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You Kill Me

Viele beschweren sich darüber, dass Hollywood ganz offensichtlich die Ideen ausgehen. Ständige Fortsetzungen und Reboots von bekannten Stoffen, zahlreiche gefühlte Wiederholungen von zu oft gesehenen Klischees... nur selten kommt mal eine wirklich originelle Idee um die Ecke. Zum Beispiel ein alkoholkranker Auftragskiller, der in eine Therapie muss, damit er bald wieder zuverlässig Leute töten kann. Klingt strange? Ist es streckenweise auch. Leider ist aus der wirklich netten Grundidee aber kein guter Film geworden.

YOU KILL ME


Frank Falenczyk (Ben Kingsley) ist ein knallharter Auftragskiller, der für seinen Onkel Roman Krzeminski (Philip Baker Hall) arbeitet. Da gibt es nur ein Problem: Frank ist Alkoholiker und mittlerweile so abhängig, dass er sogar einen wichtigen Mord an dem hinterhältigen Edward O'Leary (Dennis Farina) verschläft. Sein erboster Onkel schickt ihn nach New York, dort soll er an Treffen der anonymen Alkoholiker teilnehmen, um schließlich genesen zurückzukehren. Während seiner Therapie verliebt sich Frank jedoch in die deutlich jüngere Laurel Pearson (Tea Leoni), die vor Kurzem ihren Sriefvater verloren hat...

Doch, die Grundidee des Filmes ist ja wirklich ganz nett und hätte das Zeug für eine intelligente, charmante und schwarze Komödie gehabt. Leider schafft Regisseur John Dahl es aber nicht, dass wir nach einem recht vielversprechenden Beginn so richtig dranbleiben. Das liegt vor allem daran, dass er die eigentlich passende Kombination aus zwei Genres, die eigentlich kaum zusammenpassen (Mafia-Thriller und romantische Komödie) doch irgendwann ins Klischee abdriften lässt. Beides zusammen sorgt zwar ab und an für einige Schmunzler, aber in ihren Einzelstücken sind die Geschichten dann wirklich nichts Besonderes. Der "spannendere" Plot über einen Gangster-Boss und die Auftragskiller, die versuchen, ihn endlich aus der Welt zu schaffen, verläuft dabei eher schleppend und nimmt auch einen sehr vorhersehbaren Schluss, wohingegen dazwischen eigentlich recht wenig passiert. Die mehr Raum einnehmende Handlung im Sinne der bissigen Komödie und des romantischen Subplots unterscheidet sich da kaum. Trotz origineller Grundidee kommt man hier nicht darüber hinaus, bereits bekanntes bloß ein wenig anders zu verpacken, sodass auch die Beziehung zwischen Frank und Laurel eben nie über das hinausgeht, was die bekannten Genre-Konventionen ebenso hergeben. So dümpelt "You Kill Me" über anderthalb Stunden recht unaufgeregt vor sich hin und hat dabei erschreckend wenig zu erzählen, was dabei weder durch gute Einfälle, nette Witzchen oder charmante Romantik ausgeglichen werden kann, da es eben alles doch mehr oder weniger nach Standard abläuft. Da läuft sich sogar die Geschichte um die anonymen Alkoholiker, denen Frank beitreten muss und die Potenzial für einige wunderbare Schmunzler gegeben hätte, irgendwann tot. Gerettet wird der Film dabei aber immer wieder von dem großartigen Ben Kingsley, der mit einem Minimum an Mimik, dafür aber mit einer gewaltigen Ausstrahlung und viel Gespür für ganz kleinen Witz durch den Film läuft und dabei die Zuschauer voll auf seiner Seite hat. Seine Co-Stars Tea Leoni und Luke Wilson können gegen ihn nur verblassen und sogar Dennis Farina wirkt in seiner Rolle als einseitiger und blas gezeichneter Bösewicht etwas verloren. Und was "Independence Day"-Haudegen Bill Pullman zu einer solch unwichtigen Nebenrolle angereizt hat, wird wohl auch immer sein Geheimnis bleiben. Am Ende bleiben einige wirklich nette Einzelszenen übrig sowie die bereits erwähnte Grundidee, die aber weitaus mehr hergegeben hätte als eine langsam laufende und recht blutleere Komödie nach bekannten Strickmustern. Fazit: Ben Kingsley ist absolut wunderbar, leider ist das Drehbuch recht fad und man verläuft sich schnell in blassen Klischees. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

Note: 4


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