Momentan sehe ich mir zum zweiten Mal die Serie "Breaking Bad" an und muss sagen, dass ich sie noch immer so gut finde, wie vor zwei Jahren, als ich sie zum ersten Mal sah - der zweite Platz in den Serien-Top-Ten ist ihr nach "Lost" noch immer sicher. Das Thema des Drogenhandels ist auch im Kino weiterhin ein unersättliches und bekam vielleicht durch Walter White und Jesse Pinkman gar einen neuen Aufschwung. In diesem Herbst schwingt sich auch Tom Cruise in den Kreis der berühmten Verbrecher auf, indem er Barry Seal spielt - einen Piloten, der in den 80ern Drogen und Waffen für die CIA und Pablo Escobar transportierte...
BARRY SEAL
Ende der 70er arbeitet Barry Seal (Tom Cruise) als angesehener Pilot und übernimmt dabei auch die ein oder andere illegale Fracht... bis ihm der CIA-Angestellte Monty Schafer (Domhnall Gleeson) ein Angebot macht. Er soll Drogen schmuggeln und dafür auch mit dem berüchtigten Geschäftsmann und Verbrecher Pablo Escobar in Nicaragua zusammenarbeiten. Das Geschäft boomt schon bald und Seal verdient sich eine goldene Nase bei seinen illegalen Aktivitäten. Doch später werden auch die Behörden auf ihn aufmerksam und der Verdacht seiner Geschäftspartner macht sein Überleben auch nicht unbedingt leichter...
Diese Geschichte hat sich so, abgesehen von einigen kleineren, kreativen Freiheiten, tatsächlich so zugetragen - und das ist umso unglaublicher, wenn man sich das Geschehen auf der Leinwand dann tatsächlich so ansieht. Wie die damalige Politik, die CIA und gar der Gouverneur mit den Taten des schon bald berüchtigten Barry Seal umging, das kann man sich kaum vorstellen, so verrückt ist die ganze Prämisse, und dennoch soll es tatsächlich so gewesen sein. Obwohl die Thematik über den Drogenschmuggel, Betrug, Waffenhandel und Geldwäsche an sich gar nicht so witzig ist, inszeniert "Edge of Tomorrow"-Regisseur das Werk dennoch als klare Satire, inszeniert seine Hauptfigur etwas überspitzt und lässt genügend Raum für Humor-Elemente. Das passt insofern ziemlich gut, da diese Geschichte eben auch im realen Rahmen so verrückt und unglaublich ist, dass man bereits an ihrem wahren Inhalt zweifeln möchte, dementsprechend funktioniert der Film als Komödie doch sehr solide.
Wirklich spannend wird es indes aber nie, da "Barry Seal" seine Geschichte, wie in solch Biopic-artigen Werken oft geschehen, doch arg gehetzt und mit enormen Zeitsprüngen vorträgt. Die Jahre, die streckenweise nach nur zwei Szenen erneut vergehen, lassen sich eigentlich nur am Wachstum von Seals Kindern wirklich feststellen, die Hauptdarsteller selbst scheinen aber keinen Deut zu altern und generell funktioniert der ständige Sprung mehrere Jahre in die Zukunft nicht wirklich. Oft habe ich mich gefragt, was denn dazwischen passiert ist, aber dafür lässt sich der Film keine Zeit, springt lieber wieder zum nächsten kleinen Spektakel, lässt Seal mit viel Krach mitten in der Innenstadt notlanden und ihn gleich mehrfach der Polizei entwischen.
Eine glaubwürdige Charakterentwicklung leidet unter diesem hohen Tempo und schon zu Beginn wird eigentlich nie richtig klar, wieso genau Seal sich auf die vagen Vorschläge und Unterbreitungen des mysteriösen CIA-Agenten einlässt... er nickt dies einfach nur ab, bringt sich selbst in enorme Gefahr und freut sich anschließend über das viele Geld. Nun könnte man die Hauptfigur ebenfalls als geldgierigen, zumeist recht cleveren und gewitzten Verbrecher abstempeln, aber das wäre mir persönlich zu wenig - leider gibt uns Liman aber darüber hinaus nur wenig, was wir Seal wirklich anheften könnten. Mit den anderen Figuren sieht es nicht viel besser aus, viele von ihnen bleiben reine Abziehbilder und besonders Seals Familie bleibt maßlos unterbeschäftigt. Die Beziehung zu seiner Frau durchläuft zwar Höhen und Tiefen, eine Szene später sind sämtliche Konflikte aber doch rasch wieder hinfortgewaschen, heilen Geld und Reichtum doch eh alle Wunden.
Nein, sonderlich tief schürft der Film hier nie und präsentiert uns stattdessen eine abgedrehte Geschichte mit spaßigen Einzelszenen, die jedoch nie wirklich an Fahrt gewinnt und eher einzelne Stationen abhakt, als diese wirklich sinnig zusammenzubringen. Für "Mission: Impossible"-Star Tom Cruise ist dies natürlich eine erneute One-Man-Show, die er mal wieder stark stemmt. Für solche Charaktere ist Cruise sichtlich geboren, dementsprechend agiert er als Barry Seal auch mit ordentlich Laune, überzieht nicht und offenbart auch ein herrliches Comedy-Timing. Die restlichen Darsteller, darunter "Harry Potter"-Star Domhnall Gleeson und "X-Men"-Mutant Caleb Landry Jones werden von Cruise locker überstrahlt, auch wenn hier sichtlich keiner negativ auffällt.
Fazit: Der Film bringt uns seine recht oberflächlich gezeichnete Hauptfigur nicht wirklich nahe, hakt seine amüsante Geschichte in Einzelstationen ab und kommt nie wirklich in einen spannenden Schwung. Dafür bietet Tom Cruise erneut eine starke Leistung und kann endlich wieder einige komödiantische Elemente voll ausloten.
Note: 3-
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