Hugh Jackman ist ja besonders durch Auftritte in diversen Blockbustern im Popcornkino-Bereich bekannt, wobei natürlich seine bereits klassischen Darstellungen des Wolverine in den "X-Men"-Filmen herausstechen. Dass er jedoch auch ein grandioser Schauspieler in "kleineren", markanteren Filmen sein kann, das bewiesen vor allem das epochale Musical "Les Miserables" und der raffinierte Psycho-Thriller "Prisoners". Letzteren habe ich mir nun erneut angesehen, nachdem ich ihn 2013 auch bereits im Kino sah...
PRISONERS
Keller Dover (Hugh Jackman) ist Familienvater. Als seine Tochter eines Tages beim gemeinsamen Spielen mit einer Freundin zusammen mit dieser offenbar entführt wird, bricht seine Welt zusammen. Detective Loki (Jake Gyllenhaal) nimmt sich dem Fall der verschwundenen Mädchen an und hat mit dem zurückgebliebenen Alex Jones (Paul Dano) auch schnell einen Verdächtigen an der Leine, welchen er jedoch mangels Beweisen wieder auf freien Fuß setzen muss. Dover jedoch ist sich der Schuld Jones' sicher und greift zur Selbstjustiz, um seine Tochter zu finden...
Denis Villeneuve zeichnete ja auch bereits für den sehr eigensinnigen, spannenden aber auch reichlich überkomplexen Thriller "Enemy" verantwortlich, in welchem auch Jake Gyllenhaal die Hauptrolle spielt. Nun ist sein Psycho-Thriller "Prisoners" aus dem gleichen Jahr wesentlich konventioneller geraten, ohne jedoch in irgendeine Klischee-Falle zu tappen. Anstattdessen stellt er uns mit seiner düsteren, arg depremierenden Geschichte vor einige Fragen, die wir uns so eigentlich nie stellen wollten: Was würdest du tun, um jemanden zu retten, den du liebst? Ist es okay, jemandem Gewalt anzutun, wenn eine Ausnahmesituation besteht? Und was geht in den Köpfen von jenen Psychopathen vor, die tatsächlich Kinder entführen? Die Antworten sind unheimlich und werden einem noch länger nachhängen, doch "Prisoners" ist auch kein Film der Spaß machen möchte. Er will uns menschlich fordern, uns nachdenken lassen und uns fesseln. Die beiden ersteren Aspekte gelingen dem Werk ohne Abstriche und fesselnd ist er auch geraten, wobei man dazu sagen muss, dass sich in den zweieinhalb Stunden Laufzeit dann doch die ein oder andere Länge eingeschlichen hat und der Film stellenweise doch spürbar langsam abläuft. Er wird zwar nie ernsthaft langweilig, gerade im Mittelteil hätte man "Prisoners" aber doch etwas mehr Tempo gewünscht. Der grausamen und grauen Atmosphäre, die Villeneuve hier erschafft, tut das aber keinen Abbruch, denn mit teils sehr brutalen und teils auch regelrecht verstörenden Bildern tut er hier alles, um einen Thriller zu erschaffen, der sich einem nachhaltig ins Gedächtnis brennt... ob man will oder nicht. Bis hin zu einem starken Finale und einem mutigen Schlussbild bleibt man hier dann doch am Ball. Das ist zu einem Großteil auch den beiden fantastischen Hauptdarstellern zu verdanken, die hier absolut auf der Höhe ihres Könnens agieren. Jake Gyllenhaals angeeigneter Tick (das Augenzwinkern) wirkt zwar auf Dauer tatsächlich ein wenig aufgesetzt, ansonsten bietet er als moralischer, überforderter und engagierter Cop, der auch mal emotionale Aussetzer hat, aber eine Meisterleistung. Hugh Jackman tut es ihm gleich, denn dieser spielt hier tatsächlich eine Rolle, die er so noch nie innehatte. Als vollkommen traumatisierter, bösartiger Vater, der sicherlich nicht nur seine guten Seiten hat und als Held somit nicht einwandfrei funktioniert (was gut ist, denn sonst wäre er viel zu glatt) bietet er eine elektrisierende, aufrüttelnde Performance und zeigt, dass er weit mehr kann als "nur" Wolverine. Unter den Nebendarstellern muss man hier besonders Paul Dano und Melissa Leo hervorheben, die ihre Rollen, die schnell als Karikatur hätten enden können, mit genügend Menschlichkeit verpacken, dass man ihnen wirklich glaubt. Fazit: Spannender Thriller, der zwar seine Längen hat, mit extremer Düsternis und einer packenden Geschichte aber nachhaltig fesselt. Nichts für schwache Gemüter, wer jedoch einen heftigen Thriller mit zwei grandiosen Hauptdarstellern sehen will und auch mal ein wenig Geduld mitbrint, der liegt hier goldrichtig.
Note: 2-
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