Direkt zum Hauptbereich

The Counselor

Es ist immer heikel, wenn Filme bereits zu Oscar-Kandidaten berufen werden, bevor diese überhaupt die Leinwand erblickt haben. Oft kommt es vor, dass ein großartiger Autor sich mit einem meist fabelhaften Regisseur und einem pompösen Cast zusammentut, wobei so gut wie jeder dabei ein Meisterwerk erwartet. Nicht immer kommt dabei ein gutes Ding heraus und genau dies ist "The Counselor" nun passiert, der außer großen Namen im Grunde nicht viel zu bieten hat.

THE COUNSELOR

Der titelgebende Counselor (Michael Fassbender) will in den Drogenhandel einsteigen, um seiner Freundin (Penelope Cruz) und sich ein wundervolles Leben zu bieten und nebenbei mit seinem Kumpel Reider (Javier Bardem) auch noch einen schmucken Nachtclub zu eröffnen. Der Deal, eingefädelt von dem mysteriösen Kontaktmann Westray (Brad Pitt) geht allerdings mächtig schief, die Drogen im Wert von zwanzig Millionen Dollar gehen verloren und es sieht nun, durch einige unglückliche Zufälle, dummerweise so aus, als würde unser Anwalt ein falsches Spiel treiben. Dabei kann der für den Zwischenfall eigentlich gar nichts...

Die miesen Kritiken und die gar nicht mal so genialen Trailer haben meine Vorfreude auf den Film ein wenig getrübt, auch wenn sich die Story, wenn auch nicht neu, noch immer interessant anhörte. Letztens ist "The Counselor" aber nur eine große Luftblase. Die simple Geschichte wird auf zwei Stunden aufgeplustert, wobei der eigentliche Plot aber erst nach einer guten Stunde beginnt und der Film auch erst dort ein wenig in Fahrt kommt. Zuvor wird im Grunde nur gequatscht, gequatscht und noch mehr gequatscht, wobei sich die langatmigen Dialoge (die wohl Tarantinos Geist atmen sollen, aber weit von deren Schärfe entfernt sind) immer wieder im Kreis drehen. Die pseudo-intellektuellen Gespräche wiederholen im Grunde nur, wie gefährlich es für den Counselor ist, sich auf das Drogen-Kartell einzulassen. Die Geschichte wird eine Stunde lang im Grunde gar nicht weitergetrieben und tritt auf der Stelle. Erst später wird die Spannungskurve plötzlich angenehm (und blutig) in die Höhe getrieben, wird dabei aber immer wieder durch unnötig verquasselte Dialoge zum Ersticken gebracht, bis am Ende alles auf das erwartete Blutbad hinausläuft. Bis dahin interessiert es einen aber gar nicht mehr, wie die Story ihren Abschluss findet, man ärgert sich nur noch über die vertanen Chancen und die losen Handlungsstränge und Charaktere, die ins Nichts verlaufen. Die Schauspieler können bei einem solch schwachen Skript wenig retten. Michael Fassbender bleibt erstaunlich blass, was jedoch daran liegen könnte, dass sein uninteressanter Counselor extrem passiv agiert. Penelope Cruz hat viel zu wenig zu tun, Javier Bardem ist höchstens für ein paar Lacher gut. Cameron Diaz kann als kühle Braut noch ein paar Kohlen aus dem Feuer holen, ansonsten ist ein gewohnt grandioser Brad Pitt jedoch klar der Star des Films. Auch Regisseur Ridley Scott kann nichts mehr in Ordnung bringen, alles wirkt solide inszeniert und gefilmt, aber nicht mehr. Bis auf ein paar gute Spannungsmomente und die einige solide Schauspielleistungen ist "The Counselor" nicht mehr die Rede wert. Schade.

Note: 5+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se