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The Edge of Love - Was von der Liebe bleibt

Ich gebe eigentlich nicht viel auf Filmkritiken, da ich mir immer meine eigene Meinung über bestimmte Werke bilden möchte. Es macht dennoch Spaß, sie zu lesen und natürlich auch, sie zu verfassen, wie ihr nun seit über zwei Jahren auf meinem Blog lesen könnt. Ein wenig seltsam wirkt es jedoch, wenn bereits der Trailer eines Filmes von allerlei Filmkritiken aus Zeitungen und Co. vollgepackt wird, wenn da die besten Reviews in schriftlicher Form vor epochaler Musik vorgetragen werden. Als würden die Bilder alleine nicht reichen, müssen es eben die Worte sein, die uns ins Kino ziehen. Vielleicht hätte ich mir "Edge of Love" ansonsten aber auch nie angesehen...

THE EDGE OF LOVE


London zur Zeit des Zweiten Weltkrieges: Die junge Vera Phillips (Keira Knightley) trifft eines Abends ihre Jugendliebe Dylan Thomas (Matthew Rhys) wieder. Dieser ist jedoch mittlerweile mit Caitlin McNamara (Sienna Miller) verheiratet und hat bereits ein Kind. Dennoch fühlen sich beide noch zueinander hingezogen, auch als Vera den charmanten Soldaten William Killick (Cillian Murphy) kennenlernt. In den nächsten Monaten entstehen zwischen den verschiedenen Liebenden allerlei Schwierigkeiten, bis Killick eines Tages wieder an die Front muss...

Ein prägender Satz eines Kritikers in dem Trailer zu "Edge of Love" war natürlich folgender: "Wie Abbitte - Nur besser!" Schon beim Betrachten der Vorschau kam mir in den Sinn, dass dies kaum sein konnte. Nicht nur, dass "Abbitte" ein sehr guter Film ist, der sicherlich zu den Perlen in Keira Knightleys Filmografie gehört, das Gezeigte sah auch nicht so aus, als könnte es dem offensichtlichen Vorbild irgendwie Konkurrenz bieten. Und das tut es dann erwartungsgemäß auch nicht. Ein wenig geblendet von den generell guten Kritiken zu "Edge of Love" war ich schnell enttäuscht, wie flach und "soapy" das Liebes-Drama hier herüberkommt. Klar, das ist alles sehr schön gefilmt und zu großen Teilen auch sehr gut gespielt, aber aus der Handlung, die hier ohnehin nichts Neues bietet, hat man kaum etwas Nennenswertes herausfiltern können. Man fühlt sich hier beinahe durchgehend in einem recht einfallslosen Mix aus "Abbitte" und dem zwei Jahre später als dieser Film erschienenen "Brothers" gefangen... und gegen diese beiden Vorbilder (wobei "Brothers" natürlich im Prinzip keins sein kann, da er später erschien) kann der Film natürlich nur verlieren. Leider zieht er sich aber auch abgesehen davon eben nicht sonderlich gut aus der Affäre. Die Handlung gerät schon früh nicht nur langatmig, sondern auch arg sprunghaft, wenn die Liebespaare stets wie bei einem "Bäumchen wechsel dich"-Spiel munter hin und hergeschoben werden, ohne, dass es dabei mal weitreichende Konsequenzen für die Charaktere geben würde. Erst später nimmt der Film mit einer altbekannten, aber nett gemachten Wendung im letzten Drittel ein wenig Schwung auf und spricht einige wirklich kraftvolle Themen an, doch auch dies hat man im sehr ähnlich gestrickten "Brothers" zwei Jahre später deutlich intensiver und besser gesehen. Nun darf man sich natürlich fragen, was eine Keira Knightley dazu bewegte, in einem solchen Stoff mitzuspielen. Klar, Knightley spielt hier mal wieder sehr gut und es ist ja bekannt, dass sie eine Schwäche dafür hat, in Rollen aus einer anderen Zeit zu schlüpfen, doch die Thematik und auch ihr Charakter sind dem der Cecilia Tallis aus "Abbitte" so ähnlich, dass eine Herausforderung wohl kaum der Fall sein durfte. Neben ihr überzeugen Sienna Miller, Cillian Murphy und Matthew Rhys und zeigen, dass das Scheitern des Films keinesfalls ihre Schuld ist, denn sie geben allesamt ihr Bestes und können durch ehrliche und kraftvolle Darstellungen immer mal wieder vor der gepflegten Eintönig- und Klischeehaftigkeit retten. Das funktioniert dann aber nicht über 110 Minuten und so erinnert man sich schnell nur noch an eine farblose Romanze, die man so oder so ähnlich schon etliche Male gesehen hat. Fazit: Gut gespielt und schön gefilmt, aber das halbgare und sprunghafte Drehbuch ist eine mittelschwere Katastrophe und erstickt in altbekannten Klischees.

Note: 4


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