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Friedhof der Kuscheltiere

"Friedhof der Kuscheltiere" war das erste Buch aus der Feder von Stephen King, welches ich jemals gelesen habe - als damals vierzehnjähriger Jungspund, der noch nicht wirklich viel von Literatur und Film verstand. Ich erwartete Horror pur, erhielt ihn nicht unbedingt wie erwartet und war dementsprechend vom Buch als auch von der Verfilmung enttäuscht. Nun bin ich elf Jahre älter und verstehe sicherlich sehr viel mehr von Filmen und so war es an der Zeit, dem Werk noch einmal eine Chance zu geben und mit anderen Erwartungen fernab der Horror-Klischees heranzugehen. Doch auch so betrachtet ist "Friedhof der Kuscheltiere" schlichtweg kein guter Film...

FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE


Die Familie Creed zieht raus aufs Land, direkt an eine enorm stark befahrene Straße, auf der große Lastwagen nur so vor sich hinrasen. Der alte, schrullige Nachbar Jud Crandall (Fred Gwynne) warnt Familienvater Louis (Dale Midkiff) noch, doch das Unglück geschieht schnell. Die Katze der Familie wird überfahren und Louis fürchtet sich vor der Reaktion seiner kleinen Tochter Ellie (Blaze Berdahl). Bevor sie es erfährt, rät Jud, das Tier auf dem nahen Indianerfriedhof zu begraben. Louis hinterfragt diesen Tipp nicht länger und tut wie ihm befohlen. Am nächsten Tag ist die Katze quicklebendig... und auch beängstigend aggresiv.

Stephen King ist generell kein großer Fan der Verfilmungen seiner Bücher - dass er allerdings die absolut grauenvolle TV-Adaption seines genialen Romans "ES" als hervorragend ansieht, während er den als Klassiker geltenden "Shining" furchtbar findet, lässt vielleicht auch vermuten, dass er keine große Ahnung von Filmen hat. Generell sind viele der Verfilmungen, die auf Kings Werken basieren, nicht sonderlich gelungen - "Friedhof der Kuscheltiere" genießt allerdings bis heute eine Art Kultstatus und wird gerade von Horrorfans geliebt. So gut ist der Film nun allerdings tatsächlich nicht und fabriziert das eigentlich sehr persönliche und erschütternde Drama, um welches sich die Handlung im Kern dreht, in eine arg konventionelle Schreckensstunde. 
Dass die Regisseurin Mary Lambert von den eigentlich sehr tiefen Plots der Geschichte wenig versteht, zeigt sich bereits in einer arg banalen Inszenierung, die recht altbacken und gehemmt wirkt, über manch gefühlvolle und sentimentale Zwischenfälle rasant hinweghuscht, um die Horrorszenarien der Vorlage in aller Länge auszuwalzen. Das wirkt durchaus wie gewollt, aber eben nicht so gut gekonnt und gruselt daher viel zu selten, da die subtilen Spannungs- und Schreckenmomente der Vorlage zugunsten des doch eher lauten Horrors wegfallen müssen. Bezeichnend dafür ist der Showdown des Films: Die starken und tieftreffenden Wendungen, die King sich dafür bereits in seinem Roman einfallen ließ (an den sich die Verfilmung auch recht eng hält), kann sich der Film an sich nicht auf die Kappe schreiben, denn die gab es eben schon vorher. Das Finale an sich zeigt dann jedoch, wie man es nicht machen sollte: Der Schock-Faktor wird bis aufs Oberste degradiert, wirkliche Spannung will dabei aber nicht aufkommen. 
Die Schauspieler mühen sich dabei redlich, scheinen mit der inneren Zerrissenheit ihrer Figuren angesichts der enormen Tragödien, die diese wegstecken müssen, aber schlichtweg überfordert. Der einzige, der noch so etwas wie rustikalen Charme offenbart, ist Fred Gwynne als sehr sympathischer Nachbar, der auch so etwas wie den Erklärbär des Filmes mimt, dabei aber stets auf sehr angenehme Weise undurchsichtig bleibt. Der Rest, über die doch eher mittelmäßigen Kinderdarsteller bis hin zum von Dale Midkiff und "The Walking Dead"-Star Denise Crosby dargestellten Ehepaar in den Hauptrollen, bleibt doch arg blass - und wenn sich ein Charakter plötzlich von Gefühlen überwältigt fühlt, wird es durch die sehr laute und klischeehafte Inszenierung auch mal bisweilen unfreiwillig komisch. Dennoch scheitert "Friedhof der Kuscheltiere" nicht vollständig: In einzelnen Momenten macht sich doch noch eine sehr subtile Spannung breit, was besonders für den betulich langsamen Aufbau des Schreckens gilt. Auch manch ein Subplot, welcher die Charaktere näher beschreibt, hat es in sich. Die altbackene Inszenierung steht der wirklichen Angst zwar im Weg, dennoch erreichen die Macher hier deutlich mehr, als man ihnen zuvor zutrauen wollte und leben auch mit einigen herben Konsequenzen der bitteren Vorlage.
Fazit: Aus heutiger Sicht wirkt diese King-Verfilmung doch arg altbacken und klischeehaft. Der subtile Horror der Vorlage wird zum lauten Mega-Schrecken, wobei Spannung weitestgehend nicht auffindbar ist. In Einzelszenen gelingt es den Machern aber immer wieder, den angenehmen Grusel und die Tragik der Geschichte greifbar zu machen.

Note: 4+




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