Ich mag es, ganz alleine im Kino zu sein. Das mag für manche sicherlich seltsam klingen, aber ganz allein im dunklen Saal, ohne nervige Popcorn-Raschler, Quatschtanten, Smartphone-Suchtis und Gegen-Die-Sitze-Treter kann man einen Film meiner Meinung nach viel besser genießen. Diese Ehre hatte ich auch, als ich mir gestern "Triple 9" ansah, während alle anderen wohl lieber die Sonne genossen. Hätte ich wohl besser auch tun sollen, denn trotz seeliger Ruhe im Saal hat der Thriller keineswegs überzeugt...
TRIPLE 9
Irina Vlaslov (Kate Winslet) führt die russische Mafia in Atlanta an und zwingt die Verbrechergruppe rund um Michael Atwood (Chiwetel Eijofor) zu zwei gefährlichen Coups, während welchen sie mit Waffengewalt Gegenstände entwenden sollen. Zu Michaels Gruppe zählt auch der Cop Marcus Belmont (Anthony Mackie), der sich dem Fall, an dem er selbst geheim beteiligt war, annehmen soll, mit Unterstützung des Neulings Chris Allen (Casey Affleck). Chris handelt sich jedoch schon bald Ärger mit den Gangs in Atlanta ein und so dauert es nicht lange, bis die Kugeln fliegen...
Von Regisseur John Hillcoat habe ich zuvor bislang nur "The Road" mit Viggo Mortensen gesehen, von dem viele beeindruckt waren, der mich aber eher kaltgelassen hat und so erging es mir nun auch bei seinem neuesten Werk "Triple 9". Mich lockte er die beeindruckende Anzahl an Stars, die auf der Besetzungsliste stehen anstatt des doch eher mauen Trailers und schließlich kam es so, wie es kommen musste. Natürlich macht es Freude, bekannte Namen wie Chiwetel Eijofor, Aaron Paul, Anthony Mackie und Casey Affleck gemeinsam auf der Leinwand zu sehen, doch viele von ihnen haben ohnehin nur kleine Rollen und auch nachdem bereits einige Figuren schnell von der Leinwand getilgt wurden, treibt sich noch immer ein gutes Dutzend "wichtiger" Charaktere herum. Die einzelnen Stars können sich daher kaum nach vorne spielen, einzig Affleck sorgt mit einer angenehm zurückhaltenden und natürlichen Performance noch für starke Szenen, der Rest wird gnadenlos verschenkt. Einige von ihnen, wie "The Walking Dead"-Fanliebling Norman Reedus, Gal "Wonder Woman" Gadot oder Teresa Palmer sind für die Geschichte sogar so unwichtig, dass wohl nur ein üppiger Gehaltsscheck sie zu der Teilnahme an diesem Film bewogen haben kann. Für die anderen Schauspieler sieht es da nicht besser aus: Kate Winslet hat nach "Divergent"offenbar Gefallen daran gefunden, mal richtig böse zu sein, hier bleibt sie aber ausgesprochen blass. Woody Harrelson chargiert sehr unangenehm, "Breaking Bad"-Star Aaron Paul fällt kaum auf und auch Chiwetel Eijofor bleibt merklich zurück. Schade, da hat man diese große Besetzung kaum unter Kontrolle bekommen. Das könnte aber auch am Skript liegen, welches mit den Figuren nur sehr wenig anzufangen weiß und hoffnungslos überladen daherkommt. Ein verwirrendes Trickspiel soll das sein, da man allerdings die überraschenden Wendungen schon zu Beginn liefert und somit keine große Enthüllung stattfinden muss, dümpelt "Triple 9" im Grunde durchgehend nur vor sich hin, bis es einem am Ende ganz egal ist, wie all das ausgeht. Einzig Casey Affleck hält mit der meisten Leinwandzeit die Fahne noch etwas hoch und zeigt in der spannendsten und intensivsten Actionszene des Films im Mittelteil, dass er sich hinter seinem großen Bruder Ben nicht zu verstecken braucht. Die restlichen Actionszenen sind dabei jedoch erstaunlich mittelmäßig geraten, haben keinen echten Wumms und verlieren sich schon bald in wackligen Kamerafahrten und etlichen Schüssen, die eben selten treffen. Zwischendurch gibt es dann tatsächlich einige gute Szenen, aber für einen Film, der mit so viel Hollywood-Power wirbt, ist das einfach zu wenig. Fazit: Reichlich mauer, überladener und wirrer Thriller, der seine zahlreichen Figuren nie richtig unter Kontrolle bekommt. Casey Affleck sorgt im Alleingang für einige unterhaltsame Szenen, den Rest kann man sich aber getrost sparen.
Note: 4
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