Direkt zum Hauptbereich

Wie ausgewechselt

Körpertausch-Komödien gab es schon so einige und generell kann dieser Grundplot natürlich auch funktionieren, wenn man es richtig angeht. Allerdings ist eine Grundidee eben auch nur dann gut, wenn man wirklich etwas daraus macht. So hatte der erste "Hangover" eine fantastische Idee, die dann auch über die komplette Laufzeit sehr gut genutzt wurde... dass das nicht immer der Fall sein muss, zeigte bereits die erste Fortsetzung, welche die selbe Idee und die wesentlich miesere Umsetzung im Gepäck hatte. "Wie ausgewechselt" schlägt leider in letztere Kerbe und weiß dahingehend leider kaum zu überzeugen...

WIE AUSGEWECHSELT


Dave Lockwood (Jason Bateman) ist ein Arbeitshengst und kurz davor, einen wichtigen Deal seiner Firma unter Dach und Fach zu bringen. Dabei kommt der Spaß des Lebens ebenso zu kurz wie seine Familie, was Ehefrau Jamie (Leslie Mann) stört. Daves bester Freund Mitch Planko (Ryan Reynolds) hingegen lebt den Männertraum: Als Schauspieler arbeitet er kaum, kifft dafür viel und hat beinahe jeden Abend eine andere heiße Frau im Bett. Dennoch sind beide Männer unzufrieden und wünschen sich, während des Urinierens in einen Brunnen, das Leben des anderen. Der Wunsch geht am nächsten Morgen tatsächlich in Erfüllung und beide finden sich im Körper des jeweils anderen wieder und sind nun damit überfordert, das Leben ihres jeweiligen besten Freundes in den Griff zu bekommen...

Die Idee ist beinahe so alt wie das Filmgeschäft, was die Macher dieser Komödie aber nicht davon abhält, sie einfach noch einmal aus der alten Schublade zu holen: Was würde passieren, wenn wir uns plötzlich im Körper unseres besten Freundes wiederfinden würden und sein Leben leben müssten? So ziemlich jeder, der entscheidet, zwei Stunden seiner Lebenszeit für "Wie ausgewechselt" zu opfern, dürfte wissen, worauf er sich dabei einlässt und es ist schon erschreckend, dass den Machern auch nicht mehr als das eingefallen ist, was der Zuschauer eh schon die ganze Zeit im Kopf hat. Da muss der verheiratete Ehemann im Körper seines besten Freundes plötzlich mit wildfremden Frauen schlafen, während der verantwortungslose Mitch urplötzlich die Verantwortung eines gigantischen Firmen-Deals übernehmen muss. 
Natürlich kommt es dabei zu einigen Konflikten und sogar die Freundschaft der beiden Männer steht zeitweilig auf der Kippe, bevor sich all dies doch noch (das kommt wohl keinem Spoiler gleich, denn es dürfte jedem klar sein) in Wohlgefallen auflöst und die Protagonisten sich, alle mit der nötigen Moral ausgestattet, glücklich in die Arme fallen dürfen. Der Weg hin zu diesem schmalzigen Happy End ist jedoch ein langer und dieser führt durch jede Menge arme und unlustige Gags, wobei mindestens zwei Drittel darauf beruhen, dass Körperflüssigkeiten herumgeschleudert, nackte Tatsachen präsentiert oder Klogänge vollzogen werden. Das ist dann ebenso lustig wie es sich hier liest: Gar nicht. Bei jedem zehnten bis fünfzehnten Gag fällt dann auch mal ein kleiner Lacher ab, ansonsten ist jedoch nicht einmal ein Schmunzler drin - ein Todesurteil für das Genre der Komödie. Anscheinend ist den Machern für diese altbekannte und müde Konstellation aber eben auch nicht viel eingefallen, weswegen sie auf den verachteten, beim Mainstream-Publikum aber noch immer beliebten Fäkalhumor zurückgreifen. Clevere Wortwitzchen oder gut getimten Slapstick sehen wir hier nur sehr selten, weswegen einfach laut drauflos gejoket wird, was durchgehend bemüht wirkt.
 Selbst die beiden Hauptdarsteller, normalerweise zwar kein Garant aber immerhin eine Möglichkeit für spaßige Comedy-Unterhaltung, wirken hier ein wenig verloren. Ryan Reynolds scheint nach gut der Hälfte bemerkt zu haben, in was für einem muden Komödchen er hier eigentlich mitspielt und agiert semi-lustig auf Autopilot, während sich Jason Bateman artig seinem Schicksal ergibt und im Grunde die gleiche Rolle spielt, die er auch schon in anderen, aber weitaus besseren Comedys wie "Kill the Boss" oder "Hancock" dargeboten hat - von mutigem Spiel kann hier jedenfalls keine Rede sein. Alan Arkins nichtssagende Nebenrolle gibt dabei ebenso Rätsel auf wie die Besetzung von Olivia Wilde als heiße Kollegin, die hier im Grunde auch nur auf ihre optischen Reize reduziert wird und neben den fluchenden und hektisch agierenden Männern untergeht. Das es zwischendrin ein paar nette Szenen gibt, fällt da leider kaum mehr auf, da das nächste Ärgernis bereits nicht weit ist. Immerhin macht man die Brunnenhandlung gegen Ende mit einer recht spaßigen Szene noch einmal rund, doch wirklich viel helfen tut dies bei dieser fäkalbehafteten und dennoch, trotz vieler nackter Tatsachen, erstaunlich prüden und unbeholfenen Komödie leider nicht mehr.
Fazit: Müde Komödie, die sich auf Fäkalhumor und Klamotten besinnt und dabei jeglichen Witz verspielt. Die Schauspieler wirken unterfordert und gelangweilt und die Handlung kommt nie richtig in Schwung, wirkt fade und einfallslos.

Note: 4



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid