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Bambi

Walt Disney sagte einst, in Interviews zu seinem 1942 erschienenen Werk "Bambi", dass er Kinder nicht ausschließlich vor dem wahren Schrecken der Welt schützen wolle. Sie müssten verstehen, dass es den Tod gibt, dass es Ängste und böse Menschen gibt... dementsprechend wolle er diese Thematiken in seinen an Kinder und Familien gerichteten Werken auch nicht verharmlosen, auch wenn dennoch stets eine positive und optimistische Botschaft darin stecken sollte. Disney hatte damit sicherlich nicht Unrecht, denn gerade durch Filme können Kinder lernen, was es heißt, in unserer Welt zu leben. Es muss nicht immer alles schön sein und gerade "Bambi" lehrt diese Tatsachen wie kaum ein anderer Film der Disneystudios...

BAMBI


Der junge Hirsch Bambi wird von seiner Mutter im Wald geboren. Schon kurz nach seiner Geburt schließt er enge Freundschaften mit dem kleinen Hasen Klopfer und dem schüchternen Stinktier Blume. Er tobt mit ihnen durch die Jahreszeiten und lernt den Wald kennen. Bald muss Bambi jedoch erkennen, dass das Leben auch Gefahren bietet und lernen, erwachsen zu werden. Als Jäger in das Waldgebiet eindringen, muss Bambi schließlich einsehen, dass es auch dunkle Seiten in dieser Welt gibt und dass er in sich eine Verantwortung trägt, welcher er früher oder später gerecht werden muss...

Der 1942 erschienene und erst durch die nach dem Krieg in Angriff genommenen Wiederaufführungen wirklich Profit machende "Bambi" weist starke Parallelen zu dem 1994 erschienenen Meisterwerk "Der König der Löwen" auf, den ich noch immer als besten Zeichentrick- und gar als einen der besten Filme aller Zeiten ansehe. Tatsächlich nahm man sich bei der Entstehung der Geschichte rund um Simba, Scar und das Geweihte Land etliche Vorbilder bei "Bambi", sodass diese nun klar erkennbar sind. Hüben wie drüben haben wir einen jungen Hauptprotagonisten, der neugierig und mutig durch seine Welt streift, durch einen schweren Schicksalsschlag gezeichnet wird, seine Verantwortung einsehen und um sie kämpfen und schließlich erwachsen werden muss. 
Der Schicksalsschlag, den Bambi hier erleidet, dürfte sicherlich jedem Leser bekannt sein (ebenso wie die grauenvolle, erschütternde Wendung in "Der König der Löwen", die ebenfalls Filmgeschichte schrieb), dennoch werde ich nicht genauer auf das eingehen, was dort wirklich geschieht, nur für den Fall, dass es tatsächlich jemanden auf dieser Welt gibt, der von diesem Handlungsdetail noch nichts weiß. Disney sah sich bezüglich dieser Szene mit Kritikern konfrontiert, die solch ein düsteres Grauen (noch nie starb ein Protagonist auf Seite der Guten innerhalb eines Disney-Streifens, weswegen "Bambi" auch hier Vorreiter war) nicht in einem Film dieser Art erwartet hätten. Disney selbst konterte, wie oben bereits beschrieben, sehr gekonnt und machte "Bambi" schließlich zu einem der größten Klassiker seines Schaffens... laut eigenen Aussagen war es sogar stets sein Favorit unter allen Filmen, die er je gemacht hat. Und dies kann man gut nachvollziehen, denn die Geschichte um den jungen Hirsch, den wir über mehrere Jahreszeiten hinweg begleiten, nimmt in vielerlei Hinsicht eine besondere Stellung ein. 
Neben dem bereits erwähnten Schock im Mittelteil, der Kindern und Eltern Tränen in die Augen trieb und sie zeitweilig sogar zeichnete (auch ich war damals im jungen Alter furchtbar getroffen), erzählt "Bambi" zum Beispiel keine richtige Geschichte mit einem konkreten Ziel. Was Bambis eigentliche Verantwortung ist, darum macht der Film keinen großen Radau und auch darüber hinaus fügen sich hier eher einige Einzelszenen zu einem Werk zusammen. Da tobt Bambi mit Klopfer durch den winterlichen Schnee, lernt gemeinsam mit seiner Mutter die weiten Wiesen kennen und erkennt sich im Schatten seines Vaters, dem Fürsten des Waldes. Alle Szenen sind für sich genommen ebenso großartig wie visuell eindrucksvoll, getragen von einem grandiosen Soundtrack, doch auch zusammen ergeben sie einen guten Drive. 
Disney unterließ die für Zeichentrickfilme eigentümlichen Übertreibungen und versuchte, die Bewegungen der Tiere so realistisch wie möglich zu konzipieren. Dank dieses Kniffs haben wir tatsächlich den Eindruck, als würden wir 70 Minuten lang Teil des Waldes sein und seine Bewohner beobachten, weswegen uns einige extrem düstere und auch überraschend brutale Szenen (Eltern sollten sich tunlichst genau überlegen, wann genau sie ihren Kindern dieses Werk zeigen möchten) umso mehr treffen. Daneben gibt es aber natürlich auch noch genügend bunte Szenarien und mit Klopfer und Blume zwei wunderbare, spaßige Sidekicks, um Jüngeren die Freude am Film nicht gänzlich durch Tränen und Gänsehaut zu vermiesen. Es ist eben einfach eine sehr gute Mischung, die Walt Disney hier mit Mut und Eigensinn erschaffen hat!
Fazit: "Bambi" erzählt eine ebenso mutige wie bewegende Geschichte über das Erwachsenwerden und Verantwortung, wartet dabei mit sehr düsteren und traurigen Szenen als auch mit lustigen Figuren und tollem Humor auf. Ein wunderbarer Disney-Klassiker, der auch heute noch zu Tränen rührt!

Note: 2




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