Die Zeichen standen gar nicht gut. Nur fünf Jahre nach den schrecklichen Terroranschlägen vom elften September 2001, bei welchen tausende Menschen ihre Leben ließen, winkte Hollywood bereits mit zwei Verfilmungen der Geschichten rund um diesen schwarzen Tag. Allen Erwartungen und Unkenrufen, dass eine solche Verfilmung schlichtweg zu früh sei, zum Trotz ist "Flug 93", welcher besonders die Ereignisse des einzigen, entführten Flugzeug des Tages thematisiert, welches sein Ziel nicht erreichte, ein beachtlicher Film geworden.
FLUG 93
Am elften September 2001 bricht der Schrecken über Amerika herein. Mehrere Flugzeug-Entführungen werden verzeichnet, zwei der Flugzeuge rasen direkt in die Zwillingtürme des World Trade Centers. Der grausame Terroranschlag ist damit jedoch noch nicht beendet, denn weitere Flugzeuge mit verschiedenen Zielen befinden sich ebenfalls in der Hand von Terroristen. Darunter ist auch der United-Airlines-Flug 93. Doch die Passagiere an Bord wollen sich nicht geschlagen geben und versuchen, die Terroristen aufzuhalten, unter dem Risiko des eigenen Todes...
Es hätte ganz gewaltig in die Hose gehen und viele potentielle Zuschauer ahnten wohl schon voraus, dass Hollywood die Ereignisse vom 11. September als tumbes Helden-Kino verwursten würde. Aber, sie hatten zumindest im Bezug auf den Beitrag von Paul Greengrass Unrecht, der sich in seinem Film besonders den Geschehnissen in und um den Flug 93 widmete. Dessen Stil ist nämlich ein ganz anderer und das tut dem Film unglaublich gut. Er verzichtet auf störende und unehrliche Hintergrund-Geschichten, er nimmt das Ereignis als reale Tragödie und bleibt dabei so nahe an den Figuren, dass wir sie während diesen schrecklichen Stunden wirklich wahrnehmen. Kennenlernen tun wir sie kaum und auch das ist richtig so, denn die Passagiere an Bord kannten sich ebenfalls nicht, so wäre es also falsch gewesen, dem Zuschauer Charaktere vorzugaukeln oder sie zu Helden und Antagonisten zu verklären. Oftmals findet man sich hier sogar in einem dokumentarischen Stil wieder, so vielen Film-Konventionen verweigert Greengrass sich. Emotional und hochspannend ist es aber dennoch, auch wenn dies manchmal gar nicht zugeben will, aber der "Bourne"-Regisseur vermag es, die Spannungsschraube bis zum bekannten, tragischen Ausgang immer wieder anzuziehen und uns schließlich nachdenklich und erschüttert in den Abspann gehen zu lassen. Die Charaktere besetzte man hier ausschließlich mit kaum bekannten oder komplett unbekannten Gesichtern, damit keine Stars die eigentliche Message stehlen können, stellenweise spielen sogar echte, damals tätige Fluglotsen und Sicherheitsexperten sich selbst, was die Echtheit der Bilder erhöht. Das Chaos, welches an den Funk- und Militärstationen herrscht, wirkt realistisch und man verliert gerne mal den Überblick, was so aber absolut gewollt ist, denn an diesem Tag herrschte überall in Amerika eine außer Kontrolle gelaufene Ausnahmesituation. Paul Greengrass schafft es, diese lebhaft auf Film zu bannen, ohne dabei in Kitsch- oder Klischee-Fallen zu tappen. Nun kann man sicherlich meckern, dass die Ereignisse in den Funkstationen nicht ganz so spannend sind wie das grausame Kammerspiel in dem entführten Flugzeug und das sorgt dann ab und zu tatsächlich ein wenig für filmisches Chaos, vorwerfen kann man dem Regisseur dies jedoch kaum, da er sich letztendlich nur an der Realität bedient und diese schnonungslos, aber mit dem richtigen Gespür dafür, was man den Leuten zumuten kann, abfilmt. Etwas störend wirkt sich jedoch seine berühmt-berüchtige Hand-Wackelkamera aus, denn zwar erlaubt diese eine grandiose Bild-Atmosphäre, wenn die Kamera nahezu ungehemmt durch das Chaos wackelt, auf Dauer sind alle die Unschärfen, die schnellen Schwenks und das Gewackel aber doch etwas nervig und können auch mal für Kopfschmerzen sorgen. Ein guter Film ist dennoch rausgekommen, kein Hollywood-Vehikel, sondern eine achtbare und ehrliche Verfilmung eines Teils der grausamen Terror-Ereignisse von vor fünfzehn Jahren. So sollte man einen Stoff umsetzen, der sich schwierig gestaltet und auch wenn Greengrass nicht alle Klippen umschifft, wirkt sein Werk noch sehr lange nach.
Note: 2-
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