Direkt zum Hauptbereich

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Kaum ein Studio hat wohl eine solch makellose Bilanz vorzuweisen wie die Disney Animation Studios (womit ich Pixar deutlich ausgrenzen will, denn die haben mit "Cars" und der noch mieseren Fortsetzung ja schon ab und an in die Tonne gegriffen). Selbst schwächere Filme wie "Atlantis" oder "Bolt" hatten noch immer wundervolle Unterhaltung zu bieten, weshalb ich mich, vor allem nach den letzten Meisterwerken "Rapunzel" und "Ralph reichts" auf jeden neuen Disney-Streifen freue. Nun konnte ich auch endlich "Die Eiskönigin" sehen und erwartete einen Film, der den Geist von "Rapunzel", einem meiner Favoriten des Mausstudios, atmen konnte. Leider wurde ich dabei ziemlich enttäuscht...

DIE EISKÖNIGIN

Elsa lebt mit ihrer jüngeren Schwester Anna in einem Schloss im Königreich Arendelle. Seit ihrer Geburt besitzt sie eine Gabe, welche ihr die Macht über Eis und Schnee verleiht. Da sie diese jedoch nicht kontrollieren kann und so zu einer Gefahr für ihre Mitmenschen werden könnte, versteckt sich Elsa im Schloss und die Tore bleiben seit Jahren geschlossen... bis zu dem Tag, an dem Elsa zur Königin gekrönt werden soll. Dies geht jedoch gehörig schief, Elsas Macht stößt Arendelle in einen tiefen Winter und die Königin flieht in die Berge. Anna jedoch will das Unheil rückgängig machen und ihre Schwester zurückholen, wobei ihr der charmante Grobian Kristoff, sein Hirsch Sven und der nach Sommer träumende Schneemann Olaf zur Seite stehen...

Vieles, was uns "Die Eiskönigin" hier präsentiert, erinnert stark an die meisterhafte "Rapunzel": Optisch gleichen die Schwestern Elsa und Anna der Heldin aus dem Film von 2010 sehr, die Geschichte um die Königin, die zurück in ihr Königreich soll, erweckt überraschende Deja-Vus und dann gibt es noch die bösen Verräter sowie einen pantomimischen Sidekick als Pferd... oh, entschuldigung, Hirsch, welcher dem Gaul aus "Tangled" wirklich gleicht. Im Grunde ist es schon fast empörend, wie sehr sich Disney hier selbst zu beklauen scheint. Trotzdem funktioniert die eigenständige Geschichte, die wieder mal sehr, sehr locker auf einem Märchen basiert, relativ gut, hat ein paar Überraschungen und sympathische Charaktere zu bieten. Leider ist dies alles um einige Klassen schlechter als bei vorigen Disney-Meisterwerken. Der Humor ist recht brav und es reicht nicht zu mehr als ein paar Lachern, die Geschichte kommt eine Weile kaum aus dem Zeug und erreicht nur mühsam mit einigen Längen und vorhersehbaren Wendungen ein lasches und Finale, welches ebenfalls "Rapunzel" zitiert... ohne jedoch die Tiefe und die Gefühle zu erreichen, die damals beim Publikum ausgelöst wurden. Die Lovestory ist eher schwammig, das Fehlen eines klaren Antagonisten wirkt sich spürbar negativ auf die ohnehin schon dünne Story aus und ganz besonders schade ist, dass es diesmal bis auf den Titelsong "Let It Go" (der wirklich Gänsehaut verursacht) keinen herzerwärmenden Ohrwurm gibt, die Lieder sind allesamt schnell wieder vergessen. Somit liefert Disney zwar seinen schwächsten Film seit dem enttäuschenden "Bolt" ab... der aber trotzdem natürlich wieder gut unterhält, vor allem in der ersten Hälfte einige intensive Gänsehaut-Momente zu bieten hat (allein das Intro hat schon mächtig Wumms), perfekte Animationen präsentiert und vor allem für Kinder unterhaltsam ist (wenn diese ein dickes Fell mitbringen). Ansonsten ein netter Film mit einigen eklatanten Schwächen, aber dem unvermeidlichen, diesmal etwas zu kitschigen Disney-Charme... von den Mausstudios darf man mehr erwarten.

Note: 3-

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...