Direkt zum Hauptbereich

Dornröschen (1959)

Mit "Cinderella" entschied sich Walt Disney bereits 1950 für eine Märchenvorlage von Charles Perrault. Damals landete man mit dieser Entscheidung einen großen Erfolg, weswegen Disney entschied, 1959 mit "Dornröschen" eine weitere Märchenadaption von Perrault herauszubringen. Diese Verfilmung kam zudem als zweiter Disney-Film nach "Susi und Strolch" 1955 im Breitbildformat in die Kinos, was die störenden Balken zur rechten und linken Seite von heutigen DVD-Fassungen beseitigt und dabei, auch dank eines neuen, gewagten Zeichenstils, für wunderbare Bilder sorgt...

DORNRÖSCHEN


Am Tag ihrer Geburt wird die Königstochter Aurora von der bösen Hexe Malefiz mit einem schrecklichen Fluch belegt. Am Tag ihres sechzehnten Geburtstages soll sie sich am Rad einer Spindel in den Finger stechen und in einen ewigen Schlaf fallen. Aus Angst schickt der König Aurora mit seinen drei guten Feen fort und lässt seine Tochter schweren Herzens bei ihnen aufwachsen, um ihre Identität vor Malefiz zu verschleiern. Als Aurora älter wird, lernt sie im Wald den ihr versprochenen Prinzen Philipp kennen und verliebt sich in ihn. Dadurch wird Malefiz erneut auf die jugendliche Schönheit aufmerksam und nimmt ihren Plan wieder auf...

Zuerst fällt auf, wie wunderschön "Dornröschen" gezeichnet ist. Man verabschiedete sich hier von den weitaus freundlicheren, runderen Formen, die seit "Schneewittchen und die sieben Zwerge" gang und gäbe in den Disney-Produktionen waren, lässt die Figuren zu Großteilen kantiger und härter erscheinen. Dies gibt dem ganzen Film eine gewisse Härte und auch eine Düsternis, die natürlich zu Großteilen von Malefiz selbst ausgeht, sicherlich eine der unglaublichsten Antagonistinnen der Disney-Geschichte. In der grandiosen Videospielreihe "Kingdom Hearts" nimmt sie unter all den Disney-Feinden sogar noch eine größere Extrarolle ein, was sicherlich dafür spricht, dass sie einer der bösesten und unvergessensten Villains aller Zeiten ist. Sie dürfte auch schuldig sein, dass dieser Film, im Gegensatz zu ebenfalls sehr düsteren Werken wie "Pinocchio" und "Bambi", erst ab sechs Jahren freigegeben wurde, denn gerade im mittlerweile weltweit bekannten Showdown, wenn sich Malefiz in einen feuerspeienden Drachen verwandelt, geht es richtig zur Sache. 
Zuvor erzählt "Dornröschen" eine sehr hübsche Liebesgeschichte, die besonders durch manch eine Verstrickung lebt, dabei aber auch in die Länge gezogen wird. Dass sich Philipp und Aurora ineinander verlieben, aber nicht wissen, dass sie sich versprochen sind, dementsprechend dann die Eltern der beiden auf die Barrikaden gehen, da sie nur von neuer Liebe hören und ihre Heirat in Gefahr glauben... das hat einen gewissen Humor, es zeugt aber auch davon, dass es hier keinen echten Konflikt gibt und man die ansonsten eben eher dünne Geschichte etwas strecken muss, um noch genug Material für einen abendfüllenden Spielfilm zusammenzubekommen. Dementsprechend dürfen dann auch die drei guten Feen als sympathische Sidekicks einige Zaubershows zum Besten geben und es gibt einen Ausblick in Malefiz' Schloss... in welchem ihre Diener als Schweine und Krähen leben. 
Das ist alles in Sachen Story keine große Kunst, aber dank der tollen Bilder, der wunderschönen Musik (Tschaikowskys berühmtestes Thema fügt sich hier unglaublich gut ein) und der fantastischen Zeichnungen unterhält es dennoch. Im direkten Vergleich mit den ebenfalls auf Märchenvorlagen basierenden Prinzessinnen-Geschichten "Schneewittchen und die sieben Zwerge" und "Cinderella" fehlt es "Dornröschen" jedoch ein wenig an den neuen Ideen und auch ein wenig an Witz und Charme. Die Geschichte bleibt ebenso vorhersehbar wie geradlinig und wird dadurch niemals wirklich spannend. Das ist dann insgesamt nicht schlecht, reicht aber auch nicht für ein neues Disney-Meisterwerk...
Fazit: Wunderschön gezeichnet und sehr schön inszeniert weiß "Dornröschen" durchaus mit Witz und Romantik zu gefallen. Die Geschichte kommt indes dünner daher und muss sich strecken, um auf abendfüllende 76 Minuten zu kommen, was man dem Werk ab und zu anmerkt.

Note: 3+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se