Bislang hat Matthew Vaughn die potenziellen Fortsetzungen seiner extrem erfolgreichen Werke stets einer anderen Hand überlassen. Dem "X-Men"-Franchise fügte er mit "Erste Entscheidung" den bis heute besten Beitrag hinzu, überließ die anschließenden Sequels jedoch Bryan Singer, während er die Verantwortung für die "Kick-Ass"-Fortsetzung ebenfalls abgab. Dass Vaughn sich also nun dazu entscheidet, seinen Überraschungserfolg "Kingsman" nicht nur mit einem zweiten Teil fortzusetzen, sondern auch direkt eine Trilogie zu planen, die er letzten Endes vollständig inszenieren wird, ist schon etwas Besonderes und war sicherlich ein Grund, sich auf "The Golden Circle" zu freuen...
KINGSMAN - THE GOLDEN CIRCLE
Eine neue Bedrohung tritt auf den Plan: Die hinterlistige Unternehmerin Poppy (Julianne Moore) bestäubt alle illegalen Drogen auf dem Markt mit einem Gift - das Gegenmittel möchte sie aber nur rausrücken, wenn der amerikanische Präsident (Bruce Greenwood) zustimmt, die Drogen zu legalisieren. Die Kingsman, welche sich bereits zuvor mit Poppy's Unternehmen, dem "Golden Circle" befasst haben, werden flux ausradiert und die Überlebenden Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) müssen sich, einem Hinweis nachjagend, nach Amerika aufmachen, um sich mit ihren Mitstreitern von den "Statesmen" zusammenzuschließen und gegen den übermächtigen Feind vorgehen zu können. Dort treffen sie nicht nur neue Verbündete, sondern auch einen alten, längst totgeglaubten Bekannten...
Dieser Rückkehrer aus dem ersten Teil ist natürlich bereits aus dem Trailer bekannt und "The King's Speech"-Star Colin Firth ist nicht das einzige bekannte Gesicht, welches wir nun wiedersehen dürfen. Firth tritt erneut wunderbar selbstironisch auf, während Taron Egerton in der Hauptrolle weiterhin enorm viel Charme verbreitet und genau den richtigen Grad zwischen Coolness und plappernder Kindsköpfigkeit trifft. Auch "Sherlock Holmes"-Bösewicht Mark Strong ist mit dabei und sorgt diesmal für einiges am emotionalen Ballast, während sich Fans des ersten Films auch über die Rückkehr von Edward Holcroft als diesmal auf der falschen Seite des Gesetzes stehender Charlie und natürlich auch Sophie Cookson als Eggsys Verbündete Roxy freuen dürfen.
Neue Gesichter gibt es ebenfalls eine Menge, anders als es die Trailer suggerieren übernehmen Jeff Bridges und der mit "Logan Lucky" ebenfalls zur Zeit in den Kinos laufende Channing Tatum aber nur überschaubare Rollen, während den neuen Damen und einem bekannten Serienstar mehr Zeit zukommt: "Game of Thrones"-Star Pedro Pascal sorgt dabei dank seines elektrischen Lassos für einige sehr coole Action-Momente, Halle Berry macht ihren Job durchaus solide und die für "Still Alice" mit dem Oscar prämierte Julianne Moore hat sichtlich Spaß daran, hier einmal eine wahnsinnige Antagonistin zu geben. Im Vergleich zum herrlich abgedrehten und sensiblen Samuel L. Jackson aus dem Vorgänger steckt Moore jedoch zurück, da die eigentlichen Ziele ihrer Figur doch eher schwammig bleiben und sie doch ein wenig zu durchgeknallt rüberkommt, um wirklich bedrohlich zu wirken.
Bedrohung erscheint eher durch den "Golden Circle" an sich, wobei die Handlung sich auch erneut nicht zu schade ist, einige prägnante Figuren aus dem Spiel zu nehmen. Der Mix aus streckenweise doch ziemlich heftiger Dramatik und der völlig überdrehten Spionage-Geschichte funktioniert dabei weiterhin, lässt uns mal schwer schlucken und schließlich wieder laut lachen. Ganz so charmant und kurzweilig wie der erste Film ist Teil 2 aber dennoch nicht geraten, da die Story bisweilen eher ausgelatschte Pfade betritt und im Mittelteil auch mal den ein oder anderen Hänger bietet, streckenweise gar vorhersehbare Wendungen bietet. Das macht alles, auch dank teils sehr treffsicherer Dialoge und erneut grandioser Actionszenen, die sogar dem Finale des Erstlings locker Konkurrenz machen, sehr viel Spaß... der Funke springt aber nicht über.
Dass die Macher nach dem "Höher, Schneller, Weiter"-Prinzip für Blockbuster-Sequels verfahren, war klar und gelingt hier eigentlich auch ganz gut, da man die Actionszenen doch passend über die 140 Minuten verteilt und das Ganze nicht zu einem einzigen Krachbumm-Brimborium macht. Gerade die erste Hälfte bietet hingegen einige unerwartete Charakter-Momente, die zwar nicht immer ganz gelenk wirken, dem Film aber eine Tiefe bescheinigen, die man nach den irrwitzigen Trailern so nicht unbedingt erwarten konnte. Und bis zum spektakulären Showdown, der es in Sachen Action und Brutalität nochmal richtig krachen lässt, hat man sich immerhin auch nie ernsthaft gelangweilt... und das will was heißen, bei fast zweieinhalb Stunden Laufzeit für einen überdrehten Spionage-Thriller. Nein, Matthew Vaughn hat auch hier wieder einen guten Job gemacht und verliert sein erstes Sequel-Projekt nie aus den Händen. Der geplante dritte Teil darf also gerne kommen... und dann vielleicht auch wieder mit dem Original mithalten.
Fazit: "The Golden Circle" kann den Charme des fantastischen Erstlings nicht ganz zurückholen, dafür ist die Story doch ein wenig zu albern. Fantastische Actionszenen, charmante Darsteller und einige Momente beeindruckender Tiefe und Härte sorgen aber dennoch für 140 Minuten gute Blockbuster-Unterhaltung.
Note: 3+
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