Direkt zum Hauptbereich

Remember

Es muss schrecklich sein, Dinge zu vergessen. Gut, manche Erlebnisse würde man sicher gerne für immer aus seinen Erinnerungen streichen, doch ohne diese Erinnerungen wären wir wohl um wichtige Erfahrungen ärmer. Dies ist einer der Gründe, warum Demenz eine Krankheit darstellt, die ich am meisten von allen fürchte. In "Remember" muss sich die an Demenz leidende Hauptfigur auf eine Reise begeben, um seine Vergangenheit aufzuklären...

REMEMBER


Zev Guttman (Christopher Plummer) ist dement und lebt in einem Altersheim. Nach dem Tod seiner Frau schwor er sich und seinem gemeinsamem Freund Max Rosenbaum (Martin Landau), nach einem gewissen Otto Wallisch zu suchen, der nun unter dem Namen Rudy Kurlander leben soll. Wallisch ermordete damals die Familien von Zev und Max, beide überlebende Juden des Holocausts, in Auschwitz. Guttman macht sich auf, um den Täter ausfindig zu machen, jedoch passen mehrere Beschreibungen auf die gesuchte Person und seine Krankheit steht ihm bei der Aufgabe im Weg. Zudem sucht auch sein Sohn Charles (Henry Czerny) nach seinem entflohenen Vater...

Ich mochte "Remember" und muss zugeben, dass ich beinahe von Anfang an gefesselt war von diesem eleganten Mix aus Drama und Thriller. Ganz besonders liegt dies an Christopher Plummer, der auch in seinen alten Tagen noch immer gut ist und hier erneut beweist, dass er auch in Hauptrollen weiterhin zu glänzen vermag. Die Tragik seiner Figur, seine Verwirrung und seine Entschlossenheit, kann Plummer hervorragend übertragen. In langsamem, aber niemals schläfrigen Tempo weiß "Remember" seine Spannungsschrauben schließlich immer weiter anzuziehen und findet seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt während Zevs Besuch bei einem Neonazi, der stets kurz davor ist, den Unbekannten als Juden zu enttarnen. "Breaking Bad"-Star Dean Norris spielt hier in einer seiner seltenen Kinorollen ganz groß auf und sorgt für eine angsteinflößende Bedrohung. Das Finale des Filmes an sich kann dabei nicht mehr ganz mithalten und das Drama endet schließlich doch recht plötzlich. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, wo "Remember" dann auch nicht mehr ganz so gut funktioniert, denn gerade auf den Zielgeraden erlaubt sich der Film einige unschöne Fehler. Die Wendung, die uns zum Schluss präsentiert wird, ist zwar überraschend, allerdings wird die Logik der Geschichte hier dann doch mehr als einmal überstrapaziert, was ziemlich stört. Zudem rächt sich hier, dass die Nebenfiguren zuvor eher als Mitläufer gezeichnet wurden, was die Fallhöhe am Ende niedrig stellt, wenn diese plötzlich wichtige Plotpoints beinhalten müssen. "Remember" wirkt daher, trotz erschütternder Dramatik und nicht zu unterschätzender Spannung, gegen Ende leider nicht mehr ganz rund und verirrt sich stellenweise auch in Klischees. Natürlich ist erst der letzte Mann, den Guttman aufsucht, der richtige und die Besuche, welche dieser zuvor bei anderen Verdächtigen machte, tragen zur Geschichte ansonsten recht wenig bei, auch wenn die Szenen alleine für sich gesehen gut inszeniert sind. Aus deutschen Filmgrößen wie Jürgen Prochnow und ganz besonders Bruno Ganz hätte man hier aber weitaus mehr herausholen können, so ist es dann aber eben eine sicherlich auch sehr intensive One-Man-Show des grandiosen Christopher Plummer. So richtig zufrieden bin ich also aus "Remember" nicht hinausgegangen, denn die Story schlägt dann doch einige seltsame Haken, die etwas zu viel des Guten sind, zuvor hat man jedoch einige Zeit lang sehr spannende und auch mal berührende Drama/Thriller-Kost gesehen. Fazit: Eine spannende und bewegende Geschichte mit einem herausragenden Hauptdarsteller, die sich leider gegen Ende in unnötigen Wendungen verirrt und somit an Intensität verliert. Dennoch ein packender Thriller mit starken Momenten.

Note: 3+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...