Von Football verstehe ich in der Regel noch weniger als von Fußball. Während ich vom Fußball immerhin Welt- und Europameisterschaft verfolge, habe ich beispielsweise den Superbowl noch nie verfolgt. Aber hey, ich verstehe auch nichts von Baseball und dennoch hat mir "Moneyball" damals sehr gut gefallen und Ivan Reitmans "Draft Day" schien mit einer ähnlichen Thematik aufzuwarten. Also ran an ein unterhaltsam-spannendes Filmchen?
DRAFT DAY
Sonny Weaver (Kevin Costner) ist verantwortlich dafür, dass Team der Cleveland Browns zusammenzustellen. Die Verhandlungen mit der Konkurrenz laufen am diesjährigen "Draft Day", an welchem die Hintermänner um die besten Spieler buhlen, auf Hochtouren und Weaver verschießt es sich gleich bei Coach und Co., als er einen heftigen Deal aushandelt. Coach Penn (Denis Leary) glaubt sogar bereits an einen Untergang seines Teams. Doch Weaver verfolgt seine Pläne weiter und soll am Ende des langen Tages einige Überraschungen liefern...
Das klang wirklich alles ziemlich nach "Moneyball", der ja sicherlich einer der besten Sportfilme der letzten Jahre war. Weg von dem Sport an sich, ab hinter die Kulissen, wo sich die Anzugträger und Hintermänner ordentlich in die Köpfe bekommen, wenn es heißt, die richtigen Spieler aufzustellen. Bennett Miller gelang es damals trotz des eigentlich trockenen Themas einen extrem spannenden und mitreißenden Film zu erschaffen, der nachhaltig im Gedächtnis blieb, "Ghostbusters"-Macher Ivan Reitman gelingt dies aber nun nicht, denn seine Geschichte ist in allen Belangen schwächer als das große Vorbild. Die Figuren sind flacher gezeichnet, das Tempo niedriger, die Emotionen (wenn es sie denn gibt) kühler und die Inszenierung austauschbarer. Mit viel Pathos hebt "Draft Day" den Sport Football als überwichtig hinaus und unterstreicht die halbgaren Bilder mit einem schwülstigen Soundtrack, der auch die "Avengers" hätte untermalen können... ein klares Zeichen dafür, wie sehr die Musik von Mychael Danna hier fehl am Platze ist. Doch auch der Rest funktioniert nicht. Das namhafte Ensemble bleibt sträflich unterfordert, sogar Kevin Costner wirkt so, als würde er diese Rolle nur im Halbschlaf absolvieren, was er vielleicht ja sogar getan hat. Neben ihm bleiben Jennifer Garner, "Prison Break"-Wärter Wade Williams und der oscarnominierte Frank Langella ebenfalls konturlos und blass, sodass man sich kaum für die Charaktere interessieren mag. Die Kunst von "Moneyball" lag darin, dass er selbst Menschen, die mit Baseball nichts anfangen konnten (wie ich) ansprach, sie bei der Hand nahm und über den Sport hinaus eine spannende Handlung aufbaute, mit Charakteren, die uns an Herz wuchsen. In "Draft Day" faseln sie alle nur von Picks, telefonieren und wetteifern wild hin und her. Für Kenner des Sports und dessen Hintergründe könnte dies noch halbwegs interessant sein, andere bleiben jedoch draußen und werden im Regen stehengelassen, da auch die Handlung als solche kaum spannender ist als eine herkömmliche Sport-Reportage. Die Charaktere erwachen nicht zum Leben, sondern bleiben auf ihre Posten festgeeist und auch Ivan Reitmans Regie gerät erstaunlich einfallslos, wenn er nicht gerade wie wild nervige Split-Screens einsetzt, welche die dauernden, hektischen Telefonate wohl irgendwie bebildern sollen. Gegen Ende nimmt "Draft Day" mit einem recht spannenden Finale dann aber noch Tempo auf und kann zu diesem Punkt sogar sehr solide unterhalten. Da ist man dem Film zum Schluss tatsächlich nicht mehr ganz so böse, auch wenn der große Schatten des "Moneyball" klar über diesem Werk liegt. Fazit: Unterkühltes und kaum spannendes Sport-Drama mit verschenkten Schauspielern und einer recht faden Handlung. Gegen Ende nehmen Tempo und Spannung zwar zu, davor muss man sich aber regelrecht durchbeißen.
Note: 4
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