen, in denen der Film auf der Stelle tritt und mit seinen Dutzenden Namen und Verschwörungen, die spannend eingereiht sind, aber dennoch etwas zu viel Raum einnehmen, unaufmerksame Zuschauer überforden könnte. Zudem bleibt die hier unterforderte Christina Ricci neben den ansonsten wunderbar gefallenen Nebendarstellern (u.a. Michael Gambon, Christopher Lee, Richard Griffiths und Ian McDiarmid) recht blass und die recht seltsame und nicht wirklich ans Herz gehende Liebesgeschichte zwischen ihr unr Crane sorgt für einiges an Füllmaterial. Das sind jedoch nur marginale Kritikpunkte in einem ansonsten sehr unterhaltsamen und atmosphärisch wunderbar gemachten Film. Viel Blut, viel Fantasie, viel Witz und ein toller Johnny Depp... das genügt allemal für einen spaßig-schaurigen Horrorabend!

Note: 2



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid