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Alice im Wunderland (2010)

Tim Burton ist überall bekannt für seine skurillen, fantastischen Filmwelten, ganz gleich ob er sich da im Milieu eines Horror-Märchens oder eher familienfreundlicher Unterhaltung befindet. Da lag es doch auf der Hand, dass Burton irgendwann mal die Geschichte von Alice neu auflegen müsste, die nach dem Fall in einen Kaninchenbau im Wunderland auf allerlei seltsame Gestalten trifft. 2010 brachte Burton eben diese Verfilmung ins Kino und konnte nicht alle Kritiker und Fans überzeugen. Mich jedoch schon und auch beim wiederholten Sehen (wie jetzt, um mich auf die Fortsetzung vorzubereiten, die ich morgen sehe) hatte ich wieder jede Menge Spaß...

ALICE IM WUNDERLAND


Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) soll bei einem Fest mit dem schnöseligen Lord Hamish (Leo Bill) verlobt werden. Als Alice jedoch einem weißen Kaninchen durch die Gärten und Ländereien folgt, stürzt sie in den Bau des Tieres und findet sich wenig später im "Unterland" wieder, einem verrückten Ort voller seltsamer Gestalten. Dort hat die "Rote Königin" (Helena Bonham Carter) die Herrschaft an sich gerissen und lässt das Land verkommen. Eine Prophezeiung besagt, dass Alice diese Herrschaft beenden könnte... doch dafür braucht sie die Hilfe des Verrückten Hutmachers (Johnny Depp).

Wer einen Film von Tim Burton sieht, der weiß, auf was er sich einlässt und das gilt auch für seine Neuinterpretation bzw. Fortsetzung des Buch-Klassikers "Alice im Wunderland". Burton ist hier augenscheinlich vollständig in seinem vertrauten Gebiet, er fährt wundervolle Details auf (man muss den Film tatsächlich mehrfach sehen, um hier alles zu entdecken), ergötzt sich an den skurillen Figuren und erschafft eine Welt, die wir so tatsächlich noch nicht gesehen haben... natürlich fast komplett am Computer erschaffen. Das sieht man dann auch immer wieder, wobei diese Welt einen sehr künstlichen Eindruck macht, aber Burton war schon immer ein Mann der fantastischen Übertreibung (man denke nur an die nicht enden wollenden Blutfontänen aus "Sweeney Todd"), also fällt dieser Punkt hier wahrlich nicht schwer ins Gewicht. Auch die Story funktioniert: Es werden allerlei Anleihen bei den Originalen gemacht, größtenteils hat man sich dennoch für eine für sich stehende Geschichte entschieden, mit Anlehnungen an die momentan noch immer schwer in Mode gekommenen Fantasy-Epen. Da steht dann eine große Schlacht bevor und es geht immer wieder um Leben und Tod. Neben den kleinen und großen Action-Scharmützeln lässt sich Burton aber genug Zeit, um seine liebenswerten und wunderbar detaillierten Figuren ins rechte Licht zu rücken. Gerade die Nebencharaktere, die ebenfalls aus dem Computer stammen, sind ihm meisterhaft gelungen: Der Märzhase sorgt mit seiner hysterischen Rumhopserei für viele Lacher, die beiden tumben Dickerchen Diedeldum und Diedeldei sind herrlich putzig und ganz besonders gefallen tut die blaue Grinsekatze, die auch dem Zuschauer ein Lächeln ins Gesicht treibt. Unter den menschlichen Darstellern zieht natürlich Johnny Depp die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Der Hutmacher ist erneut eine wahre Paraderolle für den Schauspieler, der sich mit eben solchen Rollen einen Namen machte. Mit viel Witz, Charme und einigen flotten Ideen und Wortwechseln bleibt Depp einem hier noch lange in Erinnerung. Gleiches gilt für die Damen, gerade Helena Bonham Carter als großköpfige Königin mit dem Hang zur Enthauptung ist eine herrlich schrille Figur, die nur selten am Rande des Nervigen vorbeischrappt und Anne Hathaway füllt ihre kurze Leinwandzeit als Weiße Königin so wunderbar aus, mit kleinen Gesten, die ganz viel bedeuten, da sorgt sie stellenweise sogar für die größten Lacher. Einzig Mia Wasikowska bleibt hier in der Hauptrolle noch recht blass und steht klar im Schatten ihrer Kollegen, mit gleichem Ausdruck und wenig Präsenz wird sie hier von einer Situation in die andere geschoben, ohne sich wirklich freispielen zu können. Vielleicht ist da auch das Drehbuch ein wenig Schuld, welches allerlei Szenarien aneinanderreiht und das Große, Ganze rund um Alice auch mal vergisst, bei all dem CGI. Dass dieses fantastisch aussieht, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber Burton ist eben ein Detail-Genie, dementsprechend funktionieren die Sets, die Kostüme, die Effekte und auch der wundervolle Soundtrack von Danny Elfman hier so gut zusammen. Fazit: Die Geschichte hätte etwas eindeutiger sein können, ansonsten ist Burtons "Alice" aber ein herzliches, verrücktes und fantasie-reiches Vergnügen mit allerlei Details und sehr schönen Ideen.

Note: 2-


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