Ich gehöre nicht zu den größten Fans von Steven Soderbergh. Man kann ihm sicherlich zu Gute halten, dass er sich nicht den Konventionen des Mainstreams beugt und eisern sein Ding durchzieht - wie beispielsweise in dem brillant gespielten, aber nicht durchgehend gut inszenierten "Liberace" gesehen - dennoch blieben mir seine Werke oftmals fern. Das gilt auch für die gefeierte "Ocean's Eleven"-Trilogie (die Kritiken zu allen drei Teilen sind für meinen Blog bereits geschrieben und werden in nächster Zeit hier online kommen), die mich zwar amüsierte, bei der aber auch das verschleuderte Potenzial sichtbar wurde. Dass sich Soderbergh nun erneut auf einen Plot rund um einen genialen Coup und einen gefährlichen, trickreichen Raub verließ, ließ mich zweifeln und auch die Trailer zu "Logan Lucky", die in meinem Stammkino rauf und runter gespielt wurden, ließen mich eher gehemmt denn wirklich erwartungsfreudig zurück. So nahm ich mit geringen Erwartungen in der Vorstellung des neuesten Soderbergh-Streifens Platz...
LOGAN LUCKY
Als Jimmy Logan (Channing Tatum) seinen Job verliert und somit in Gefahr kommt, seine bei seiner Ex-Frau Bobbie (Katie Holmes) lebenden Tochter nicht mehr genug umsorgen zu können. Um das zu verhindern plant er Jimmy gemeinsam mit seinem Bruder Clyde (Adam Driver) einen waschechten Coup: Er möchte den Tresor eines Nascar-Rennens ausrauben, während alle Wachleute von der großen Rennveranstaltung abgelenkt sind. Um an das Geld heranzukommen, brauchen die beiden jedoch die Hilfe ihres alten Kumpanen Joe Bang (Daniel Craig)... und der soll noch für mehrere im Monate im Gefängnis versauern.
Ganz so schlimm ist es dann letzten Endes doch nicht gekommen. Erwartungsgemäß ist "Logan Lucky" kein richtig guter Film - von den teils sehr überschwänglichen Kritiken sollte man sich also vielleicht nur zu sehr blenden lassen. Meinen Spaß habe ich dennoch über weite Strecken gehabt, auch wenn Steven Soderbergh nie darauf aus ist, große Lacher im Publikum zu zünden. Der Witz entsteht dabei weniger durch die Situationen an sich, sondern durch die durchweg skurillen Charaktere, die mit viel Spielfreude dargeboten werden. Das Zusammenspiel der beiden Brüder mit dem inhaftierten Joe Bang sowie einigen anderen kleinen und großen Rollen sorgt tatsächlich für eine amüsante Grundstimmung und gerade im Mittelteil, wenn der lange geplante Coup ins Rollen kommt, auch für einige Lacher.
Zuvor kommt "Logan Lucky" tatsächlich aber nur etwas schwerer in Gang. Zwar verzichtet Soderbergh auf klischeehafte Charaktere, gibt den Figuren sogar als Begründung ihres Coups recht wenig an die Hand, lässt sie eher einfach mal "machen", dennoch hätte man dem Film zu Beginn etwas mehr Tempo gewünscht. Flotte Dialoge und manch nette Einzelszene täuschen immerhin über einige Längen hinweg, auf der Storyebene ist "Logan Lucky" dann aber nicht so besonders, alsdass man ihn tatsächlich auch nochmal an die Zwei-Stunden-Grenze bringen musste. Sobald der Film jedoch an Tempo aufnimmt und damit beginnt, seine zuvor sehr wirkungsvoll eingeführten Figuren auf einen Nenner zu bringen und ihnen ein Ziel zu geben, dann kennt auch der Spaß, den man bei "Logan Lucky" haben soll, kaum noch Grenzen. Logisch hinterfragen sollte man das Ganze besser nicht, auch an Tiefe liegt Soderbergh nicht viel, er möchte seine Figuren einfach nur in gewitzten Dialogen und manch herrlich abgedrehter Situation aufeinanderprallen lassen... und dies gelingt ihm sehr gut.
Die Schauspieler haben unter seiner Feder offensichtlich auch viel Freude daran, hier mal wirklich die Sau rauszulassen. Channing Tatum, der mit Soderbergh bereits das Stripper-Drama "Magic Mike" drehte, verhält sich als Dreh- und Angelpunkt des ganzen Chaos' noch am normalsten, während sein Filmbruder Adam Driver sehr nuanciert und witzmäßig treffsicherer agiert. Neben vielen großen Namen in kleinen, oftmals gar verzichtbaren Rollen (der Part von "Fantastic Beasts"-Star Katherine Waterston bleibt doch eher schal und auch Hilary Swank bekommt erst spät etwas zu tun) sticht jedoch ganz besonders Daniel Craig hervor. Craig, der bald erneut zum wahrscheinlich letzten Mal als James Bond auftreten wird, genießt es hier offensichtlich, einmal auf der komplett abgedrehten Humor-Ebene zu fahren - er albert nicht bloß herum, sondern beweist auch ein herausragendes Comedy-Timing sowie nuancierte Gewitztheit im Angesicht dieses beinahe unmöglichen Coups. Craig rettet dabei auch einige ordentlich langatmige und entschleunigte Szenarien allein durch seine Präsenz und ist dabei das klare Kernstück dieser Gauner-Komödie.
Das Tempo ist dabei niemals wahnwitzig hoch, aber hält dennoch stets bei der Stange... bis zum Schluss. Denn ein richtiges Ende konnte Soderbergh hier anscheinend nicht finden und so klatscht er im letzten Drittel einfach für jede Figur noch eine Szene heran, in bester "Rückkehr des Königs"-Manier nehmen wir von jedem noch einmal Abschied, bis man sich so langsam in den Abspann hineinschlängelt, obwohl die eigentliche Geschichte schon viel eher endete und danach auch nichts wirklich Wichtiges mehr zu erzählen hat.
Fazit: "Logan Lucky" lebt ganz besonders von seinen spielfreudigen Darstellern und den von ihnen dargebotenen, skurill-liebenswerten Charakteren. Auf Story-Ebene ist Soderbergh hingegen kein Meisterwerk gelungen, nimmt er scih doch zu viel Zeit für seinen auf Tiefen-Ebene sehr einfach gestrickten Plot.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen