Philip Seymour Hoffman verstarb im Februar 2014 überraschend und wieder einmal war es ein verheerender Unfall durch die parallele Einnahme verschiedener Drogen und Medikamente. Immer wieder ist es verwirrend zu sehen, wie diese berühmten Menschen, die ja im Grunde dies erreichen, wonach viele andere Menschen ihr Leben lang streben, sich auf diese Art und Weise selber zerstören. Vielleicht zeigt dies aber auch einfach erneut, dass Ruhm und Geld alleine nicht glücklich machen können. Hoffman war nichts desto trotz ein fantastischer Schauspieler, der etliche grandiose Rollen verkörpert hat, wie auch in "Tödliche Entscheidung", dem letzten Film des Regisseurs Sidney Lumet...
TÖDLICHE ENTSCHEIDUNG
Die beiden Brüder Andy (Philip Seymour Hoffman) und Hank Hanson (Ethan Hawke) haben extreme Geldprobleme. Hank muss den Unterhalt für seine Tochter bezahlen und Andy verpulvert alles in Drogen, weswegen beide schnell an ihre finanziellen Grenzen gelangen. Eines Tages hat Andy die Idee, ein Juweliersgeschäft zu überfallen, in welchem die beiden früher gearbeitet haben. Nach vielen Zweifeln willigt Hank in den Überfall ein... doch die Tat geht furchtbar schief und nun haben die beiden Brüder mit noch viel grausameren Schwierigkeiten zu kämpfen.
Genau zu erzählen, was es mit dem Juweliersladen, dem Überfall, der familiären Situation der beiden Brüder und ihres Vaters oder auch den eigenen Antrieben der Figuren auf sich hat, das wäre unfair, denn genau damit spielt Sidney Lumet (der vier Jahre nach der Fertigstellung dieses letzten Filmes verstarb) hier sehr gekonnt. Dadurch bekommen wir einen recht intensiven Mix aus hartem Thriller und bewegendem, verstörendem Familien-Drama geboten, den es so in dieser Art sicherlich nicht häufig gibt und der gegen die konventionellen Regeln des Genres läuft. Das heißt aber auch, dass man sich auf die eigenwillige Erzählweise von "Tödliche Entscheidung", die über Rückblenden und verschiedene Perspektiven der Hauptfiguren läuft, erst einmal einlassen muss, denn das dürfte hier nicht jedem gefallen. Generell ist Lumets Verweigerung einer geradlinigen Erzählung aber positiv zu benennen, denn hier hebt er sich klar von Kollegen des gleichen Genres ab und kann dem Werk seinen eigenen, unverwechselbaren Stempel aufdrücken. Durch die etwas verschachtelte Erzählweise entstehen aber ab und zu auch einige Längen und zumindest nicht alle Subplots werden zufriedenstellend aufgelöst. Während die Beziehung zwischen Vater und Sohn immer mehr Gewicht bekommt, ist die Geschichte rund um Andys Ehefrau Gina, die von Marisa Tomei gespielt wird, im Kern dann doch ein wenig zu flach und nimmt einen vorhersehbaren Verlauf. Zudem fällt auf, dass Ethan Hawke im Dreiergespann der Schauspieler doch deutlich abfällt, da auch seine Figur im Vergleich etwas lascher und blasser gezeichnet ist als der Rest. Hawke kann man da aber eigentlich keinen Vorwurf machen, denn um gegen die famose Schauspielkunst von Philip Seymour Hoffman und Albert Finney anzukämpfen, die hier beide Leistungen erbringen, die man nur als meisterhaft bezeichnen kann, da bräuchte es andere Kaliber und da hätten auch etliche andere Schauspieler nicht mithalten können. Hoffmans Andy ist hierbei der Dreh- und Angelpunkt und er darf auch den interessantesten, weil schillerndsten und abgründigsten Charakter verkörpern, was er grandios tut. Albert Finney steht ihm hier kaum nach und seine Geschichte über einen erzürnten Vater, der einen schrecklichen Schock verarbeiten muss, wird ebenfalls detailreich und tiefgründig erzählt. Dass es dabei im Tempo immer wieder zu Hängern kommt, ist aber auch nicht zu übersehen, weswegen das mordsspannende und elektrisierende Finale schon klar heraussticht und gegen einiges an Stagnation im Mittelteil klar gewinnt. Ein perfekter Thriller ist "Tödliche Entscheidung" also nicht geworden, aber dennoch harte und auch mal unangenehme Unterhaltung für Filmfans, die es eben auch mal nicht ganz so geradlinig mögen. Und fantastisch gespielt ist es auch.
Note: 3
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