David O. Russell macht einen neuen Film und seine Top-Stars kehren anscheinend gerne immer wieder für ihn zurück. Für seine neue Tragikomödie "Joy" konnte er erneut sein "Silver Linings"-Traumpaar Jennifer Lawrence und Bradley Cooper plus Filmlegende Robert De Niro vor der Kamera versammeln und packte auch noch einige andere bekannte Namen hinzu. Und auch wenn es diesmal keine Oscars hagelte und es auch nur eine einzige Nominierung bei den vergangenen Academy Awards gab, ist der Film mal wieder starke Unterhaltung geworden.
JOY
Joy Mangano (Jennifer Lawrence) lebt in einem schwierigen Haushalt und ihr Geld geht zur Neige. Sie ist die einzige im Haus, die noch wirklich etwas tut, während ihr Ex-Ehemann Tony (Edgar Ramirez) noch bei ihr im Keller wohnt, welchen er sich bald mit Joys eigensinnigem Vater Rudy (Robert De Niro) teilen muss. Um finanziell wieder auf die Beine zu kommen, entwickelt die clevere Hausfrau einen sich selbst auswringenden Wischmop, den sie in den Handel bringen möchte. Doch das Geschäftsleben ist tückisch, was Joy schon bald am eigenem Leib erfahren muss...
Ein Film über eine Hausfrau, die einen eigenen Mop entwickelt? Es klingt so schnöde und sicherlich auch alles andere als spannend, wobei man natürlich sagen muss, dass diese Rahmenhandlung unter der famosen Regie von David O. Russell nur der Aufhänger zu einem sensiblen, kräftigen und temporeichen Drama ist. Im Zentrum stehen die Charaktere, denen Russell etliche spannende und auch belustigende Seiten aufzeichnet und die wir somit im Verlauf schnell lieben oder hassen lernen. An der Spitze steht hier natürlich die für diese Darstellung erneut oscarnominierte Jennifer Lawrence, die derzeitige Nummer Eins für die Wahl starker, selbstloser und nicht unterzukriegender Frauen und Frau Lawrence macht ihre Sache hier erneut erwartungsgemäß fantastisch. Ihre Präsenz, wenn sie sich ihren Konkurrenten entgegenstellt, wenn sie drohend die Stimme hebt, wenn ihre Augen förmlich blitzen, ist unvergleichlich und wie sie spielerisch mit den grandios geschriebenen Textzeilen umgeht, das muss man einfach (wieder mal) gesehen haben. Da geht neben ihr sogar ein Robert De Niro unter, der hier dennoch so motiviert und spielfreudig agiert wie eben zuletzt in "Silver Linings". Gerne würde ich diesen Mann öfter so sehen. Für Bradley Cooper bleibt indes weniger Raum, doch auch er kann sich in der Rolle eines talentierten aber auch mal kompromisslosen Geschäftsmannes voll entfalten und sorgt dabei für einige Szenen, die noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Zudem bietet uns Russell mit "Orange is the new Black"-Star Dascha Polanco, Virginia Madsen und Isabella Rossellini einen ganzen Haufen starker Darstellerinnen in beeindruckenden Rollen und einen Edgar Ramirez, der hier neben seinen vergangenen, blassen Auftritten endlich mal richtig gefordert wird und dieser Herausforderung auch standhalten kann. "Joy" ist ein Schauspielerfilm, besonders zugeschnitten auf die grandiose Jennifer Lawrence, die dem Film auch seine richtige Wucht verleiht, doch auch das Drehbuch und die Story an sich verhelfen den Stars zu ihren bravourösen Leistungen. Das Skript glänzt mit tiefer Tragik, aber auch mit sehr viel (auch mal deftigerem) Humor und spricht so viele Gruppen an. Einzig gegen Ende verliert man sich ein wenig in etwas unglaubwürdigem Kitsch und hätte einige doch etwas zu zuckrige Bilder lieber ausgelassen. Allerdings hätte man so wohl auch auf einen der brillantesten Monologe einer Frau in der jüngeren Filmgeschichte verzichten müssen und diesen will ich nun wirklich nicht missen. Einige kleine Hänger gibt es dann gegen Ende aber schon, wenn die titelgebende Joy immer wieder scheitert, um dann doch wieder aufzustehen, doch die minimalen Längen sind hier dann eigentlich auch kaum der Rede wert. Schwerer wiegt da schon, dass einige Figuren dann doch etwas überzeichnet wirken und oftmals ein wenig seltsam handeln, damit das Skript in die richtige Richtung rudern kann. Das schmälert das Vergnügen, dieser unglaublichen Hauptfigur bei ihrem privaten Kampf zuzusehen, aber kaum. Fazit: Jennifer Lawrence spielt sich brillant durch ein spaßiges und bewegendes Stück Tragikomödie und unter der famosen Regie werden einige Handlungsschwächen gut unterdrückt. Definitiv sehenswert!
Note: 2-
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